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Kinderschutzprojekt Notinsel

Die Initiative Notinsel ist ein Projekt der Stiftung Hänsel+Gretel in Karlsruhe. Ziel des Netzwerks ist es, die Straßen für Kinder sicherer zu machen. Denn leider gibt es vielfältige Formen von Gewalt, denen Kinder zum Beispiel auf ihrem Schulweg ausgesetzt sind: Prügel oder "Abziehen" durch größere oder stärkere Mitschüler, ausländerfeindliche Pöbeleien oder sexuelle Übergriffe von Erwachsenen. In solchen Fällen, aber auch bei familiärer Gewalt, können sich verängstigte Kinder während der Öffnungszeiten dann in die nächste Notinsel als ersten sicheren Anlaufpunkt flüchten.

"Sie haben doch auch Kinder ...", sprach mich kürzlich eine der netten Angestellten aus dem Team meiner Stammapotheke im Hamburger Stadtteil St. Georg an. "Ja, eine Tochter - warum?" "Unsere Apotheke gehört jetzt zu den Notinseln - das sind Anlaufstellen für Kinder, die sich bedroht oder belästigt fühlen." Es folgte eine kurze Information über die Hintergründe dieses Netzwerks, an dem sich in Hamburg schon diverse Geschäfte und Institutionen beteiligen, darunter auch viele Apotheken. Beim Hinausgehen habe ich mir gleich das Notinsel-Zeichen an der Eingangstür angeschaut. Es soll den Kindern signalisieren: "Hier bist du sicher. Hier nimmt jemand deine Ängste ernst und kümmert sich um dich!" Noch ist meine Tochter zwar zu klein, um sich allein durch die Stadt zu bewegen. Aber ich werde ihr das Zeichen trotzdem bei nächster Gelegenheit schon einmal zeigen und erklären.

Kommunale Träger

Bundesweit beteiligen sich zurzeit 28 Städte (siehe Kasten). In jeder der beteiligten Städte gibt es einen städtischen oder gemeinnützigen Träger, der die Netzwerkpartner koordiniert. Die beteiligten Geschäfte brauchen dafür kein psychologisch ausgebildetes oder speziell geschultes Personal - es reicht, wenn alle MitarbeiterInnen über das Projekt informiert sind, im Ernstfall ein offenes Ohr für die Kinder haben und wissen, an welche Stelle sie sich für eine evtl. notwendige qualifizierte Betreuung wenden müssen. Dafür bekommen die Notinsel-Partner eine klare und einfache Handlungsanweisung.

Infos im Netz

Hintergründe, Infos für Eltern und Kinder - u. a. ein Spiel zum Thema sicherer Nachhauseweg - sowie eine Übersicht über die bisher beteiligten Städte mit allen Partnern und Anlaufpunkten findet man im Internet unter www.notinsel.de.

Und noch eine persönliche Bemerkung: Als Kundin bin ich froh und dankbar für solch eine Betreuung durch meine Stammapotheke - auch über die unmittelbaren pharmazeutischen Fragen hinaus. Eine Versandapotheke könnte dies nicht leisten.

In diesen Städten gibt es schon Notinseln

Bad Dürkheim, Bochum, Bruchsal, Brühl, Calw, Eberbach, Erfurt, Forst, Gelsenkirchen, Hamburg, Hockenheim, Kaiserslautern, Karlsruhe, Kornwestheim, Landau, Langenau, Limburg, Ludwigsburg, Ludwigshafen, Mannheim, Meschede, Neustadt, Östringen, Plankstadt, Schwerte, Schwetzingen, Ulm, Weinheim.

"Da sollten wir auch mitmachen!"

Wenn Sie in einer Apotheke in einer dieser Städte arbeiten, aber noch nicht zum Netzwerk gehören: Diskutieren Sie doch über eine Teilnahme mit der Apothekenleitung und Ihren Kolleginnen. Der Apothekenleiter sollte dann ggf. den örtlichen Träger kontaktieren.

Wenn Sie in einer Stadt ohne bestehendes Netzwerk arbeiten: Wenden Sie sich an Ihren Stadtrat, Bürgermeister o. ä., um die Gründung von lokalen Notinseln anzuregen. Die Stadt kann dann Kontakt mit der Stiftung Hänsel+Gretel aufnehmen.

Dr. Sigrid Joachimsthaler

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