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Versandhandel II: AOK setzt Versicherte unter Druck

OFFENBACH (hav/daz). Die finanziell schwer angeschlagene AOK Hessen sucht nach Möglichkeiten, ihren Haushalt zu sanieren. Jetzt haben die AOK-Manager den Versandhandel mit Arzneimitteln entdeckt, um angeblich Geld zu sparen.

Wie der Hessische Apothekerverband in einer Presseinfo mitteilt, werden zahlreiche Versicherte in den Abendstunden von Mitarbeitern der AOK angerufen und aufgefordert, ihre Arzneimittel bei bestimmten Versandhändlern zu beziehen. So könnten sie die Belastungen, die durch die Erhöhung des Beitragssatzes auf 14,4% bei der AOK entstanden seien, durch Einsparungen beim Medikamenteneinkauf kompensieren.

"Besonders ältere und chronisch kranke Versicherte kommen total verunsichert in die Apotheke. Sie fragen, ob sie in Zukunft ihre Arzneimittel nicht mehr in der Apotheke vor Ort beziehen dürften, und sind über das Vorgehen der AOK empört. Man kann dieses schon fast als Nötigung bezeichnen", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbandes, Dr. Hans Rudolf Diefenbach.

Im Jahr 2004 betrug der Anteil des Versandhandels am Arzneimittelumsatz der Gesetzlichen Krankenversicherung 0,34%. Eine kürzlich vom Nachrichtensender n-tv in Zusammenhang mit einem Gerichtsverfahren der Drogeriemarktkette dm gegen die Stadt Düsseldorf gestartete Umfrage hatte ebenfalls zum Ergebnis, dass die Bevölkerung nicht auf die schnelle Lieferung und die Beratung durch die wohnortnahe Apotheke verzichten möchte. Von 12.454 abgegebenen Stimmen wollten 79% ihre Arzneimittel weiterhin nur in der Apotheke erwerben, 21% sprachen sich für den Arzneimittelverkauf auch in Drogerien aus.

Im Hinblick auf den im Vergleich zu anderen Krankenkassen extrem hohen Beitragssatz merkte Diefenbach an: "Ich bin gespannt, was die AOK tun würde, wenn alle Apotheken Werbung für eine der zahlreichen Krankenkassen machen würden, die einen deutlich günstigeren Beitragssatz haben als die AOK. Die Kassenmanager sollen erst einmal bei ihren Verwaltungskosten anfangen zu sparen, und nicht ständig Leistungsanbieter, wie beispielsweise Apotheker, unfair behandeln."

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