Arzneimittel und Therapie

Antibiotika, Antipyretika, Impfungen: Erhöhen sie das Allergierisiko bei Kinder

Ein anthroposophischer Lebensstil soll Kinder vor allergischen Erkrankungen schützen. So kam eine schwedische Studie zu dem Schluss, dass Kinder einer Steiner- oder Waldorf-Schule, deren Elternhaus meist anthroposophisch geprägt war, seltener zu atopischen Erkrankungen neigten. Verantwortlich dafür könnten der restriktive Einsatz von Antibiotika und Antipyretika und die ablehnende Haltung gegenüber Impfungen wie Masern, Mumps und Röteln sein. In einer großen internationalen Querschnittstudie wurde versucht, Belege für diese Hypothese zu finden und nach Möglichkeit Schutzfaktoren zu definieren.

Dazu wurden Daten von 6630 Kindern im Alter von fünf bis 13 Jahren aus fünf europäischen Ländern (Schweden, Niederlande, Deutschland, Schweiz, Österreich) erhoben. 4606 Kinder waren Schüler einer anthroposophisch geprägten Schule (Waldorfschule oder Steiner-Schule), als Vergleich dienten 2024 Schüler aus konventionellen Schulen, die im Umkreis der anthroposophisch geprägten Schulen rekrutiert wurden. In der auch als Parsifal-Studie (Prevention of Allergy-Risk Factors vor Sensitization Related Farming and Anthroposophic Lifestyle) bezeichneten Untersuchung wurde ein validierter Fragebogen eingesetzt, der von den Eltern ausgefüllt werden musste. Im Mittelpunkt standen Fragen zu Umweltbedingungen, Ernährung, Kontakt zu Tieren, Infektionen in der Vorgeschichte, anthroposophischem Lebensstil, Symptomen und Diagnosen von allergischen Erkrankungen. Zudem wurden bei 28% der Kinder Blutproben zur Allergen-spezifischen IgE-Bestimmung entnommen.

Heterogene Ergebnisse

Bei Kindern aus anthroposophisch geprägten Elternhäusern wurden seltener Symptome und Diagnosen einer nicht-infektiösen Rhinokonjunktivitis, eines atopischen Ekzems und Asthma registriert. Doch waren die Ergebnisse der einzelnen Länder heterogen.

Antibiotikagabe im ersten Lebensjahr war mit einem erhöhten Risiko von Rhinokonjunktivitis, Asthma und atopischem Ekzem assoziiert. Möglicherweise kann der negative Einfluss von Antibiotika auf die intestinale Mikroflora Auswirkungen auf die Ausbildung des Immunsystems bei Neugeborenen haben.

Unterstützt wird diese Hypothese durch die Beobachtung, dass der Zusammenhang zwischen Antibiotikagebrauch im ersten Lebensjahr und erhöhtem Allergierisiko deutlich ausgeprägter war als bei Antibiotikaeinsatz in späteren Lebensjahren.

Erhöhtes Allergierisiko durch Paracetamol?

In anthroposophischen Elternhäusern wird bewusst auf den Einsatz von Antipyretika und damit in erster Linie auf die Gabe von Paracetamol bei Fieber verzichtet. Nach den Ergebnissen der Parsifal-Studie erhöht der häufige Einsatz von Antipyretika das Risiko für Asthma und atopisches Ekzem. Verantwortlich dafür könnten die durch Paracetamol induzierte Entleerung pulmonaler Glutathionspeicher und oxidativer Stress sein.

Keine Bestätigung durch IgE-Bestimmung

Zu beachten ist allerdings, dass die Ergebnisse auf den subjektiv geprägten Antworten der Eltern beruhen. Die zur Objektivierung herangezogenen Nachweise von spezifischen IgE-Antikörpern konnten weder die Ergebnisse zum Antibiotika- noch die zum Antipyretikagebrauch bestätigen.

Erhöhtes Atopierisiko durch Masern und Masernimpfung?

Völlig unklar ist die Datenlage um Masern und Masernimpfung. Sowohl die Maserninfektion als auch die Masernimpfung sollen das Atopierisiko erhöhen, untermauern lassen sich diese Hypothesen mit den vorhandenen Daten nicht. In der Parsifal-Studie hatten Kinder nach einer Masernerkrankung ein niedrigeres Risiko für ein atopisches Ekzem, was sich auch in den gemessenen IgE-Werten niederschlug. Bei MMR-geimpften Kindern wurde aufgrund der Fragebogenauswertung ein erhöhtes Risiko für eine nicht-infektiöse Rhinokonjunktivitis festgestellt, IgE-Bestimmungen konnten dieses Ergebnis wiederum nicht objektivieren.

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