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Transparency International: Korruption ist ein globales Problem

BERLIN (ks). Diebstahl, Bestechung und Erpressung im Gesundheitswesen Ų in vielen Ländern der Welt ist die Korruption in diesem milliardenschweren Wirtschaftssektor gang und gäbe. Dadurch geht nicht nur sehr viel Geld verloren, das für die medizinische Versorgung gerade der Bedürftigsten nötig wäre. Auch die Gesundheit vieler Menschen ist bedroht Ų insbesondere durch gefälschte Arzneimittel. Einen Einblick in die kriminellen Machenschaften im Gesundheitswesen gibt der neue Jahresbericht der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International (TI), der am 1. Februar in London vorgestellt wurde.

Für den "Global Corruption Report 2006" wurden 45 Länder auf etwaige Verflechtungen von Korruption und Regierung untersucht. Den Schwerpunkt seines diesjährigen Reports legt TI auf das Gesundheitswesen. Dieser Bereich sei wegen seiner hohen Komplexität besonders anfällig. Vielfältige Beispiele aus zahlreichen Ländern belegen dies. Deutschland findet sich nicht unter den 45 untersuchten Ländern und wird auch bei Fragen des Gesundheitssystems nur am Rande erwähnt. Andere Staaten bieten sicherlich eindrucksvollere Beispiele, was alles schief laufen kann in diesem Wirtschaftszweig, der jährlich weltweit drei Billionen US-Dollar umsetzt.

Viele Gelder fließen in fremde Taschen Die Probleme beginnen mit kleineren Schmiergeldzahlungen – so sind etwa in Bulgarien und anderen Ländern Südosteuropas Extrasummen zwischen zehn und bis zu 1000 US-Dollar oder Geschenke fällig, wenn ärztliche Behandlung nötig wird. Aber auch Erpressung und Veruntreuung im großen Stil bereiten TI Sorgen. Gerade bei der Bekämpfung von HIV/Aids müsse konstatiert werden, dass Gelder, die die internationale Gemeinschaft zur Verfügung gestellt hat, in vielen Ländern einfach versickert seien. "Der Preis der Korruption im Gesundheitswesen wird mit menschlichem Leid bezahlt", erklärte TI-Chefin Huguette Labelle.

Pharmaindustrie im Visier Besonderes Augenmerk legt der Report auch auf korruptes Verhalten im pharmazeutischen Sektor. TI kritisiert zum einen die aggressiven Marketingstrategien pharmazeutischer Hersteller: Durch Beeinflussung der Ärzte verschrieben diese vielfach neue und teurere Arzneimittel, die der Patient möglicherweise gar nicht benötige. Zudem steckten die Firmen zuviel Energie in die Entwicklung und Vermarktung von Blockbustern. Die Forschung an neuen Medikamenten, die für ärmere Länder dringend notwendig wären, würde darüber vernachlässigt.

Ein Dorn im Auge ist TI auch der lukrative Handel mit gefälschten Arzneimitteln. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass dieser Markt ein Volumen von rund 32 Mrd. US-Dollar umfasst und etwa ein Viertel aller Arzneimittel, die in Entwicklungsländern zur Anwendung kommen, betroffen sind. Allein in China seien im vergangenen Jahr schätzungsweise 192.000 Menschen aufgrund gefälschter Medikamente gestorben.

Heilmittel Transparenz Als Gegenmittel empfiehlt TI vor allem Transparenz. So sollten Geber und Empfänger offen legen, für wen Gelder bestimmt sind, sodass jedermann prüfen könne, ob die Gelder auch ankommen. Die Länder sollten zudem klare Verhaltenskodizes für Angestellte des Gesundheitswesens und für Anbieter aufstellen. Es müsse Regeln zu Interessenskonflikten geben und die einzelnen Projekte sollten von externen Gutachtern überprüft werden. Ausschreibungen müssten öffentlich und transparent gestaltet werden und jede erkannte Form der Korruption müsse rigoros verfolgt werden.

Im Mai diesen Jahres soll der "Global Corruption Report 2006" in deutscher Sprache erscheinen. Die deutsche Sektion von TI plant zu diesem Anlass weitere Aktionen.

Internet Informationen zu TI und Links zum Report finden Sie im Internet unter www.transparency.de

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