Arzneimittel und Therapie

Herztransplantation: Immunsuppression mit Daclizumab

Der monoklonale Antikörper Daclizumab verringert Abstoßungsreaktionen nach Herztransplantationen. Er sollte allerdings nicht gleichzeitig mit zytolytisch wirkenden Therapeutika verabreicht werden, um Infektionsbedingte Komplikationen zu verhindern. So das Fazit einer multizentrischen Studie.

Seit der Einführung von Ciclosporin vor 22 Jahren gehören Herzverpflanzungen zum Alltag der Transplantationschirurgie. Hauptprobleme sind nach wie vor die Organabstoßung und die notwendige Immunsuppression, die eine ständige Infektionsgefährdung für den Transplantatempfänger bedeutet. Zur Prävention der Organabstoßung gibt es mehrere Protokolle. Ein Standard ist die so genannte Tripeltherapie mit Ciclosporin, Mycophenolat und Corticosteroiden, eine Alternative dazu ist die Induktionsimmuntherapie mit Antilymphozyten-Antikörpern (zytolytische Substanzen, z. B. Muromonab-CD3). Letzteres Vorgehen reduziert die Rate der Organabstoßung, geht aber mit einer höheren Infektionsquote einher. Nachdem in einer kleineren Untersuchung gezeigt wurde, dass durch die Gabe von Daclizumab Infektions- und Abstoßungsrate günstig beeinflusst werden, wurde eine größere Studie mit diesem monoklonalen Antikörper durchgeführt.

Studie mit Herztransplantatempfängern

Für die multizentrische placebokontrollierte Doppelblindstudie wurden 434 Empfänger eines ersten Herztransplantats randomisiert und zwei Gruppen zugeteilt. Alle Patienten erhielten eine Standardimmunsuppression (Tripeltherapie mit Ciclosporin, Mycophenolat und Corticosteroiden), die Probanden der Verum-Gruppe zusätzlich fünf Dosen Daclizumab an Tag 1, 8, 22, 36 und 50 nach der Transplantation, die Teilnehmer der Vergleichs-Gruppe jeweils ein Placebo. Der primäre Studienendpunkt setzte sich aus folgenden Endpunkten zusammen: mittelschwere oder schwere zelluläre Abstoßung, hämodynamisch relevante Transplantatdysfunktion, Notwendigkeit einer zweiten Transplantation, Tod oder Verlust der Nachkontrollen innerhalb von sechs Monaten.

Verringerte Abstoßungsrate

Nach sechs Monaten war bei 104 von 218 Patienten in der Placebo-Gruppe der primäre Studienendpunkt eingetreten, verglichen mit 77 von 216 Patienten der Verumgruppe (47,7% vs. 35,6%). Dies bedeutet eine absolute Risikoreduktion um 12,1% und eine relative Risikoreduktion um 25%. Die Abstoßungsrate war in der Verum-Gruppe geringer als in der Placebo-Gruppe (25,5% vs. 41,3%).

Die mediane Zeit bis zum Eintreten eines im primären Studienendpunkt definierten Ereignisses unterschied sich in der Verum- und in der Placebo-Gruppe; im ersten halben Jahr dauerte es unter Daclizumab 61 Tage (unter Placebo 21 Tage) und nach zwölf Monaten 96 Tage (unter Placebo 26 Tage), bis ein unerwünschtes Ereignis eintrat.

In der Verum-Gruppe verstarben mehr Patienten an Infektionen als in der Placebo-Gruppe, wenn sie gleichzeitig eine zytolytische Therapie erhielten (6 vs. 0). Daher sollte eine simultane Gabe von Daclizumab mit zytolytisch wirkenden Therapeutika vermieden werden.

Eingesetzte Immunsuppressiva

  • Daclizumab (Zenepax®) ist ein monoklonaler Antikörper, der zur Prophylaxe akuter Abstoßungsreaktionen nach Nierentransplantationen zugelassen ist. Es ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper gegen den Interleukin-2-Rezeptor aktivierter T-Zellen. Interleukin-2 ist ein zentraler Mediator akuter Abstoßungsreaktionen nach Organtransplantationen. Sobald T-Zellen durch ein Antigen stimuliert werden, wird Interleukin-2 ausgeschüttet, welches T-Zellen stimuliert und eine Immunreaktion in Gang setzt, die zu einer Abstoßung des Fremdgewebes führt. Die Immunsuppression mit Daclizumab erfolgt durch die Blockade des Interleukin-2-Rezeptors auf aktivierten T-Zellen.
  • Muromonab-CD3 (Orthoclone OKT 3) ist ein muriner monoklonaler Antikörper, der die durch T-Lymphozyten vermittelte Abstoßungsreaktion gegen Fremdgewebe verhindert.
  • Mycophenolat-mofetil (CellCept®) ist ein halbsynthetisches Derivat der Mycophenolsäure. Der aktive Metabolit hemmt ein Enzym der Purinsynthese. Da T- und B-Zellen von der Purinsynthese abhängig sind, hemmt Mycophenolat-mofetil die Lymphozytenproliferation und die Antikörperbildung.

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