Arzneimittel und Therapie

Telithromycin: Warnung vor Lebertoxizität

FDA und EMEA haben Ärzte zu vorsichtigem Umgang mit dem Ketolidantibiotikum Telithromycin (Ketek®) aufgerufen. Das Augenmerk muss auf Leberfunktionsstörungen und die damit verbundenen Symptome gerichtet werden. Anlass für diese Warnung sind Berichte über drei Fälle von akutem Leberversagen unter Telithromycin.

Telithromycin ist ein Ketolid, das eng verwandt mit dem Makrolidantibiotikum Erythromycin ist. Es ist bei uns seit Oktober 2001 zur Behandlung von Atemweginfektionen zugelassen. Wie die Makrolidantibiotika wird auch Telithromycin in der Leber unter anderem über das Cytochrom-P450-System metabolisiert. Schon tierexperimentelle Studien hatten Hinweise auf eine Lebertoxizität von Telithromycin geliefert. In den Fachinformationen wird vor der Verordnung an Patienten mit einer Hepatitis oder einem Ikterus in der Anamnese gewarnt. Die vor kurzem publizierten Fälle von akutem Leberversagen traten alle am Carolinas Medical Center in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina auf. Einer der Patienten verstarb, bei einem zweiten musste eine Lebertransplantation vorgenommen werden, der dritte erholte sich. Von zwei der drei Patienten war ein Alkoholmissbrauch in der Vorgeschichte bekannt, Alkohol-bedingte Leberschäden sollen nicht vorgelegen haben.

In klinischen Studien mit insgesamt 25.000 Teilnehmern wurden vereinzelt Fälle von Hepatitis und hepatozellulärer Schädigung registriert, Berichte über ein akutes Leberversagen wurden dort nicht beobachtet. Insgesamt schätzt die FDA die Hepatotoxizität von Telithromycin nicht höher ein als die anderer Makrolidantibiotika wie Azithromycin und Clarithromycin. Von einer Änderung der Indikation und zusätzlichen Warnhinweisen wurde daher bislang abgesehen. Patienten sollen bei Verordnung von Telithromycin darauf hingewiesen werden, bei Gelbfärbung der Augen und Sehstörungen umgehend einen Arzt aufzusuchen. Keinesfalls sollten sie das Antibiotikum vorzeitig absetzen.

Auch das arznei-telegramm hat die Berichte über akutes Leberversagen unter Telithromycin aufgegriffen. In einem blitz-at vom 20. Januar 2006 wird konstatiert, dass für Telithromycin keine klinisch relevanten Vorteile gegenüber herkömmlichen ambulant verwendeten Antibiotika auszumachen seien. Aus Sicht des arznei-telegramms ist daher für Telithromycin kein Platz in der ambulanten Versorgung von Patienten.

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