Arzneimittel und Therapie

HIV-Infektion: Tödliche Therapiepausen

Viele HIV-Infizierte werden enttäuscht sein: Wird die mit starken Nebenwirkungen behaftete antiretrovirale Therapie unterbrochen, verdoppelt sich das Risiko, an den Folgen von Aids oder anderen Erkrankungen zu sterben.

Mit einer antiretroviralen Therapie kann zwar das HI-Virus in Schach gehalten werden, doch die Patienten müssen dafür starke Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Der Wunsch nach Therapiepausen ist vor diesem Hintergrund nur zu verständlich. Zudem soll diese Strategie das Auftreten von Resistenzen verhindern. In einer der weltweit größten Therapiestudien, der SMART-Studie (Strategies for Management of Antiretroviral Therapy), ist daher überprüft worden, ob bei einem CD4-T-Zellen-Wert von 350 pro mm3 die antiretrovirale Therapie unterbrochen werden kann. Entsprechend hohe CD4-Werte werden als Indiz für eine gestärkte Immunabwehr gesehen. An der Studie nahmen 5472 Patienten teil, 2752 erhielten kontinuierlich antiretrovirale Medikamente, bei 2720 wurden bei entsprechend hoher Anzahl an CD4-positiven Zellen Therapiepausen eingelegt. Die Studie wurde im Jahr 2002 begonnen und musste Anfang 2006 nach einer Zwischenauswertung abgebrochen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren unter nicht-kontinuierlicher antiretroviraler Therapie schon bei 120 Patienten opportunistische Infektionen oder Todesfälle aufgetreten. Unter kontinuierlicher Therapie war dies nur bei 47 Patienten der Fall. Das Sterberisiko war bei Therapieunterbrechung deutlich erhöht (Hazard-Ratio 1,8).

Therapiepause führt zu weiteren Komplikationen Enttäuschend war auch das Ergebnis bezüglich der Nebenwirkungen. Erwartet worden war, dass sich die Therapiepausen günstig auf die Langzeittoxizität der antiretroviralen Therapie auswirken würden. Gefürchtet sind u. a. Neuropathien, Myopathien, Hepatitiden, Hyperlipidämie und die stigmatisierende Lipodystrophie. Sie wurden durch die Therapieunterbrechung nicht reduziert. Kardiale, renale und hepatische Komplikationen waren sogar häufiger. du

CD4-Zellen

Die Abkürzung CD steht für Cluster of Differentiation und bezeichnet Gruppen immunphänotypischer Oberflächenmerkmale von Zellen, die sich nach biochemischen oder funktionellen Kriterien ordnen lassen. Bei den CD-Molekülen handelt es sich meistens um membrangebundene Glykoproteine, die teilweise zellspezifisch exprimiert werden und verschiedene Funktionen haben können. 90% der Lymphozyten tragen T-Zellrezeptoren auf ihrer Oberfläche. Finden sich zusätzlich CD4-Moleküle als Corezeptoren, so werden sie als CD4-positive Zellen oder auch als T-Helferzellen bezeichnet.

Bei einem gesunden Menschen liegt der normale CD4-Wert zwischen 500 und 1200 pro mm3. Bei einer HIV-Infektion nimmt die Anzahl der CD4-Zellen jedoch ständig ab, durchschnittlich rund 50 bis 100 Zellen pro Jahr. Fallen die CD4-Zellen unter den Wert von 200 pro mm3 ab, dann ist das Immunsystem stark geschwächt. So kann der CD4-Wert gemeinsam mit der Virusmenge (Viruslast) im Blut benutzt werden, um einzuschätzen, wie stark das Immunsystem ist bzw. wie schnell die Krankheit voranschreitet.

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