Arzneimittel und Therapie

Komplikationen bei Diabetes mellitus: Proteinkinase-Hemmer gegen diabetische Ret

Gefäßveränderungen an der Netzhaut sind eine der gefürchtetsten Folgeschäden des Diabetes mellitus. Eine wichtige Rolle bei der Entstehung dieser Komplikation wird der Proteinkinase C-Beta (PKC-β), einem Schlüsselenzym der zellulären Signaltransduktion, zugeschrieben. Mit Ruboxistaurin befindet sich eine Substanz in der Zulassungsphase, die über eine spezifische Hemmung dieses Enzyms der Entwicklung einer diabetischen Retinopathie entgegenwirken könnte.

Als zentraler Faktor bei der Entstehung diabetischer Komplikationen – neben der diabetischen Retinopathie sind dies auch die diabetische Neuropathie und die Nephropathie – gilt eine Überaktivierung der Proteinkinase C-Beta, die über verschiedene Wege erfolgen kann (siehe Schema). Im Tiermodell wurde nachgewiesen, dass diese Aktivitätssteigerung infolge einer akuten oder chronischen Hyperglykämie noch viel länger weiterbestehen kann, als die eigentliche hyperglykämische Phase andauert. Die PKC-β-Aktivierung führt zu Veränderungen an den Kapillarwandgefäßen und in der hämostatischen Balance, was veränderte Blutflusseigenschaften, eine gesteigerte vaskuläre Permeabilität oder verstärkte Gefäßneubildung in der Retina zur Folge hat. Häufig entsteht neben der diabetischen Retinopathie auch ein Makulaödem, das heißt eine Schwellung im "Gelben Fleck" der Retina aufgrund eines Flüssigkeitsaustritts aus brüchigen Kapillargefäßen.

PKC-β-Hemmung als Therapieoption Eine mögliche Strategie zur Minderung oder sogar Verhinderung mikrovaskulärer Folgeschäden bei Diabetikern wäre die dauerhafte Hemmung der PKC-β-Aktivierung. Die erste Substanz, die auf diesem Weg nachgewiesenermaßen ihre Wirkung entfaltet, ist der selektive PKC-β-Inhibitor Ruboxistaurin Mesylat. In zwei multizentrischen randomisierten placebokontrollierten doppelblinden Studien wurde über drei Jahre die Wirkung der Substanz auf den Visus-Verlust bei Patienten mit mäßiger bis schwerer nicht proliferativer diabetischer Retinopathie untersucht. 813 Patienten waren einmal täglich mit 32 mg Ruboxistaurin (n = 412) oder Placebo (n = 401) behandelt worden. Der Wirkstoff reduzierte dabei das Risiko eines moderaten Visus-Verlustes um 41%.

Zur Bewertung der Sicherheit und Verträglichkeit von Ruboxistaurin wurden Daten aus elf Studien mit insgesamt 2113 Patienten zugrunde gelegt. In einem Behandlungszeitraum von jeweils drei Jahren lagen sowohl die Verträglichkeit als auch die Nebenwirkungen unter der Ruboxistaurin-Therapie auf Placebo-Niveau. Ruboxistaurin hatte keinen Effekt auf den Blutzuckerspiegel und den Blutdruck.

Zulassung bald erwartet Aufgrund dieser Ergebnisse wurden von der Eli Lilly & Company 2006 sowohl bei der FDA als auch bei der EMEA für Ruboxistaurin die Zulassung zur Behandlung der diabetischen Neuropathie eingereicht. Im Falle einer Zulassung wäre dies die erste medikamentöse Therapie zur Behandlung der Komplikation. Darüber hinaus laufen derzeit Studien zur Wirksamkeit bei diabetischer Neuropathie und Nephropathie.

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

Eine Schädigung der Netzhautgefäße ist eine gefürchtete Folge des Diabetes mellitus. Mit Ruboxistaurin befindet sich eine Substanz in der Zulassungsphase, die über eine spezifische Hemmung der Proteinkinase C-Beta, einem Schlüsselenzym der zellulären Signaltransduktion, dieser Augenkrankheit entgegenwirken könnte.

Diabetische Retinopathie

Die diabetische Retinopathie (DR) ist eine Erkrankung der mikrovaskulären Blutgefäße der Netzhaut (Retina), die sich bei bis zu 98% der Typ-1-Diabetiker und bis zu 67% der Typ-2-Diabetiker im Laufe ihrer Erkrankung entwickelt. Bei über einem Drittel (36%) der Typ-2-Diabetiker besteht sie bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung, wobei zunächst meist keine Symptome auftreten. Die diabetische Retinopathie kann zum Sehkraftverlust bis hin zur Erblindung führen. In Deutschland erblinden jährlich ca. 6000 Diabetiker infolge dieser Komplikation. Eine medikamentöse Therapie ist noch nicht verfügbar; derzeitige Behandlungsoptionen sind die Lasertherapie und die Vitrektomie (glaskörperchirurgischer Eingriff).

Früherkennung unbedingt nutzen!

Wegen des zu Beginn meist symptomlosen Verlaufs sind für Diabetiker regelmäßige Kontrolluntersuchungen des Augenhintergrundes unbedingt notwendig. Liegt bei Diagnose eines Typ-2-Diabetes noch keine diabetische Retinopathie vor, so sollte entsprechend den Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) einmal jährlich eine Kontrolluntersuchung beim Augenarzt erfolgen.

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