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Protestwelle – mal höher, mal niedriger (Kommentar)

Der 4. Dezember war Protesttag – gegen die geplante Gesundheitsreform, gegen zuviel Bürokratie und staatlichen Dirigismus, gegen Staats- und Einheitsmedizin, gegen die Vernichtung von Arbeitsplätzen in Apotheken, gegen ruinösen Wettbewerb bei Apotheken, gegen Apothekenschließungen. Und wie wurde der Protest kommuniziert? Kam er in der Bevölkerung, bei den Politikern, in den Medien an?

Die Medien informierten die Bevölkerung, die Proteste kamen an. Die Nachrichten brachten Meldungen von geschlossenen Arztpraxen und Apothekenprotesten. Und die Regierung war "erzürnt über die Ärzteproteste", so eine Schlagzeile in der Stuttgarter Zeitung. Es kam scharfe Kritik aus dem Gesundheitsministerium, die Ministerin sprach von Geiselhaft für Kranke.

Schaut man bei den Apothekerprotesten genauer hin, so zeigte sich quer durch Deutschland wohl ein sehr heterogenes Bild. Zur Schließung ihrer Apotheke an diesem Tag konnten sich sichtlich nur relativ wenige Kolleginnen und Kollegen durchringen. Einige mehr hatten sich dazu entschlossen, ihren Dienst durch die Notdienstklappe zu versehen. Der Protest der meisten Apotheken gegen diese Reform drückte sich darin aus, an einem oder zwei Kassenplätzen die "Außer-Betrieb-Schilder" aufzustellen – was die meisten allerdings nicht davon abhielt, auch an diesen Plätzen weiter zu bedienen. Und nur wenige sperrten Teile der Offizin durch rot-weiße Baustellenbänder ab.

In anderen Gegenden Deutschlands dagegen, beispielsweise in Erfurt und Wiesbaden, gingen Apothekerinnen und Apotheker sogar zu zentralen Protestkundgebungen auf die Straße und protestierten lautstark gegen diese Reform. Erinnerungen an die vier Mittwochsprotestveranstaltungen vom November wurden wach.

Viele Apotheken beteiligten sich aber auch nicht an dieser Aktion, nicht mit Plakaten, Flyern oder Schildern. Diese Erfahrungen mussten wir vor allem in den Großstädten machen, wo der Apothekenbetrieb "normal" ablief, "business as usual" eben. Vor allem in großen Apotheken in Einkaufszentren oder Ladenpassagen war von Protest oder Streik nichts zu sehen und zu spüren. Auf Nachfrage für die Gründe der Nichtbeteiligung war immer wieder sinngemäß zu hören: ich kann mir das nicht erlauben, der Konkurrent hat auch geöffnet, der Wettbewerb ist zu hart. Wie sagte mir doch ein Kollege am Telefon: "Mit Apothekern kann man nicht kämpfen." Sollte da etwas dran sein?

Peter Ditzel

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