DAZ Feuilleton

Optische Täuschungen: licht – dunkel – farbe

Die Farbenlehre Johann Wolfgang von Goethes ist das Thema einer interaktiven Sonderausstellung, die bis zum 8. Januar 2007 im Industrie- und Filmmuseum Wolfen zu sehen ist. Gezeigt werden Objekte der Künstlergruppe Farbraum aus Dortmund.

"Meine Farbenlehre will nicht nur gelesen und studiert, sondern auch getan werden!" Der Leitsatz Johann Wolfgang von Goethes wird in dieser Sonderausstellung zum Programm: Die ausgestellten Objekte laden zum "Be-greifen" der Farben in des Wortes Bedeutung und unter mannigfaltigen Aspekten ein.

Im Jahr 1820 publizierte Goethe seine Farbenlehre, nachdem ihn das Thema vierzig Jahre lang beschäftigt hatte. Die Anregung dazu hatte er bei seinen Gesprächen mit Malern erhalten.

Diese erklärten ihm alle ihre Kunstgriffe, mit denen sie ihre Gemälde "komponierten", doch in einem Punkt konnten sie ihm keine Rechenschaft geben: "Kam es aber an die Färbung, so schien alles dem Zufall überlassen zu sein".

Richteten sich die Maler vielleicht unbewusst nach Naturgesetzen, die sie nicht kannten?

Die Naturgesetzte ganzheitlich ergründen Um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, versuchte Goethe, die Naturgesetze der Farben zu ergründen. Dabei wandte er eine ganzheitliche Methode an, nach dem Prinzip: Das Ganze ist mehr als die Summe aller seiner Einzelteile.

Für Goethe entstehen Farben aus den Gegenpolen Licht und Finsternis, und eben dieser Standpunkt wird in der Ausstellung erlebbar gemacht, beispielsweise mit einer Camera obscura und mit Gegenständen, die das Licht brechen.

Analytische Methoden, die die Wahrnehmung durch die Sinne ergänzen, lehnte Goethe ab. Er war der Meinung, dass "nicht die Sinne trügen, sondern das Urteil". Dies postulierte er auch für optische Täuschungen, die der Besucher der Ausstellung in Experimenten erleben kann: die Wirkung von Licht und Dunkel auf das Auge, Sukzessiv- und Simultankontrast sowie Farbmischungen im Auge (physiologische Farben).

Das Themenspektrum reicht weiter über physische und chemische Farben bis zur Wirkung der Farben auf das Seelenleben. Goethes Erkenntnisse zur sinnlich-sittlichen Wirkung von Farben sind heute noch eine Grundlage der Farbpsychologie.

Von größter Bedeutung wurde Goethe jedoch für die Anthroposophie: Rudolf Steiner hat Goethes Ideen weiterentwickelt und in die anthroposophische Pädagogik, Medizin und bildende Kunst integriert.

Info

Industrie- und Filmmuseum Wolfen Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, Areal A, Bunsenstr. 4, 06766 Wolfen, Tel. 03494 - 636446, Fax 636091 www.ifm-wolfen.de

Künstlergruppe Farbraum Penningskamp 12a, 44263 Dortmund, Tel. 0231 - 4271636, www.farbraum.org

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