Arzneimittel und Therapie

Gastrologische Endoskopie: Aktuelle Entwicklungen

Die gastrologische Endoskopie befindet sich zurzeit in einer Phase extrem dynamischer Innovationen. Auf einer Pressekonferenz zum 14. EndoClub Nord wurden einige dieser Entwicklungen vorgestellt. Die Palette reichte von verbesserten visuellen Möglichkeiten bis zur Vorstellung der neuen Methode der transgastrischen Operation.

Der EndoClub Nord wurde 1991 von den Teams dreier Krankenhäuser gegründet (UK Eppendorf, Asklepios-Kliniken Barmbeck und Altona). Jährlich treffen sich auf dessen Einladung Spezialisten aus aller Welt zum Kongress, in diesem Jahr etwa 2500 Teilnehmer. Mittels Live-Schaltungen in Operationssäle zeigen Spezialisten die neuesten Entwicklungen. Dadurch wird der Kongress zum großen praktischen Endoskopiekurs, zur innovativen Fortbildung in der gastrologischen Endoskopie.

Neue Schärfe in der Endoskopie 1983 gab es die erste Video-Clip-Endoskopie, also erste direkte Bilder. Ab den 90er Jahren waren die Bilder schon vergleichsweise gut, seit 1999 ist es möglich, mittels Strukturverstärkung die Oberfläche besser darzustellen.

Einen erneuten Qualitätssprung bietet der Einsatz von High Definition Television (HDTV) in der Endoskopie. Etwa viermal so viele Bildpunkte wie herkömmliches Fernsehen ermöglichen räumliche Tiefe und Schärfe und somit eine spürbare Verbesserung der Bildqualität. Narrow Band Imaging (NBI), eine spezielle Farbfiltertechnik, bietet zusätzlich eine Technik zur Visualisierung der Mukosaoberfläche bis hin zur Ebene der Kapillargefäße.

So wird es möglich Läsionen frühzeitig aufzufinden und zu untersuchen. Der kleinste Speiseröhrenkrebs, der mit dieser neuartigen Technik entdeckt wurde, war etwa 1 mm groß und konnte mit einer kleinen Hochfrequenz-Zange endoskopisch entfernt werden.

Mittels der konfokalen Laserendomikroskopie ist die Mikroskopie direkt in Magen und Darm möglich. Harmlose hyperplastische Polypen können so von Adenomen direkt während der Endoskopie (= virtuelle Biopsie) unterschieden werden, ohne dass eine Biopsie notwendig ist.

Frosch im Hals – versprengte Magenschleimhaut Refluxbedingte Magensäure im Rachenraum kann zu Reizungen führen und Husten oder Heiserkeit auslösen. Wenn sich diese Beschwerden nach Behandlung mit Säureblockern nicht bessern, kann noch etwas Anderes dahinter stecken: versprengte Magenschleimhautinseln in der Speiseröhre, in denen Säure produziert wird, die die Reizung direkt im Rachenraum auslöst. Mediziner des Uni-Klinikums Hamburg-Eppendorf haben dies entdeckt und im Rahmen einer Magenspiegelung derartige Schleimhautinseln verödet.

Ohne Bauchschnitt bis zum Blinddarm Ein neues Konzept der Chirurgie ist die so genannte transgastrische Operation, die von den indischen Professoren Reddy und Rao vorgestellt wurde. Sie haben damit bereits 20 Patienten den Blinddarm entfernt. Wie bei einer Magenspiegelung wird ein Endoskop in den Magen vorgeschoben, ein Schnitt von einem Zentimeter Länge in der Magenwand vorgenommen und dann die gleiche Operation durchgeführt wie von außen. Der Blinddarm wird durch das Endoskop hinausgezogen.

Vorteile dieser Methode sind weniger Schmerzen und keine Narben. Mit den bisher vorhandenen Instrumenten aus der konventionellen Endoskopie sind Appendektomie, Sterilisierung der Eierstöcke und Leberbiopsie möglich. Bei einer Weiterentwicklung der Geräte hoffen die Experten, auch die Verkleinerung des Magens bei stark Übergewichtigen, die Entfernung der Gallenblase und eine Behandlung des Refluxes von Magensaft in die Speiseröhre mit dieser Methode vornehmen zu können.

Zunächst muss das Verfahren allerdings in der medizinischen Welt diskutiert und weiterentwickelt werden, schließlich handelt es sich um eine sehr radikale und provokative Innovation.

Dr. Sabine Wenzel

Endoskopie

Endoskopie heißt wörtlich "in das Innere schauen". Es handelt sich um ein optisches Untersuchungsverfahren, mit dem Hohlorgane und Körperhöhlen gespiegelt werden. Die dazu benutzten Endoskope sind schlauchförmige flexible Geräte, die meist durch natürliche Körperöffnungen (oder auch durch einen Hautschnitt) eingeführt werden. Licht wird über ein Glasfaserbündel eingebracht. Die Geräte werden vom Instrumentenkopf aus manövriert. An der Spitze befindet sich ein Video-Chip, so dass am Monitor ein Life-Bild zu sehen ist. Über einen Arbeitskanal kann Flüssigkeit abgesaugt werden oder Instrumente zur Diagnostik oder Behandlung können eingebracht werden. So können schmerzfrei Gewebeproben zur weiteren Analyse gewonnen, Fremdkörper, Polypen, Gallengangsteine entfernt, Blut gestillt, Engstellen gedehnt werden.

Der Einsatz erfolgt in den unterschiedlichsten medizinischen Fachrichtungen – Gastroenterologie (Speiseröhre, Magen, Darm), Hals-Nasen-Ohren, Urologie (Blase, Harnröhre), Orthopädie (Gelenke), Lungenheilkunde (untere Luftwege, Lungenoberfläche, Brustfell), Gynäkologie (Eileiter, Eierstöcke, Gebärmutter).

Die Untersuchung ist meist unangenehm, aber in der Regel nicht schmerzhaft. Je nach Art der Untersuchung kann der Patient eine lokale Betäubung oder auch eine Vollnarkose erhalten.

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