Arzneimittel und Therapie

Insomnie: Neues Schlafmittel Gaboxadol in der Entwicklung

Gaboxadol wirkt zwar am gleichen Rezeptor wie Benzodiazepine, ist aber ein direkter Agonist an den GABA-Rezeptoren und zeigt Affinität zu einer bestimmten Untergruppe von Rezeptoren. Die neue Substanz soll daher nicht die bekannten Nebenwirkungen wie schnelle Gewöhnung und Minderung der Schlafqualität haben. Derzeit laufen Phase-III-Studien mit Gaboxadol.

Eigentlich kennt jeder das Gefühl, schlecht geschlafen zu haben. Trotzdem ist die Frage, warum es zu Ein- und Durchschlafschwierigkeiten kommt, schwer zu beantworten, es können verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Ob eine Schlafstörung behandlungsbedürftig ist, hängt vor allem davon ab, über welchen Zeitraum, ein Patient unter der Schlafstörung leidet.

Direkter GABAA-Rezeptor-Agonist Gamma-Aminobuttersäure (GABA) ist der bedeutsamste Überträgerstoff an inhibitorischen Neuronen im zentralen Nervensystem. Die postsynaptischen GABAA-Rezeptoren sind als interessante Zielstruktur für Schlafmittel bereits lange bekannt. Auch Benzodiazepine sowie Zolpidem und Zopiclon wirken agonistisch an GABAA-Rezeptoren als so genannte GABA-Rezeptor-Modulatoren oder allosterische Agonisten. Sie binden an eine andere Stelle als die Gamma-Aminobuttersäure und verändern den Rezeptor so, dass GABA in verstärktem Maße wirken kann.

Gaboxadol ist dagegen ein direkter Agonist an GABAA-Rezeptoren. Im Gegensatz zu Benzodiazepinen werden nur Rezeptoren mit einer bestimmten Komposition von Untereinheiten stimuliert.

Positive Wirkung auf die Schlafarchitektur? Gaboxadol soll im Gegensatz zu Benzodiazepinen die Schlafarchitektur positiv beeinflussen. Tiefschlafphasen sollen verlängert werden und auch der REM-Schlaf soll nicht beeinträchtigt werden. Benzodiazepine dagegen unterdrücken Tief- und REM-Schlafphasen. Ein weiterer möglicher Vorteil ist, dass bei Gaboxadol bisher keine schnelle Gewöhnung wie bei Benzodiazepinen beobachtet wurde und damit das Abhängigkeitspotenzial drastisch reduziert sein könnte. Diese Ergebnisse müssen aber noch in großen klinischen Studien bestätigt werden.

Erfolgreiche Phase-II-Studien In Phase-II-Studien wurde eine schlaffördernde Wirkung von Gaboxadol festgestellt. In einer Cross-over-Studie bekamen zehn ältere gesunde Personen entweder 15 mg Gaboxadol oder Plazebo zum Schlafengehen an drei aufeinander folgenden Abenden. Nach mindestens einer Woche Abstand wurde die Medikation getauscht.

Die Personen empfanden die Einschlafphasen mit Gaboxadol als kürzer und die Intensität und Qualität des Schlafs als besser. Die Aufmerksamkeit am nächsten Tag, die jeweils um 9.00, 14.00 und um 17.00 Uhr getestet worden war, wurde durch das neue Schlafmittel nicht beeinträchtigt.

In einer Phase-III-Studie wird die neu entwickelte Substanz nun bei einer größeren Zahl von Patienten mit Schlafstörungen untersucht. Wann es zu einer Zulassung kommt, ist derzeit noch offen, möglicherweise aber schon 2007.

Schlafhygiene ist wichtig Vor jeder medikamentösen Therapie oder auch begleitend sollte Schlafhygiene betrieben werden. Das heißt, es sollten alle Faktoren geprüft werden, die den Schlaf stören können:

  • Lichtschutz, Schallschutz
  • optimale Schlafzimmertemperatur
  • regelmäßige Zubettgeh- und Aufstehzeiten
  • keine Coffein-haltigen Getränke nach 16.00 Uhr
  • mäßiges Essen nach 18.00 Uhr
  • kein übermäßiger Alkoholkonsum

Bei Einschlafstörungen wird außerdem empfohlen, nicht zu früh ins Bett zu gehen und wenn man tatsächlich nicht schlafen kann, nach etwa 20 Minuten wieder aufzustehen und eine entspannende Tätigkeit aufzunehmen. Wichtig ist außerdem der Hinweis für ältere Menschen, dass das Schlafbedürfnis mit zunehmendem Alter abnimmt und daher möglicherweise die Erwartung, wie viel geschlafen werden sollte, nicht stimmt.

Apothekerin Bettina Martini

Normaler Schlafzyklus

Im EEG (Elektroenzephalogramm) können verschiedene Schlafphasen gemessen und sichtbar gemacht werden. Von Phase I (leichter Schlaf, kurz nach dem Einschlafen) bis IV nimmt die Schlaftiefe zu. Phase IV wird auch als Tiefschlafphase bezeichnet. Darauf folgt der so genannte REM-Schlaf, während dem die Skelett-Muskeln maximal entspannt sind, mit Ausnahme der Augenmuskulatur, die so genannte "rapid-eye-movements" ausführt (REM).

Die Stadien I bis IV mit anschließendem REM-Schlaf werden mehrere Male pro Nacht wiederholt, wobei die Tiefschlafphasen zeitlich abnehmen und die REM-Phasen zunehmen.

Ein Schlafzyklus dauert ca. 90 Minuten.

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