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Streit über Heroinbehandlung für Opiatabhängige

BERLIN (ks). Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), setzt sich für die heroingestützte Behandlung Opiatabhängiger ein. Für sie ist es "nicht nachvollziehbar", dass die Fraktionsvorsitzenden der Großen Koalition am 21. November entschieden haben, ein entsprechendes Modellprojekt Ų die Heroinstudie Ų im nächsten Sommer auslaufen zu lassen.

Bätzing hätte gerne eine Gesetzesinitiative eingebracht, die eine Überführung der Diamorphinbehandlung in eine Regelversorgung ermöglichen würde. Doch dagegen sträubte sich die Union. Nun hofft die Drogenbeauftragte, dass die Länder aktiv werden.

Eigentlich sollte das Modellprojekt bereits zum Jahresende beendet werden. Die Union war zwar bereit, die Studie für die bisherigen Teilnehmer um ein halbes Jahr zu verlängern – über eine Heroinsubstitution darüber hinaus ließ sie jedoch nicht mit sich reden. Bätzing reagierte verständnislos: Die Studienergebnisse belegten, dass die Diamorphinbehandlung für die Zielgruppe der Schwerstopiatabhängigen der herkömmlichen Substitutionsbehandlung signifikant überlegen sei, erklärte sie zu Wochenbeginn. Die Entscheidung der Koalitionsspitzen führe dazu, "dass etwa 1500 schwerst Opiatabhängigen in Deutschland das einzig wirksame Medikament verweigert wird". Diesen Menschen drohe deshalb wieder die "Verelendung." Zudem, so Bätzing, stelle sich die Unionsfraktion mit ihrer ablehnenden Haltung gegen die Forderungen aus unionsgeführten Städten und Ländern, die das Programm befürworteten. Die Drogenbeauftragte will nun die Verantwortlichen der Länder zu einem Gespräch einladen. Mit der geplanten Verlängerung des Programms bis zum 30. Juni 2007 hätten diese ausreichend Zeit, um sich abzustimmen und einen Gesetzentwurf in den Bundesrat einzubringen.

Union verweist auf Methadontherapie Die Drogenbeauftragte der Unionsfraktion, Maria Eichhorn (CSU), verteidigte die Entscheidung der Fraktionsvorsitzenden hingegen. Sie betonte, dass die Versorgung der Patienten der Heroinstudie auch im kommenden Jahr gesichert sei: "Von Verelendung kann nicht die Rede sein". Eichhorn betonte, dass die Heroinsüchtigen heute die am besten versorgte Gruppe Süchtiger darstellten. Von den 130.000 Heroin-Suchtkranken befänden sich 60.000 in Behandlung, 90 Prozent davon in der Substitutionsbehandlung. Den Betroffenen stehe auch weiterhin die Methadonbehandlung zur Verfügung. Die CSU-Politikerin verwies zudem darauf, dass die heroingestützte Therapie viermal so teuer sei wie die Methadonbehandlung. Eichhorn: "Wenn wir derzeit durch die Gesundheitsreform die Kosten in den Griff bekommen wollen, können wir den Versicherten nicht zusätzliche Lasten über die Heroinsubstitution aufbürden".

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