Arzneimittel und Therapie

L-Dopa zur Diagnose des Restless-Legs-Syndrom

Ein Ansprechen auf L-Dopa kann als ein Diagnostikum zur Erkennung eines Restless-Legs-Syndrom (RLS) herangezogen werden. In einer Untersuchung konnte mit dem L-Dopa-Test bei 90% der Patienten die richtige Diagnose gestellt werden, indem die Symptomstärke vor und nach L-Dopa-Gabe verglichen wurde. Eine negative Response, das heißt weniger als 50% Besserung mit L-Dopa, schließt ein Restless-Legs-Syndrom jedoch nicht aus.

Insbesondere wenn eine dopaminerge Therapie bisher nicht erfolgte bzw. der initiale Therapieeffekt nicht eindeutig eruierbar ist, kann das Ansprechen auf Levodopa zum diagnostischen Nachweis eines Restless-Legs-Syndroms verwendet werden. Hierbei wird eine einmalige Gabe von 100 mg L-Dopa nach Einsetzen der Beschwerden verabreicht, danach das Ansprechen anhand von visuellen Schweregradskalen bestimmt.

Rein symptomatische Therapie mit L-Dopa Die 48 Teilnehmer der Untersuchung waren de novo Patienten im Alter zwischen 20 und 80 Jahren, bei denen mindestens drei der vier essenziellen Kriterien für ein Restless-Legs-Syndrom nachgewiesen waren. Nach einer ausführlichen Anamnese und einer polysomnographischen Untersuchung über eine Nacht hinweg wurde bei 40 Patienten die vorläufige Diagnose "Restless-Legs-Syndrom" und bei acht Patienten "kein Restless-Legs-Syndrom" gestellt. Zu Hause führten alle Patienten dann den L-Dopa-Test durch: Nach Einsetzen der Symptome, unabhängig von der Tageszeit, nahmen sie eine Tablette 100 mg L-Dopa und 25 mg Benserazid (Restex®) ein. Parallel trugen sie während der folgenden zwei Stunden im Abstand von 15 Minuten den Schweregrad ihrer Symptome in eine standardisierte Scala ein (0 = keine Symptome, bis 100 = sehr schwere Symptome).

Gemessen wurden die Stärke der Beschwerden in den Beinen sowie die Intensität des Drangs, die Beine bewegen zu müssen. Anschließend erhielten alle Patienten über mindestens vier Wochen eine Therapie mit L-Dopa. Reichte L-Dopa nicht aus, erhielten sie einen Dopamin-Agonisten. Alle Patienten mit der vorläufigen Diagnose "Restless-Legs-Syndrom" sprachen sehr gut auf L-Dopa an und beurteilten die Wirkung der Therapie als sehr gut oder gut. Dagegen sprachen die Patienten mit der vorläufigen Diagnose "kein RLS" nicht auf die Therapie an.

Die Sensitivität des Tests zur Diagnose eines RLS lag bei 88%, die Spezifität bei Messung der Symptomstärke lag bei 100%. Bei diesen Patienten zeigte sich nach Einnahme von L-Dopa eine mindestens 50%-ige Besserung ihrer RLS-Symptome. Bei der Polysomnographie, bei der mittels umfangreicher Untersuchungen während des Schlafes mehrere unterschiedliche Körperfunktionen kontinuierlich während der ganzen Nacht überwacht werden, lag die Sensitivität dagegen nur bei bis zu 76% und die Spezifität bei bis zu 63%.

Therapieansprechen als Diagnosekriterium Die Diagnose Restless-Legs-Syndrom wird anhand der klinischen Symptome gestellt. Die essenziellen Kriterien beinhalten einen Bewegungsdrang der Beine, assoziiert mit sensiblen Störungen unterschiedlicher Qualität oder Schmerzen, der ausschließlich in Ruhe und Entspannung auftritt und durch Bewegung gebessert wird oder sistiert. Die Ausprägung der Symptomatik folgt einer zirkadianen Rhythmik, die sich umgekehrt proportional zur Körpertemperatur–kurve verhält und somit eine Zunahme der Beschwerden am Abend bis kurz nach Mitternacht bedingt. Dies führt bei über 90% der Betroffenen zu erheblichen Ein- und Durchschlafstörungen mit resultierender Tagesmüdigkeit und Erschöpfung, die nicht selten der Grund für die erste Konsultation eines Arztes sind.

Die Begleiterscheinungen eines Restless-Legs-Syndroms können allerdings differenzial-diagnostische Schwierigkeiten bereiten. Erkrankungen wie Polyneuropathien oder nächtliche Muskelkrämpfe können zur Fehldiagnose RLS führen.

Eine polysomnographische Untersuchung mit dem Nachweis der für RLS-Patienten typischen periodischen Beinbewegungen (Periodic Limb –Movements, PLMS) kann die Diagnose stützen. Doch gibt es Patienten, besonders de novo Patienten, bei denen die PLMS nicht deutlich genug ausgeprägt sind, um eine eindeutige Diagnose zu stellen. Außerdem können bei älteren Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Narkolepsie ebenfalls periodische Beinbewegungen im Schlaf auftreten. Der L-Dopa-Test lässt sich einfach und zuverlässig daher zur Absicherung der Diagnose nutzen. Eine negative Response, das heißt weniger als 50% Besserung mit L-Dopa, schließt ein Restless-Legs-Syndrom jedoch nicht aus. Ein Erkennen der Erkrankung und die frühe Einleitung einer spezifisch wirksamen dopaminergen Therapie leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Lebensqualität, denn sowohl die motorische, wie auch die sensorische Komponente des Restless-Legs-Syndroms kann positiv beeinflusst werden, wodurch auch die Schlafstörungen gebessert werden. ck

Therapieoptionen

Die Wirksamkeit von L-Dopa bzw. dopa–mimetischer Substanzen beim Restless-Legs-Syndrom legt eine Störung in einem dopaminergen System nahe. Zurzeit wird eine gestörte Funktion dopaminerger Bahnen auf spinaler Ebene vermutet. Die dopaminerge Therapie ist die Behandlung erster Wahl bei RLS. Abhängig von der Schwere der Symptomatik, der zeitlichen Verteilung der Beschwerden und bereits bestehender Nebenwirkungen bei Vorbehandlungen ist zwischen einer Therapie mit L-DOPA und Dopamin-Agonisten abzuwägen. In Deutschland sind derzeit zwei Wirkstoffe zur Behandlung des Restless-Legs-Syndroms zugelassen: Levodopa in Kombination mit dem Dopa-Decarboxylasehemmer Benserazid (Restex®, Restex® retard) sowie der non-ergoline Dopamin-Agonist Pramipexol (Sifrol®), der für die Behandlung des mittelgradigen bis schweren Restless-Legs-Syndroms zur Verfügung steht.

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