Apotheke und Krankenhaus

Heidrun RostAltarzneimittel in Heimen – Einspa

Bereits im Jahr 2004 wurde von einigen Mitgliedsapotheken des BVKA die Rückgabe von nicht mehr benötigten Arzneimitteln aus Alten- und Pflegeheimen erfasst und einer gemeinsamen Auswertung zugeführt. Die Ergebnisse wurden in der Deutschen Apotheker Zeitung [145; 1653-1655 (2005)] veröffentlicht. Da die Wiederverwendung von Altarzneimitteln immer wieder in die Diskussion geraten ist, hat die Waisenhaus-Apotheke in Halle/Saale im Auftrag des BVKA eine weiterführende Untersuchung durchgeführt.

Die Rückgabequoten aller vollständigen und unvollständigen, festen Arzneimittel lagen in der 2005 publizierten Untersuchung bei 0,86 bzw. 1,05% je untersuchtem Monat im Verhältnis zu den in diesen Monaten erzielten Rezeptumsätzen, allein die vollständigen Packungen (einschließlich Umkarton, Beipackzettel) wiesen eine Quote im Promillebereich auf. In der Nachfolgeuntersuchung wurden in den Zeiträumen Juli bis September 2005 und Januar bis Februar 2006 in jeweils zwei Heimen mit 288 und 250 Heimbewohnern alle zurückgegebenen, vollständigen und unvollständigen Altarzneimittel erfasst. Um eine möglichst umfassende Rückführung zu erreichen, wurde diese Untersuchung mit den entsprechenden Heim- bzw. Pflegedienstleitungen abgesprochen und das Ziel erläutert.

Jedes an der Untersuchung beteiligte Heim wurde als Pseudokunde im Warenwirtschaftssystem der Apotheke angelegt. Am Monatsletzten wurden alle im Laufe des Monats an die Waisenhaus-Apotheke zurückgegebenen Alt–arzneimittel unter dem entsprechend angelegten Kunden bestandsneutral abverkauft, um das laufende Lagersystem nicht zu verfälschen.

Bei Anbrüchen wurde die Stückzahl noch vorhandener fester Arzneiformen artikelkonkret erfasst, die Inhalte der angebrochenen flüssigen und halbfesten Arzneiformen wurden geschätzt. Diese Auflistungen enthielten die PZN, die Packungsgrößeneinheit, die Darreichungsform sowie den Listen-Verkaufspreis je Originalverpackung. In einem weiteren Schritt erfolgte die Zusammenfassung aller Werte für die Heime 1 und 2 (Untersuchungszeitraum III. Quartal 2005) und für die Heime 3 und 4 (Untersuchungszeitraum Januar/Februar 2006).

Zuordnung nach Indikationen Wichtig erschien die Frage, wie sich die zurückgegebenen Arzneimittel auf einzelne Indikationen verteilen. Die bisher monatsweise erfassten Arzneimittel der zwei Untersuchungszeiträume wurden jeweils dem Hauptgruppenverzeichnis der Roten Liste angepasst, die Stückzahlen bzw. Inhalte der flüssigen und halbfesten Arzneiformen wurden als Gesamtmenge je Artikel eingefügt, ebenso die daraus errechneten anteiligen Listen-Verkaufspreise. Die finanziellen Werte (in €) aller zurückgegebenen Arzneimittel einer Hauptgruppe der Roten Liste wurden addiert. In der letzten Spalte wurde der Anteil aller zurückgegebenen Arzneimittel einer Hauptgruppe prozentual zum Gesamtwert aller zurückgegebenen Arzneimittel während der jeweiligen Untersuchungszeiträume ermittelt (Beispiel Tab.1.). Die wertintensivsten Hauptgruppen sind Tabelle 2 zu entnehmen. Die unterschiedlichen prozentualen Anteile der Hauptgruppen in den Heimen 1 und 2 sowie 3 und 4 lassen sich aus den verschieden Profilen der einzelnen Heime und damit aus den behandelten Erkrankungen ableiten (Tab.3).

Die Tabellen, die alle erfassten Arzneimittel finanziell und prozentual enthielten, wurden nochmals aufgeschlüsselt in:

  • nur vollständig zurückgegebene Packungen
  • vollständige und unvollständige Packungen (ohne halbfeste und flüssige Arzneiformen, aber mit unvollständigen Blistern, teilweise ohne Umverpackung/Beipackzettel).

Die Tabelle 4 fasst die relevanten Daten aller vier untersuchten Heime zusammen. Vergleicht man die Ergebnisse mit der Untersuchung aus dem Jahr 2004, so decken sich die ermittelten Werte für die vollständig zurückgegebenen sowie die angebrochenen Packungen im Wesentlichen. Der etwas höhere Wert (1,18%) erklärt sich aus den vollständig zurückgegebenen Packungen aus der Indikationsgruppe der Psychopharmaka, die oftmals preisintensiver sind. Die vollständig zurückgegebenen Originalverpackungen nehmen einen verschwindend kleinen Anteil am Gesamtumfang ein. Eine Wiederverwendung angebrochener flüssiger und halbfester Arzneiformen ist nicht zu vertreten. Die angebrochenen festen Arzneiformen sind oftmals Einzelblister ohne Umverpackung und Beipackzettel. Es ist unklar, wer die Verantwortung und die finanziellen Lasten für die Kontrolle und eventuelle Vorbereitung dieser Packungen für eine sichere weitere Anwendung tragen soll. Nach wie vor stellt sich die Frage der Produkthaftung. Die Ergebnisse der neuen Untersuchungen zeigen, dass eine Wiederverwendung von Altarzneimitteln in Heimen zu keinen Einsparungen in Milliardenhöhe führen wird. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Pharmazeutische Betreuung in den Apotheken mit der Erstellung von Medikationsprofilen inklusive der Berechnung der Reichweitendauer immer breiteren Raum einnimmt. Darüber hinaus sind die ärztlichen Verordnungen knapp gehalten, oft wird erst mit dem Bereitstellen der letzten Tagesration ein neues Rezept für die weiterführende Therapie ausgestellt. Zudem ist eine stärkere Compliance in den Alten- und Pflegeheimen durch die Verabreichung der Medikamente durch das Pflegepersonal gegeben.

Das Ziel aller an der Versorgung von Patienten in den Alten- und Pflegeheimen beteiligter Berufsgruppen sollte nicht die Wiederverwendung von Arzneimitteln, sondern die Vermeidung von Arzneimittelmüll sein.

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