Arzneimittel und Therapie

Rektumkarzinom: Stahl, Strahl und Chemo?

Rektale Karzinome werden präoperativ bestrahlt und dann chirurgisch entfernt. Werden durch eine zusätzliche Chemotherapie die Behandlungsergebnisse verbessert? Mit dieser Frage befasste sich eine multizentrische Studie.

Nach der chirurgischen Entfernung eines Rektumkarzinoms ist das lokale Wiederauftreten des Tumors gefürchtet. Dank einer präoperativen Radiotherapie, das heißt einer Bestrahlung vor der chirurgischen Entfernung des Tumors, können Lokalrezidive deutlich eingeschränkt werden. Einer Faustregel zu Folge werden durch den chirurgischen Eingriff rund 45% der Betroffenen geheilt, durch die zusätzliche Bestrahlung rund 65%. Um noch bessere Ergebnisse zu erzielen, werden weitere therapeutische Optionen überprüft, so zum Beispiel die zusätzliche chemotherapeutische Behandlung. In der ECORT(European Organization for Research and Treatment of Cancer)-Studie wurden mehrere Kombinationen aus Bestrahlung und Chemotherapie näher untersucht. Hierzu wurde eine vier–armige Studie konzipiert, in der folgende Fragen geklärt werden sollten: Verbessert die zusätzliche Chemotherapie den Erfolg der präoperativen Radiotherapie? Und wenn ja, ist die Chemotherapie postoperativ, präoperativ oder vor und nach dem chirurgischen Eingriff zu geben?

Vierarmige Studie Für die Studie wurden 1011 Patienten ausgewählt, bei denen ein resektables Rektumkarzinom im Stadium T3 oder T4 (das heißt in fortgeschrittenen Stadien) festgestellt worden war. Die Patienten wurden in vier Gruppen randomisiert und erhielten eine der folgenden Therapien:

  • präoperative Radiotherapie,
  • präoperative Chemo-Radiotherapie,
  • präoperative Radiotherapie und postoperative Chemo_therapie,
  • präoperative Chemo-Radiotherapie und postoperative Chemotherapie.

Die Bestrahlung bestand immer aus einer Gesamtdosis von 45 Gy, die während fünf Wochen 25 mal in Einzeldosen von 1,8 Gy appliziert wurde. Die Chemotherapie wurde mit mehreren Zyklen 5-Fluorouracil und Calciumfolinat (5-FU 350 mg/m2 Körperoberfläche und Calciumfolinat 20 mg/m2 Körperoberfläche an fünf aufeinander folgenden Tagen) durchgeführt. Der primäre Studienendpunkt war das Gesamtüberleben. Die mediane Beobachtungszeit betrug 5,4 Jahre.

Keine Unterschiede beim Gesamtüberleben Die kombinierte Fünf-Jahres-Gesamtüberlebensrate betrug für die Patienten aller vier Gruppen 65,2%. Die kumulativen Fünf-Jahresinzidenzraten für ein lokales Wiederauftreten des Tumors lagen bei 17,1% für diejenigen Patienten, die keine Chemotherapie erhalten hatten, bei 8,7% und 9,6% für die Patienten, die präoperativ bzw. postoperativ chemotherapeutisch behandelt worden waren, und bei 7,6% für die Patienten, die vor und nach der Bestrahlung zytotoxisch therapiert wurden. Das bedeutet, dass die zusätzliche Chemotherapie zwar lokale Rezidive verringern kann, sich aber nicht auf das Gesamtüberleben auswirkt.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

Rektumkarzinom

Inzidenz

25 bis 35 Fälle/100.000 Einwohner/Jahr in Europa mit geographischen Unterschieden

Risikofaktoren

  • positive Familienanamnese
  • kolorektale Adenome
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)
  • Ernährungsfaktoren, ballaststoffarme Kost
  • Fettkonsum
  • Nitrosamine, Asbest
  • langjähriger Nicotinabusus, Alkoholabusus
  • Adipositas, Bewegungsmangel

Symptome in fortgeschrittenen Stadien

  • Allgemeinsymptome: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust
  • Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang: Obstipation, Diarrhoe, Wechsel von Durchfall und Verstopfung, Bleistiftstuhl
  • Blutungen, Blutbeimengungen im Stuhl, Schmerzen

Vorsorge

  • Früherkennung ab dem 45. Lebensjahr, bei Risikogruppen früher
  • rektale Untersuchung
  • Test auf okkultes Blut im Stuhl
  • Koloskopie

Quelle: Berger, D.P., Engelhardt R. und Mertelsmann R. (Hrsg.): Das rote Buch. Hämatologische und internistische Onkologie. Verlag ecomed Landsberg 2002.

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