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Großbritannien: Britische Parlamentarier schlagen Alarm

LONDON (jr). Pfizers Ankündigung, verschreibungspflichtige Medikamente in Großbritannien nur noch über den Großhändler UniChem zu vertreiben, führt nicht nur unter Apothekern zu lautstarken Protesten. Inzwischen formieren sich auch Parlamentarier gegen die Kooperation, während die britische Wett–bewerbsbehörde eine erste Vorprüfung ankündigte.

Die Labour-Regierung von Premierminister Tony Blair ist bei den Apothekern des Königreichs vor allem für die umfassenden Deregulierungsmaßnahmen auf dem pharmazeutischen Markt bekannt. Mehr als die Hälfte aller Apotheken gehören bereits zu Ketten mit mehr als fünf Filialen, während Supermärkte das Geschäft mit Medikamenten ungehindert intensivieren.

Der Deal geht zu weit Der so genannte Pfizer-UniChem-Deal geht jedoch selbst vielen der ansonsten eher wirtschaftsfreundlich gesinnten Parlamentariern zu weit. Um gegen den Exklusivvertrag zu protestieren, unterzeichneten mehrere Mitglieder des Unterhauses einen Antrag (Early Day Motion), in dem eine offene Debatte zum Thema verlangt wird. Jim McGovern, Parlamentarier für Dundee West und Initiator des Antrags, äußerte seine "tief empfundene Besorgnis" zu den Vorgängen und dem "De-facto-Monopol" für UniChem. Er rief das Gesundheitsministerium und dessen Staatssekretär Andy Burnham sowie die britische Wettbewerbsbehörde –(Office of Fair Traiding – OFT) auf, sich dem Thema zu stellen und gegebenenfalls Maßnahmen einzuleiten. Jim McGovern war durch den Protest des Apothekers John Carracher aus Muirhead in Schottland auf das Problem aufmerksam gemacht worden. Der Apotheker hatte die Frage aufgeworfen, wie UniChem die Versorgung im Norden Schottlands mit lediglich einem Warenlager in der Region sicherstellen wolle. "Sie haben Apotheken hier überhaupt nicht involviert", ließ John Carracher verlauten, "ich hoffe, dass genügend Leute erklären, dies sei nicht im öffentlichen Interesse".

Spezielle Hotline für Apotheken Pfizer erklärte indessen, Parlamentarier Jim McGovern möge seinen Antrag unter dem Gesichtspunkt überdenken, dass dieser auf "ungenauen und falschen Behauptungen" basiere, die von Wettbewerbern aus dem Großhandel stammten. Pfizer wie auch UniChem kontaktieren zudem Parlamentarier, um über sämtliche Maßnahmen zu informieren und die Sicherstellung der Belieferung mit Medikamenten für die Zukunft deutlich zu machen.

Apothekern bietet Pfizer an, ihre Bedenken über die Firmen-Website oder eine speziell eingerichtete Telefonnummer direkt an das Unter–nehmen zu richten. An der wachsenden Besorgnis unter Apothekern, Großhändlern und Politikern haben die Dialogbemühungen der beiden Unternehmen dennoch nichts ändern können.

Stichtag 16. November Selbst die britische Wettbewerbsbehörde, als treibende Kraft bei der totalen Öffnung des ohnehin weithin liberalisierten Apothekenmarktes Großbritanniens bekannt, kündigte nun erste Prüfungsschritte an. Ob ein formelles Untersuchungsverfahren eingeleitet wird, soll am 16. November bekannt gegeben werden. Pfizer erklärte indessen, das Unternehmen sei überzeugt, dass die Vereinbarung mit UniChem in voller Übereinstimmung mit geltendem britischen und EU-Recht umgesetzt werden könne.

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