Aus Kammern und Verbänden

Thüringen und Berlin: Aufrufe zur Demonstration in Leipzig

"Ist das der Sonderzug nach Leipzig?" Diese Frage wird am 1. November überall auf den Bahnhöfen zwischen Eisenach und Leipzig zu hören sein. Am ersten von vier nationalen Protesttagen demonstrieren auch die Apothekerinnen und Apotheker Thüringens und ihre Angestellten in Leipzig.

Damit dies konzentriert und medienwirksam geschehen kann, haben die Standesorganisationen einen Sonderzug organisiert, der die Thüringer Kräfte bündelt und vereint nach Leipzig führt.

Entlang der ICE-Strecke in Eisenach, Gotha, Erfurt, Weimar, Apolda und Naumburg wird der Zug die Demonstranten aus allen Ecken Thüringens aufnehmen. Ein Zug wie ein Signal – es ist genug!

Schnell haben Kammer und Verband in Thüringen auf den einstimmigen Protestaufruf der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und der Landesorganisation reagiert. "Die Apotheken wissen, diesmal geht es nicht um eine Gesundheitsreform, wie sie das Land schon viele gesehen hat. Diesmal geht es um alles. Es geht um Gesundheit, um Patientenwohl, um Arbeitsplätze, um Zukunft, um Existenzen", so Danny Neidel, Geschäftsführer der LAK Thüringen.

Die Sorge um die Existenz vereint Apothekenleiter und Angestellte, Angehörige und Patienten. 25.000 Euro Sonderopfer zahlt keine Apotheke aus der Portokasse, sondern eher durch die Kündigung eines Mitarbeiters. Weniger Mitarbeiter verschlechtern den Service der Apotheken, die Öffnungszeiten, das Patientenwohl – vom Wohl der betroffenen Mitarbeiter ganz abgesehen.

Frei verhandelbare Arzneimittelhöchstpreise, die die 6,10 Euro weiter schrumpfen lassen, tun ein Übriges. Aber es geht nicht nur ums Geld. Es geht auch um das Berufsethos. So lehnen die Apotheker die "Secondhand-Arzneimittel" ab: Nach den Plänen für die Gesundheitsreform 2007 dürfen Arzneimittel, die ein Patient nicht mehr benötigt, für einen anderen wieder verwendet werden. Der Gesetzgeber erwartet davon eine Kostenersparnis. Gleichzeitig soll es gestattet sein, Arzneimittel neu zu verpacken, worauf man ihnen kaum noch ansehen kann, wie alt sie sind. Damit ist der Weg frei, dass Medikamente mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum in neue Verpackungen kommen und wieder angewandt werden. Alte Arzneimittel stinken zwar nicht, aber sie sind nicht sicher. Treffen wird es die Alten und Pflegebedürftigen, denn für die Heime ist diese Regelung vor allem geplant. "Alte Arzneimittel für alte Menschen, sind wir wirklich soweit gekommen?", fragen sich viele.

"Nein!" wird als tausendfache Antwort am 1. November auf dem Platz an der Nikolaikirche in Leipzig zu hören sein. Diese Gesundheitsreform vernichtet, wo sie sparen will, zerstört, wo sie helfen soll.

Am 1. November wird es kaum eine normale Arzneimittelabgabe in Thüringer Apotheken geben. Die Notbesetzung, die in den Apotheken zurückbleibt, wird viel zu tun haben, und den Patienten wird an diesem Tag einiges zugemutet werden. Aber nur, um ihnen viel gravierendere Zumutungen zu ersparen.

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