Arzneimittel und Therapie

Schlaganfall: Schnelles Handeln ist das A und O

Als medizinischer Notfall gehört der Schlaganfall nicht unbedingt zur Praxis der öffentlichen Apotheke. Dennoch sollte auch hier ein Basiswissen zu diesem lebensbedrohlichen Ereignis vorhanden sein. Bei der differenzialdiagnostischen Behandlung kommt es vor allem auf Schnelligkeit an. Da das Laienwissen über die typischen Symptome des Schlaganfalls in der Regel mangelhaft ist, erreicht aber nur ein Bruchteil der Patienten durch zügige Alarmierung des Rettungsdienstes frühzeitig die Klinik.

Die ersten Weichen in der Behandlung stellt demzufolge der Notarzt bei der Erstversorgung. Während in dieser Phase keine Antikoagulanzien verabreicht werden sollten, könnten Neuroprotektiva wie der innerhalb von sechs Stunden zu applizierende Radikalfänger NXY-059 (Cerovive™) einen Stellenwert in der Therapie erlangen. Innerhalb der ersten drei Stunden nach Symptombeginn kommt eine systemische Lysetherapie mit rt-PA (rekombinantem Gewebe-Plasminogenaktivator) in Frage.

Alternativ kann als individueller Heilversuch innerhalb von drei bis sechs Stunden auch eine intraarterielle Lyse durchgeführt werden. Abciximab ist in der Frühbehandlung nicht wirksam, während für Tirofiban positive Fall-Serien, jedoch keine kontrollierten Studien vorliegen. Eine generelle Heparinbehandlung in der Akutphase ist bei unselektierten Patienten – außer zur Prophylaxe tiefer Beinvenenthrombosen – nicht wirksam.

Die Einweisung in eine Stroke Unit (Schlaganfallspezialstation) senkt gegenüber einer Normalstation signifikant die Mortalität und den Grad der verbleibenden Behinderung.

Sechs Stunden nach dem Ereignis rücken die Ursachenklärung und eine gezielte Sekundärprophylaxe in den Vordergrund der Strategie, die nun darauf gerichtet ist, modifizierbare Risikofaktoren zu identifizieren und zu behandeln.

Der Nutzen von Thrombozytenaggregationshemmern in der Sekundärprophylaxe ist sehr gut belegt. Für die Auswahl des geeigneten Arzneistoffs hat sich mittlerweile eine Risikostratifizierung nach dem Essener Schlaganfallscore etabliert. Bei niedrigem Rezidivrisiko besteht kein wesentlicher Wirkungsunterschied zwischen Acetylsalicylsäure (ASS), Clopidogrel und der Kombination ASS plus Dipyridamol; hier erfolgt die Auswahl nach Kontraindikationen und Nebenwirkungen. Bei hohem Rezidivrisiko wird die Gabe von ASS plus Dipyridamol, bei Patienten mit zusätzlicher peripherer arterieller Verschlusskrankheit die Gabe von Clopidogrel empfohlen. Bei unselektierten Patienten hat die Kombination ASS plus Clopidogrel keine Vorteile, sondern führt zu höheren Blutungskomplikationen.

Hirnembolien können unterschiedliche Ausprägungen und Ursachen haben. Bei den Behandlungsansätzen gibt es bislang wenige valide und zukunftsweisende Studienergebnisse.

Außerdem wurden die meisten Studien mit Patienten unter 80 Jahren gemacht. Der Schwerpunkt der Erkrankten liegt jedoch bei höher Betagten. hb

Zum Weiterlesen

Benefit durch den Radikalfänger NXY-059 DAZ 2006 Nr. 35, S. 41 - 42 www.deutsche-apotheker-zeitung.de

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