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WIN-55212-2 verbessert das Gedächtnis

WIN-55212-2, ein dem Cannabis ähnlicher synthetischer Wirkstoff könnte künftig bei der Behandlung von Alzheimer einer Rolle spielen. Im Tierversuch mit älteren Ratten führte WIN-55212-2 zu einer Verbesserung bei der Lösung von räumlichen Gedächtnisaufgaben.

Ein Team um Gary Wenk von der Ohio State University testete WIN-55212-2. Von dem Wirkstoff war aus Laborversuchen bereits bekannt, dass er Cannabinoidrezeptoren im Gehirn stimuliert. Dieser Effekt zeigte sich nun auch bei Ratten. Für die Dauer von drei Wochen wurde in die Gehirne von jungen und alten Ratten ein Molekül injiziert, das eine Immunreaktion im Gehirn hervorruft, die jener bei Alzheimerpatienten ähnelt. Einige der Tiere erhielten parallel dazu das Medikament WIN-55212-2 gespritzt. Nach den Injektionen mussten die Ratten ein Wasserlabyrinth durchqueren – eine Aufgabe, die gerne zur Ermittlung der Hirnleistung der Tiere gestellt wird. Wenk dazu: "Alte Ratten finden sich im Labyrinth meist schlecht zurecht. Ältere Menschen haben ähnliche Schwierigkeiten, wenn sie sich in einem ihnen fremden Haus bewegen sollen." Drei Tage hatten die Ratten Zeit, um sich mit dem Labyrinth vertraut zu machen, am vierten Tag wurde getestet, wie lange sie für die Durchquerung benötigten. Dabei zeigte sich, dass sowohl junge als auch alte Ratten, die WIN-55212-2 erhalten hatten, schneller zum Ziel gelangten als ihre jeweilige Kontrollgruppe.

Bei den älteren Tieren war der Unterschied zwischen behandelten und unbehandelten allerdings größer. Anschließende Hirnuntersuchungen erbrachten, dass die Gehirne der behandelten Ratten geringere Anzeichen einer Entzündung aufwiesen. Insgesamt waren die Studienergebnisse also positiv für WIN-55212-2. An eine Weiterentwicklung zu einem Alzheimer-Medikament ist in der jetzigen Form dennoch nicht zu denken. Laut Wenk sprechen hiergegen psychoaktive Nebenwirkungen der Substanz, die jenen von Cannabis ähneln. Um diese Nebenwirkungen zu eliminieren, wird derzeit an der Entwicklung eines ähnlichen Wirkstoffs gearbeitet, der wie WIN-55212-2 Entzündungen im Gehirn mildert, jedoch keine unerwünschten Begleiterscheinungen aufweist. ral

Quelle: Vortrag auf der Jahrestagung der Society of Neuroscience, 14.-18.10.2006, Atlanta

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