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Kommentar zum Apothekertag: Im Protest vereint

Vom Apothekertag in "turbulenten Zeiten wie noch nie" (Hans-Günter Wolf, ABDA-Präsident) klingen mir noch die Trillerpfeifen der Protestveranstaltung im Ohr, die unter dem Motto "Aktion Gesundheitsreform – Gute Argumente für ein besseres Gesetz" stand. Rund 1000 ApothekerInnen machten ihrem Unmut Luft. Solidarische Grußworte kamen von diver–sen anderen Vertretern im Gesundheitswesen. Und erstmals hatten die Apothekenangestellten in Person der ADEXA-Vorsitzenden Monika Oppenkowski die Möglichkeit, auf der Eröffnungsveranstaltung ein Grußwort zu sprechen.

Ansonsten war es kein Highlight-Apothekertag. Gewiss, insbesondere im zweiten Arbeitskreis wurde deutlich, dass Apotheker endlich aktiv den intensiven Dialog mit anderen, etwa Ärzten und Krankenkassenvertretern, suchen. Hier gab es viele Berührungspunkte und Übereinstimmungen von Positio–nen, die auf gemeinsames Vorgehen hoffen lassen. Aber was läuft eigentlich schief, wenn eine Ärztin (Prof. Gisela C. Fischer, Sachverständigenrat) von unserer Arbeit so gut wie nichts weiß und uns Dinge vorschlägt, die wir bereits seit Jahren machen? Woher diese Ahnungslosigkeit? Schlimmer noch: Ist dieser Mehrwert für Patienten, den die Apotheke bietet, in ihrem Umfeld nicht erfahrbar?

Noch etwas anderes fiel auf, zwar nicht in der Hauptversammlung, aber beim ADEXA-Messestand: die große Verunsicherung unter den Angestellten. Viele Angestellte wissen wenig bis gar nichts über die Reform, und was sie von Arbeitgebern hören, trägt auch nicht zu ihrer Beruhigung bei. Äußerungen, die Angestellte als Drohung auffassen ("Wenn dieses Gesetz kommt, muss ich Sie entlassen"), oder Einschüchterungen sind jetzt aber fehl am Platz.

Was wir in der aktuellen Situation brauchen, sind motivierte Angestell–te, die ihrer Arbeit qualifiziert nachgehen und täglich aufs Neue Patien–ten, Kunden, Medien und Politikern demonstrieren: Die Apotheke wird ihrer Aufgabe gerecht, eine sichere, wohnortnahe und nicht überteuerte Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln sicherzustellen. Dies ist ein dringender Appell an alle Arbeitgeber, jetzt mit ihren Angestellten gemeinsam zu handeln – und nicht nach dem Motto: Mein Hemd ist mir näher als die Hose.

Dennoch bleibt eine leichte Irrita–tion zurück. Natürlich war die Gesundheitsreform in allen (Rand-)Gesprächen das Thema, und wo sie nicht direkt ausgesprochen wurde, schwang sie doch im Hintergrund mit. Dennoch wurden in den Arbeitskreisen Ideen für die Zukunft ent–wickelt, als ob alles so weiter ginge wie bisher. Dass es vermutlich so nicht weitergehen wird, wurde nur selten konkretisiert. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil auch die Politik nicht zu Rande kommt und das gesundheitsreformerische Chaos in Berlin täglich größer wird.

So hing der lodernde Protest, der eigentlich erwartet worden war, zwar in der Luft. Der Schwebezustand führte aber dazu, dass der ganze Apothekertag in eher gedämpfter Stimmung stattfand. Die Diskussionen waren sachlich und weitgehend emotionslos, wirklich strittige Anträge gab es gleich gar nicht, und alle fanden sich in der Forderung "weg mit diesem Gesetz" einig.

Waren die Signale aus München laut genug, um in Berlin gehört zu werden? Immerhin gab es in diesem Jahr fast keine Präsenz von Bundespolitikern. Ein Zeichen dafür, dass die Apotheker von der Politik fallen gelassen werden? Sind die Angebote der Apotheker, sich in die wirtschaftliche Verantwortung der Arzneimittelversorgung mit einzubringen, deutlich genug?

Dieser Apothekertag hat nicht für Antworten in schweren Zeiten gesorgt, aber er hat immerhin für Geschlossenheit der Apotheken–leiterInnen mit ihren Angestellten gesorgt, denn alle zusammen sind derzeit Spielball der Mächtigen mit kaum eigenem Gestaltungsspielraum.

Insa Heyde ADEXA Bundesvorstand Presse/Öffentlichkeitsarbeit

Aus dem Grußwort von Monika Oppenkowski

Der vorliegende Gesetzentwurf fordert Einsparungen von 500 Mio. • bei den Apotheken. ADEXA befürchtet Einsparungen im Personalbereich.

Das wäre ein Qualitätsverlust bei der Patientenberatung und hätte Auswirkungen auf die Arzneimittelsicherheit.

Kostensteigerungen im Arzneimittelbereich sind auf die hohen Preise bei Arzneimittelinnovationen zurück zu führen (Struktureffekt).

Kostenreduzierung im Arzneimittelbereich muss daher bei der Industrie ansetzen.

ADEXA fordert den Gesetzgeber auf: Im Interesse der Patienten muss die hohe Qualität der Apotheken erhalten bleiben. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen so beschaffen sein, dass weiterhin eine ordnungsgemäße Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln gewährleistet bleibt.

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