Arzneimittel und Therapie

Angiogenesehemmung: Therapeutische Effekte auch beim Mammakarzinom

Gut dokumentiert ist die Verlängerung des progressionsfreien Überlebens und auch der Gesamtüberlebenszeit bei Patienten mit kolorektalem Karzinom, die mit dem Angiogenesehemmer Bevacizumab (Avastin®) behandelt werden. Nun deutet eine erste Studie an, dass sich vergleichbare Effekte wahrscheinlich auch beim Mammakarzinom erzielen lassen.

"Mehr als vielversprechend" – so sind Expertenangaben zufolge die ersten Ergebnisse einer neuen Studie zu werten, bei der der Angiogenesehemmer Bevacizumab auch beim Mammakarzinom erprobt wurde. In der Studie wurden 722 Frauen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom mit Paclitaxel (90 mg/m2 am ersten, achten und fünfzehnten Tag alle vier Wochen) und placebokontrolliert zusätzlich mit Bevacizumab (10 mg/kg Körpergewicht am ersten und fünfzehnten Tag) behandelt. Primärer Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben, darüber hinaus wurde auch die Ansprechrate untersucht.

Verlängerung des progressionsfreien Überlebens Es zeigte sich eine gegenüber der Kontroll-Gruppe signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens bei mit Bevacizumab (Avastin®) behandelten Patientinnen. Konkret wurde das progressionsfreie Überleben um fünf Monate verlängert und zwar von sechs Monaten unter alleiniger Paclitaxel-Behandlung auf elf Monate bei zusätzlicher Gabe des Angiogenesehemmers. Gleichzeitig wurde die Ansprechrate von 14 auf 30% gesteigert und somit mehr als verdoppelt. In der Phase-III-Studie wurde damit erstmals eine antiangiogene Wirkung von Bevacizumab auch beim Mammakarzinom nachgewiesen. Ob der Wirkstoff auch das Gesamtüberleben der Frauen verbessert, lässt sich anhand der vorliegenden Daten noch nicht abschließend beurteilen.

Bevacizumab wurde in der Studie gut vertragen. Als wichtigste Nebenwirkung wurde die Entwicklung einer Hypertonie bei 16% der Patientinnen beobachtet, 2% der Frauen reagierten mit einer Proteinurie und 3% entwickelten Blutungen unter der Behandlung mit dem Angiogenesehemmer.

Dieser hat sich bei der Therapie des kolorektalen Karzinoms bereits etabliert und ist zur First-line-Therapie des metastasierten Kolonkarzinoms zugelassen. Auf dem Boden der neuen Studienergebnisse ist nunmehr auch ein Antrag auf Zulassung beim Mammakarzinom in den USA sowie in Europa gestellt worden. Erwartet wird die offizielle Zulassung für 2007.

Christine Vetter, freie Medizinjournalistin

Bevacizumab

Tumore, die über die mikroskopische Grenze hinauswachsen, können sich nicht mehr allein per Diffusion versorgen. Sie bilden den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) und stimulieren damit das Gefäßwachstum in ihrer Umgebung. Bevacizumab ist der bislang einzige Antikörper, der freies VEGF im Serum bindet und neutralisiert. Er unterbindet damit die unkontrollierte Gefäßbildung und so auch das weitere Wachstum und die Metastasierung des Tumors, da VEGF nicht mehr an die Rezeptoren der Endothelzellen an–docken und damit kein weiteres Gefäßwachstum stimulieren kann.

Bisher wird Bevacizumab in Kombination mit intravenösem 5-Fluoro–uracil/Folinsäure oder intravenösem 5-Fluorouracil/Folinsäure/ Irinotecan zur First-line-Behandlung von Patienten mit metastasiertem Kolon- oder Rektumkarzinom angewendet.

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