DAZ aktuell

Preiskampf unter Hamburger Apotheken

HAMBURG (tmb). Nach der Freigabe der OTC-Preise hatten sich viele Apotheken an den unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller orientiert. Doch inzwischen haben etliche Apotheken mit offensiver Publikumswerbung auf niedrigere Preise für einzelne Arzneimittel aufmerksam gemacht und in manchen Städten bereits einen Preiskampf in Gang gesetzt. In Hamburg wurde eine Preisoffensive von Apotheken der parmapharm-Kooperation kürzlich sogar zu einem großen Thema für das weit verbreitete "Hamburger Abendblatt".

Bisher herrscht in der veröffentlichten Meinung in Deutschland der Eindruck von teuren Apotheken vor, denen oft die preisgünstigeren Internet-Apotheken gegenüber gestellt werden. Der mancherorts harte Preiskampf hat in den Medien bisher nur wenig Resonanz gefunden.

Wer Apotheker in Städten wie Hannover oder Lübeck befragt, muss allerdings einen anderen Eindruck vom Preiswettbewerb in Apotheken gewinnen. Denn dort werben einzelne Apotheken mit deutlichen Nachlässen gegenüber den Preisempfehlungen der Hersteller und haben andere Apotheken bereits zu entsprechenden Preisreaktionen veranlasst.

Großes Medienecho Anfang September kündigten die 35 Apotheken, die in Hamburg zur Kooperation parmapharm gehören, Preissenkungen für bis zu 100 verschiedene Arzneimittel um bis zu 50 Prozent an und fanden damit ein beachtliches Medienecho. Das "Hamburger Abendblatt" berichtete ausführlich, nannte Preisbeispiele und verfolgte die Entwicklung in weiteren Artikeln. Dabei wurde deutlich, dass die Preissenkungen nicht für alle Produkte in allen Apotheken der Kooperation gleichermaßen gelten und Preisvergleiche angebracht sind.

Außerdem berichtete die Zeitung über die Reaktion der 57 Hamburger "Partner-Apotheken", die ein verbessertes Bonusprogramm und weitere Preissenkungen für Oktober ankündigten. Auch auf die Zusammenarbeit dieser Apotheken mit der Kooperation Vivesco und auf die Reaktionen weiterer preisaktiver Apotheken in der Hansestadt wurde hingewiesen. Bei der Berichterstattung wurde erkennbar, dass der Preisdruck von Internet-Apotheken ausging, die mit weniger Personal kostengünstiger arbeiten könnten. Das "Hamburger Abendblatt" stellte auch die Gegenposition der Apothekerkammer dar, dass die billigeren Anbieter mehr verkaufen müssten und damit der Schmerzmittelkonsum erhöht werden könnte. Allerdings konnten uninformierte Leser den Eindruck gewinnen, die Mitglieder der als "Apothekenkammer" bezeichneten Institution stünden im Wettbewerb mit preisaktiven Kooperationen.

Reaktionen Bei manchen Apothekern in Norddeutschland führte die mit großer Medienwirkung angekündigte Preisoffensive zu Besorgnis. Gegenüber der DAZ erklärte parmapharm-Geschäftsführer Thomas Worch, die Hamburger Mitglieder der Kooperation hätten mit ihrer Ankündigung anderen Apothekern zuvorkommen wollen. Die preisgünstigen Angebote einzelner Arzneimittel widersprächen nicht dem Qualitätsanspruch der Kooperation und der teilnehmenden Apotheken. Das Preisargument sei sehr medienwirksam, die "Gesund ist bunt"-Marke der Kooperation solle aber künftig auf keinen Fall mit einem Discount-Angebot assoziiert werden.

Kurzkommentar

Die Aufmerksamkeitswirkung gut inszenierter Preissenkungen kann kurzfristig erheblich sein. Ob dies aber die dauerhaft verlorenen Margen kompensiert, ist zweifelhaft. Auch wenn nur die Preise einiger Indikatorartikel gesenkt werden, gehen gerade die Erträge aus den wichtigsten Produkten zurück. tmb

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