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Kassen und Ministerium streiten um Kosten der eGK

BERLIN (ks). Nach einer Analyse der Unternehmensberatung Booz, Allen, Hamilton wird die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) weitaus teurer als erwartet. Die im Auftrag der Telematik-Gesellschaft gematik vorgenommene Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass die Einführung mindestens 3,9 Mrd. Euro kosten wird. Im Bundesgesundheitsministerium rechnet man bislang mit Kosten von etwa 1,4 Mrd. Euro. Ministeriumssprecher Klaus Vater bestätigte die Existenz des Berichtes, nannte ihn jedoch ein "Schauermärchen".

Wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (Ausgabe vom 17. September) berichtete, liegen die Kosten der Studie zufolge auch nach einer auf fünf Jahre gestreckten Einführungsphase mit 5,2 Mrd. Euro noch um 800 Mio. Euro über den erhofften Einsparungen. Für die Kassen würde es zwar zu einer Entlastung um netto 2,2 Mrd. Euro kommen – Ärzte müssten dagegen mit Gesamtbelastungen von 1,9 Mrd. Euro rechnen, denen nur Entlastungen in Höhe von 553 Mio. Euro gegenüber stünden. Erst nach zehn Jahren könnten sich Kosten und Nutzen die Waage halten. Vater hielt dem entgegen, dass die Studie teilweise von nicht mehr gesicherten Daten ausgehe. Teile der Analyse würden daher auf Kritik stoßen, wenn diese in den kommenden Wochen von der Gematik bewertet und überarbeitet werde. Auch die Behauptung, das Bundesgesundheitsministerium halte die Analyse unter Verschluss, wies Vater zurück.

Kassen: Schmidt für Kostenanstieg verantwortlich Nach Informationen das "Handelsblattes" machen die Krankenkassen die Bundesgesundheitsministerin selbst für die steigenden Kosten verantwortlich. So habe Ulla Schmidt entschieden, dass die für das elektronische Rezept und andere geplante Anwendungen erforderlichen Daten auf der Karte und nicht auf einem zentralen Server gespeichert werden sollen. Dadurch verteuere sich nicht nur die Karte massiv, es seien auch teure Parallelstrukturen erforderlich. Seit Schmidt im November 2004 die Steuerung der gematik übernommen habe, sei festzustellen, "dass die Konzepte und technischen Lösungen mehr und mehr überfrachtet werden", zitiert das Handelsblatt aus einem internen Kassen-Papier. Statt internationale Standards zu übernehmen, habe die Ministerin neue Standards teuer entwickeln lassen – wohl um der deutschen Industrie Aufträge zu sichern.

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