Arzneimittel und Therapie

Koprostase und Obstipation: Jetzt auch aromafrei gegen die Verstopfung

Nicht nur Erwachsene, auch Kinder leiden häufig unter einer Obstipation. Sie brauchen rasche Hilfe, damit die Beschwerden nicht chronisch werden. Mittel der Wahl ist Polyethylenglykol, das jetzt speziell für Kinder auch aromafrei verfügbar ist.

Anders als die Diarrhö nimmt die Obstipation im Kindesalter in den vergangenen Jahren stetig zu und das gilt auch für die chronische Verstopfung. Meist ist ein harter und vor allem schmerzhafter Stuhlgang die Ursache. Die Kinder reagieren mit Vermeidungsverhalten und leiten so einen Teufelskreis ein, der schließlich in chronische Beschwerden und in eine Koprostase, also in eine Ansammlung und Verhärtung von Stuhlmassen, im Darm mündet.

Die Störung ist zu mehr als 95% funktioneller Natur, anatomische Veränderungen sind hingegen selten. Neben dem Defäkationsschmerz, den 50 bis 80% der betroffenen Kinder angeben, leiden bis zu 70% immer wieder auch unter Bauchschmerzen und Stuhlschmieren oder Einkoten.

Den Stuhl lösen und dann weich halten Bei der Therapie muss zunächst die Stuhlimpaktion behoben werden, anschließend muss dafür gesorgt werden, dass der Stuhl weich und geschmeidig bleibt und sich nicht erneut eine Koprostase bildet. Beide Ziele lassen sich durch Polyethylenglykol 3350 (PEG 3350, Macrogol) erreichen und das wirkungsvoller als beispielsweise durch eine Behandlung mit Lactulose. So lässt sich durch PEG die Koprostase lösen, der sekundär erweiterte Enddarm kann wieder auf ein Normalmaß schrumpfen und es kann wieder ein normales Gefühl für den Stuhldrang entstehen. Das aber setzt voraus, dass einer erneuten Stuhlanhäufung entgegen gewirkt wird, dass also der Stuhl weich gehalten wird. Auch dies ist durch eine Behandlung mit PEG möglich.

Das Präparat hat gegenüber anderen Laxanzien den Vorteil, für die Behandlung von Kindern offiziell zugelassen zu sein und zwar für die Therapie der Koprostase ab dem 5. Lebensjahr, für die Behandlung der chronischen Obstipation kann es bereits ab zwei Jahren eingesetzt werden. Speziell für den kindlichen Geschmack wurde eine aromafreie Formulierung entwickelt, die nunmehr unter dem Handelsnamen Movicol® Junior verfügbar ist.

Keine Elektrolytverschiebung, keine Gewöhnung Durch ihre gute Wirksamkeit bei zugleich guter Verträglichkeit sind die Macrogole inzwischen sogar schon zum Mittel der ersten Wahl bei der Therapie der kindlichen Obstipation geworden. Denn sie verursachen keine Elektrolytverschiebungen und es sind keine Gewöhnungseffekte zu befürchten. Andererseits zeigen die Praxiserfahrungen, dass unter Macrogol in gut 90% der Fälle eine effektive Therapie der Koprostase und auch der Obstipation bei Kindern möglich ist. Während der Behandlung steigt die Stuhlfrequenz deutlich an, die Stuhlkonsistenz verbessert sich und der Prozentsatz der Kinder mit Schmerzen, Angst und Zurückhalten des Stuhlgangs sowie mit Blut im Stuhl nimmt deutlich ab. In einer Vergleichsstudie mit Lactulose brauchten die mit PEG behandelten Kindern außerdem seltener ein weiteres Laxans und es kam eindeutig seltener zu einer erneuten Koprostase.

Begonnen werden sollte die Behandlung bei Kleinkindern mit einer mittleren Dosierung von 1,1 g/kg Körpergewicht, in der Folge muss die Dosierung dann an die individuelle Situation des Kindes angepasst werden. Studien zufolge liegt die mittlere Dosierung bei der Nachbehandlung bei Kleinkindern bei 0,8 g/kg Körpergewicht täglich und bei Schulkindern sogar bei nur 0,6 g/kg Körpergewicht. Wichtig ist parallel zu der medikamentösen Therapie aber immer ein ausführliches Aufklärungsgespräch der Eltern. Diese müssen auf die allgemeinen Maßnahmen zur Behebung der Obstipation hingewiesen werden, wie etwa auf die Bedeutung einer ballaststoffreichen Kost, ausreichenden Trinkens und auch ausreichender körperlicher Bewegung.

Osmotisch wirksames Laxans

Das Polyethylenglykol Macrogol 3350 wird wegen seiner Wasserbindungskapazität und osmotischen Aktivität im Darm als Abführmittel eingesetzt. Mit seiner Hilfe wird eine definierte, oral zugeführte Wassermenge ins Kolon transportiert. Die entstehende Volumenzunahme bewirkt über Dehnungsrezeptoren die Auslösung der physiologischen Darmperistaltik. Weil Macrogol durch die Hydratisierung des Stuhls und die damit verbundene Volumenzunahme die Darmperistaltik in Gang setzt oder normalisiert und dabei die Funktion der Darmschleimhaut nicht beeinflusst, kommt es zu einer Regeneration der natürlichen Darmperistaltik. Die in der zubereiteten Movicol® Junior-Lösung enthaltenen Elektrolyte stellen sicher, dass es zu keiner nennenswerten Verschiebung des Natrium-, Kalium- oder Wasserhaushaltes kommt. Macrogol 3350 passiert den Darm unverändert. Es wird im Magen-Darm-Trakt so gut wie nicht resorbiert und zeigt keine pharmakologische Wirkung.

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