Arzneimittel und Therapie

Akute myeloische Leukämie: Kann ein molekularer Marker einen Rückfall vorhersa

Während der 42. Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology wurde eine Studie vorgestellt, die sich mit der molekularen Diagnostik einer genetischen Veränderung beschäftigte, die mit der Entstehung einer akuten myeloischen Leukämie (AML) in Zusammenhang gebracht wird. Dieser Marker könnte genutzt werden, um die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls vorherzusagen.

Akute myeloische Leukämien sind maligne Erkrankungen der Blutbildung. Hierbei liegt ein Differenzierungsblock auf einer frühen Stufe der Hämatopoese vor. Bei erhaltener Proliferationskapazität kommt es zu einer Ansammlung von unreifen Zellen (so genannten Blasten) im peripheren Blut und Knochenmark. Dies führt zu einer Verdrängung und Suppression der normalen Hämatopoese, an deren Folgen der Patient meist innerhalb kurzer Zeit verstirbt. Bei einem Großteil der Patienten mit AML weisen die leukämischen Blasten genetische Veränderungen auf. Für einige dieser Veränderungen konnte gezeigt werden, dass sie direkt an der Leukämieentstehung beteiligt sind.

Da sie die Prognose entscheidend beeinflussen, könnten sie einerseits zur Risikostratifizierung von Patienten mit AML herangezogen werden. Zum anderen könnten diese chromosomalen Veränderungen als molekulare Marker dienen, mit denen im Therapieverlauf so genannte minimale Resterkrankungen (MRD) nachgewiesen werden könnten.

Alle Patienten dieser Studie wiesen Core-binding-Faktor-Leukämien auf, einen AML-Subtyp, der in 15% der Fälle vorkommt und allgemein günstiger verläuft. Patienten mit Core-binding-Faktor-Leukämien weisen eine von zwei spezifischen Chromosomen-Abnormalitäten auf: eine Translokation der Chromosomen 8 und 21 (t[8;21]) oder eine Inversion des Chromosoms 16 (inv[16]). Obwohl sich die Chemotherapie in den letzten zehn Jahren sehr verbessert hat, erleiden die Hälfte dieser Patienten einen Rückfall innerhalb von fünf Jahren, was Forscher veranlasste, nach Markern zu suchen, die eine Prognose erlauben.

In dieser Studie wurden Blut- und Knochenmarkproben von 110 Patienten (61 mit in[16] und 49 mit t[8;21]) zur Zeit der Diagnose abgenommen und analysiert. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Mutationen im mKIT exon 17 und mKIT exon 8 und den jeweiligen Rückfallraten. Für Patienten mit inv[16] AML betrug die Rückfallrate innerhalb von fünf Jahren 56% für die Patienten mit mKIT-Mutation und 29% für die ohne diese.

Patienten mit t[8;21] AML wiesen in der gleichen Zeit Rückfallraten von 70% auf, sofern sie eine KIT-Mutation aufwiesen, im Vergleich zu 36% beim Wildtyp. Wie schon bei anderen Krebs–entitäten führt also offensichtlich auch hier eine Mutation des KIT-Gens zu anormal gesteigerter Aktivität der KIT-Proteine, was hier Wachstum und Proliferation von Leukämiezellen fördert. Falls diese Ergebnisse sich in größeren Studien bestätigen lassen, erschließen sich für Patienten mit Core-binding-Faktor-Leukämien neue Therapiemöglichkeiten. So könnten diese Patienten möglicherweise von aggressiveren Therapien und/oder von Therapien, die Tyrosinkinaseinhibitoren wie Imatinib enthalten, profitieren.

Apothekerin Annette Junker

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