DAZ aktuell

Kleinanzeige: Provokation

Sie wollte bewusst provozieren: eine Kleinanzeige in DAZ Nr. 34, S. 86. Mit ihr wurde ein Käufer für "eine der 50 umsatzstärksten Apotheken in Deutschland" gesucht. Es klang geradezu phantastisch gut, was da offeriert wurde: Lauflage, großes Ärztehaus und alle erdenklichen Sonderumsätze wie Belieferung von Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern, Versandhandel und Zytostatikaumsätze. Was will man mehr. Und dann der Hammer: Diese Apotheke mit einer "überdurchschnittlichen Gewinnsituation" wurde als "geeignet für Großhändler, Konzerne des Einzelhandels sowie internationale Finanzinvestoren" angepriesen. Vereinbart werden sollten "Beratung und Hilfe für 2 Jahre, um fachlich fundierte Kenntnisse des deutschen Apotheken- und Arzneimittelmarktes zu bekommen". Wen diese Offerte bis jetzt noch nicht lockte, der musste spätestens bei den Verkaufskonditionen leuchtende Augen bekommen: "Kaufpreis (VH) zahlbar als Beratervertrag sofort, Rest nach Aufhebung des Fremdbesitzverbotes in ca. 6 Monaten". Jeden seriösen Apotheker musste das provozieren. Natürlich wurde die DAZ-Anzeigenabteilung sofort stutzig nach Eingang dieser Kleinanzeige. Wer steckt dahinter? Wer will seine Apotheke nach Aufhebung des Fremdbesitzverbotes in ca. 6 Monaten verkaufen? Wir setzten uns mit den Inserenten in Verbindung. Wie vermutet sollte diese (nicht ernst gemeinte) Anzeige vor dem Hintergrund der Apothekenerlaubnis für eine Kapitalgesellschaft in Saarbrücken und den Diskussionen um den möglichen Fall des Fremd- und Mehrbesitzverbots bewusst provozieren und gleichzeitig eine Art Protest sein. Ein bisschen erhofften sich die Inserenten auch, dass möglicherweise ein potenzieller (ausländischer) Investor, Großhändler oder Einzelhandelskonzern anfragt – um ihn dann offenlegen zu können. Falls sich hier etwas ergeben sollte, werden wir Sie in den nächsten Wochen darüber informieren.

Also, liebe Leserinnen und Leser, keine Sorge, die Anzeige war nur Provokation und Frust zugleich über die gesundheitspolitischen Diskussionen. Noch ist es in Deutschland nicht soweit und wir hoffen, dass solche Anzeigen nicht, besser nie einen ernst gemeinten Hintergrund bekommen.

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