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Großbritannien: Erweiterte Verschreibungsbefugnisse für Apotheker

(jr). Im Bemühen, das britische Gesundheitswesen effizienter zu gestalten und die Kosten zu senken, überträgt die Regierung in London zunehmend Aufgaben aus dem Katalog der Gesundheitsdienstleistungen an die Apotheker. Bereits im Jahr 2007 werden die ersten Apotheker nach einer Zusatzausbildung umfassende Verschreibungsbefugnisse erhalten.

Das Rezept vom Apotheker ist im Vereinigten Königreich keine Besonderheit mehr. Seit 18 Monaten können Apotheker nun bereits Folgerezepte ausstellen, wodurch für viele Kunden der erneute Gang zum Arzt entfällt. Im Mai beschloss die Regierung in London, die Verschreibungsbefugnisse zu erweitern. Danach sollen Patienten in einfach gelagerten Fällen auch ohne Konsultation eines Arztes das benötigte Medikament auf Rezept erlangen können – vom Apotheker. Nach Plänen der für die Zusatzausbildung verantwortlichen Königlichen Pharmazeutischen Gesellschaft Großbritanniens (Royal Pharmaceutical Society of Great Britain – RPSGB) sollen bereits im Januar 2007 die ersten Apotheker des Landes die erweiterten Verschreibungsbefugnisse wahrnehmen dürfen.

Erst nach Schulung Vorausgehen soll ein beschleunigtes Schulungsprogramm für jene etwa 1000 Kollegen, die bereits den so genannten eingeschränkten Verschreibungsservice anbieten, nachdem sie zuvor einen entsprechenden Aufbau-Lehrgang mit Erfolg abgeschlossen hatten. Die nun folgende Anschluss-Qualifizierung soll in einem viertägigen Lehrgang erfolgen, von dem die Hälfte der Zeit der praxisbezogenen Ausbildung vorbehalten sein wird. Für Neueinsteiger wird die Qualifizierung mindestens 38 Tage in Anspruch nehmen, von denen mindestens zwölf Tage der praktischen Ausbildung dienen sollen. Grundsätzlich müssen Bewerber für das Studium zur Ausübung des erweiterten Verschreibungsservices mindestens zwei Jahre Berufserfahrung nachweisen können. Zudem muss ein Spezialgebiet im Bereich der klinischen Praxis angegeben werden, in dem der Apotheker Verschreibungskenntnisse erwerben möchte. Zu den durch die Ausbildung abgedeckten Spezialbereichen werden unter anderem die Diagnose einschließlich der biochemischen Auswertung von Testresultaten gehören, Verschreibungstheorien, Patienten-Monitoring, Recht und Ethik.

Start Ende Januar Wie viele Ausbildungsstätten mit Beginn des Programms im September zur Verfügung stehen werden, ist noch ungewiss. Derzeit bieten 34 Institutionen Qualifizierungskurse für den eingeschränkten Verschreibungsservice an. Nach Auskunft der Leiterin des Programms an der Universität Bath, Denise Taylor, sollten die ersten erfolgreichen Teilnehmer den Anschlusskurs Anfang nächsten Jahres abschließen können. "Das derzeitige Programmende für die Einreichung des Portfolios und die angeschlossenen Examen für unseren aktuellen Lehrgangskurs ist Ende November 2006", erklärte Denise Taylor. "Obgleich die Studienergebnisse Ende des Jahres bekannt sein werden, müssen die Resultate durch eine externe Prüfersitzung im Januar 2007 bestätigt werden. Daher erwarten wir, vorausgesetzt alles verläuft wie geplant, dass unsere ersten Apotheker sich formell für die Registrierung bei der Royal Pharmaceutical Society von Großbritannien (RPSGB) zum Ende des Januars 2007 qualifiziert haben."

In der britischen Fachpresse wird derzeit auf die mit der Ausbildung verbundenen Schwierigkeiten hingewiesen. Gerade in der Anfangsphase des Programms seien Defizite in der Ausbildung möglich. Der Übergangskurs, so wird befürchtet, könnte gerade im Hinblick auf die zusätzlich benötigten klinischen Fähigkeiten nicht zufriedenstellend sein.

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