DAZ Feuilleton

Pharmaziegeschichte: Ein sächsisches Kräuterbuch von 1563

Ein pharmaziegeschichtlicher Schatz im Buchmuseum der Sächsischen Landesbibliothek Ų Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) ist das Kentmann'sche Kräuterbuch, das im Auftrag des sächsischen Kurfürsten August I. verfasst und 1563 fertiggestellt worden war. Es stand im Mittelpunkt der Jahresveranstaltung der Landesgruppen Sachsen-Anhalt und Sachsen der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie (DGGP), die am 15. Juli 2006 in Dresden stattfand.

Über die Entstehung des Kentmann'schen Kräuterbuchs referierte Bibliotheksleiter i.R. Dr. Hansjochen Hancke. Der Autor, Johann Kentmann (1518–1574), war von 1554 bis zu seinem Tode Stadtphysikus in Torgau. Ihm stand für seine Studien der botanische Garten des Torgauer Stadtapothekers Joachim Kreich zur Verfügung. Die Illustrationen des Prachtwerks schuf David Redtel aus Torgau (ab 1576 pommerscher Hofmaler in Stettin); in nur zwei Jahren (1562 und 1563) stellte er die verschiedenen Vegetationsphasen und teilweise die Wurzelbildung der 600 Pflanzen "nach lebendigen gewechsen" dar.

Konrad Gessner, ein Zürcher Naturforscher und Zeitgenosse Kentmanns, zählte den Torgauer botanischen Garten zu den vier bemerkenswertesten Deutschlands. Er beglückwünschte Kentmann 1564 folgendermaßen zur Fertigstellung des Buches: "Du hast das Pflanzenbuch vollendet, mit dem du dem hoch–angesehenen Kurfürsten August 600 mit höchster Kunstfertigkeit gemalte Pflanzen dargeboten hast; das freut mich sehr, und ich gratuliere dir dazu."

Kurfürst August war übrigens mit der pharmazeutisch gebildeten Kurfürstin Anna verheiratet, die die Gründung der Dresdner Hofapotheke veranlasste.

Das Kentmann'sche Kräuterbuch ist zum Glück sehr gut erhalten ist und wird im Buchmuseum der SLUB verwahrt. Vor zwei Jahren wurde ein Teil des Werkes als Buch herausgegeben (s. Kasten). cae

Ausstellung

Buchmuseum der SLUB Dresden Zellescher Weg 18, 01069 Dresden Tel. (0351) 4677-580, Fax (0351) 4677-701, museum@slub-dresden.de Geöffnet: Montag bis Freitag 10.00–17.00 Uhr

Literatur

Das Kräuterbuch des Johannes Kentmann von 1563

Von Thomas Büger, Hansjochen Hancke und Marina Heilmeyer

Das in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden verwahrte Kentmann’sche Kräuterbuch enthält auf 608 Blättern Beschreibungen und Abbildungen von Kultur- und Wildpflanzen, die damals in Sachsen pharmazeutisch verwendet wurden. Die Abbildungen sind Aquarelle des späteren Stet–tiner Hofmalers David Redtel. 40 Blätter aus dem Originalwerk sind in dieser Publikation wiedergegeben. Die den Pflanzen zugeschriebenen Heilwirkungen werden im Anhang erläutert.

96 Seiten, 40 farbige Abb., geb., 24,95 • Prestel Verlag, München 2004 (beim Verlag vergriffen, im Buchhandel noch erhältlich)

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.