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Virtuelle Gewinne (Kommentar)

Die großen Onlinehändler werden durch Suchmaschinen offenbar zunehmend zum Opfer der wachsenden Möglichkeiten des Mediums, dem sie selbst ihre Existenz verdanken.

Zugleich werden die Schwächen der virtuellen Welt deutlich. Nachdem der Reiz des Neuen und der damit einhergehende Spieltrieb bei den meisten Nutzern verflogen sein dürfte, zeigt sich der Mangel an Emotionen beim virtuellen Kauf. So ist es bezeichnend, dass bei Karstadt-Quelle nicht der Internetversand, sondern die klassischen Kaufhäuser von der Fußballeuphorie profitierten. Plausibel wäre dies allemal: Das Sehen und Anfassen der Ware weckt spontan Bedürfnisse, und auf die so begehrte Ware möchte wohl niemand gerne tagelang warten. Als Ersatz für diese realen Erlebnisse muss sich der virtuelle Handel teure Marketingmaßnahmen leisten. Außerdem folgt jedem virtuellen Verkauf der Versand eines realen Päckchens mit teurem Handling und entsprechenden Folgen für die Kosten des Unternehmens. So schrumpfen reale Einnahmen schnell zu rein virtuellen Erfolgen dahin. Vor diesem Hintergrund mutet es sehr befremdlich an, dass manche gerade für den Arzneimittelbereich noch immer die Zukunft im Versandhandel sehen. Denn der Versand des empfindlichen und erklärungsbedürftigen Gutes Arzneimittel dürfte besondere hohe Kosten verursachen. Außerdem fehlt beim Versandhandel der nötige persönliche Kontakt, um eine sinnvolle und angesichts eingeschränkter Erstattungsmöglichkeiten für die Patienten zunehmend notwendige Zusatzmedikation zu empfehlen - und damit auch Umsätze zu generieren. Ein wachstumsstarkes Geschäftsmodell sieht anders aus. Vielleicht war auch dies ein Grund für Doc Morris, sich mit einer realen Apotheke auf deutschem Boden zu versuchen.

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