Pharmaspektrum

Rhön-Klinikum: Kühne Pläne

BAD NEUSTADT/SAALE (tmb). Bei der Hauptversammlung der Rhön-Klinikum AG am 19. Juli wurden die Halbjahreszahlen –bekannt gegeben. Darüber hinaus erläuterte der Vorstand die Strategie des Unternehmens in dem sich stark wandelnden Krankenhausmarkt.

Die Umsätze des Krankenhauskonzerns stiegen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 36,3 Prozent auf 938,1 Millionen Euro, der Konzerngewinn aber nur von 44,4 auf 45,6 Millionen Euro. Das Ergebnis wurde insbesondere durch die viel beachtete Übernahme der Universitätskliniken Marburg und Gießen belastet. Auf den angekündigten Margendruck durch die Gesundheits–reform reagierten Analysten mit Abstufungen, die Aktie verlor daraufhin deutlich (siehe Börsenbericht in AZ 30).

Rhön-Klinikum AG sieht sich als Innovationsführer Langfristig interessanter als die derzeitigen Ergebnisse mögen aber die Ziele für die Unternehmensentwicklung sein, die Vorstandschef Wolfgang Pföhler auf der Hauptversammlung präsentierte. Demnach sieht sich die Rhön-Klinikum AG als Innovationsführer im deutschen Krankenhausmarkt und möchte sich zum "Netzwerkanbieter mit klassischem Infrastruktur- und Dienstleistungscharakter" entwickeln. Jeder Patient in Deutschland solle in einer Fahrzeit von 60 bis 90 Minuten eine Versorgungseinrichtung des Konzerns erreichen können. Dazu solle der Marktanteil von derzeit 3 auf 8 Prozent gesteigert werden. Das Unternehmen übernehme öffentlich-rechtliche Krankenhäuser in einer Verlustsituation und entwickle sie durch Rationalisierung und Restrukturierung zu dauerhaft ertragreichen Einrichtungen. Dazu müsse die ärztliche Arbeitsteilung im Krankenhausbereich weiter entwickelt werden, diese Effizienz bedeute aber nicht Billigmedizin.

Außerdem hieß es, der deutsche Krankenhausmarkt werde jetzt verteilt, nicht in fünf Jahren. Die Rhön-Klinikum AG setze daher weiter auf die Doppelstrategie "Akquisitionen und Klinikintegration".

Kurzkommentar

Wenn börsennotierte Krankenhauskonzerne im Vergleich zu einzelnen Krankenhäusern so viel bessere Ergebnisse erbringen wie in diesem Beispiel, muss es nicht verwundern, dass Politiker ohne Detailkenntnisse auch in anderen Teilen des Gesundheitswesens Effizienzreserven vermuten und Apothekenketten oder Polikliniken fordern. Der Unterschied zwischen öffentlich-rechtlicher Misswirtschaft und funktionierenden Kleinunternehmen wird dabei ebenso ignoriert wie die Erkenntnis, dass kleine Einheiten gerade im ambulanten Bereich langfristig die beste Garantie für gute Versorgung und funktionierenden Wettbewerb bieten.

Thomas Müller-Bohn

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