Selbstmedikation

Naratriptan – das erste Triptan in der Selbstmedikation

Naratriptan steht seit dem 1. Juni 2006 als Formigran® rezeptfrei für die Migränebehandlung zur Verfügung. Die Entlassung eines Triptan-Vertreters aus der Verschreibungspflicht hat zu heftigen Diskussionen in Medizinerkreisen geführt. Während Befürworter Naratriptan bei den Apothekern in guten Händen sehen, glauben Gegner nicht, dass in der Apotheke das nötige Know how für eine sichere Abgabe von Triptanen vorhanden ist. Doch mit Hilfe einer strukturierten Beratung wird jede Apothekerin und jeder Apotheker in der Lage sein, Naratriptan richtig einzusetzen.

Der Naratriptan-Beratungsleitfaden – eine Arbeitshilfe für die Praxis Naratriptan kann immer dann empfohlen werden, wenn der Patient zweifelsfrei an Migräne leidet und keine Risikofaktoren und Kontraindikationen aufweist. Ein von GlaxoSmith–Kline entwickelter Beratungsleitfaden kann bei der Entscheidungsfindung helfen. Er gliedert sich in Fragen zum Kunden, Fragen zur Migräne und Fragen zur Krankengeschichte.

Schnell zu klären ist die Altersfrage: Patienten unter 18 Jahren und Patienten über 65 Jahren kommen für eine Naratriptan-Behandlung nicht in Frage, ebenso Frauen, die eine Schwangerschaft nicht sicher ausschließen können. Sind diese Punkte geklärt, geht es um die Diagnosesicherung.

Diagnose sichern! Hat noch kein Arzt die Diagnose Migräne gestellt, so ist zu prüfen, ob die Kopfschmerzen den Patienten in den letzten drei Monaten zumindest einen Tag in seinen Aktivitäten eingeschränkt haben und ob Migräne-typische Begleitsymptome wie Übelkeit und Lichtempfindlichkeit die Kopfschmerzattacken begleiten.

Im nächsten Schritt wird der Patient um Auskunft zu der Attackenfrequenz, der Attackendauer unter Medikation und ohne Medikation und der Zahl der Kopfschmerztage im Monat gebeten. Wichtig ist auch die Frage, ob die Migränesymptome zwischen den einzelnen Attacken vollständig verschwinden. Die Diagnose Migräne wird bestätigt, wenn der Patient alle Punkte unter Frage 2 und 3 des Leitfadens mit ja beantwortet. Die Fragen beziehen sich dabei auf unbehandelte oder erfolglos behandelte Migräneattacken.

Migränesymptomatik prüfen! Hat sich die Diagnose Migräne bestätigen lassen, stellt sich die Frage, ob die Migränesymptomatik eine Selbstmedikation mit Naratriptan erlaubt. Sie ist nicht zu empfehlen, wenn der Patient eine Dauer der Kopfschmerzen unter vier Stunden angibt, da mit einer maximalen Wirkung von Naratriptan erst nach vier Stunden zu rechnen ist.

Der Patient sollte an den Arzt verwiesen werden, wenn

  • vier oder mehr Attacken im Monat auftreten,
  • die Migräneattacken länger als 24 Stunden anhalten,
  • der Patient an mehr als 15 Tagen im Monat unter Kopfschmerzen leidet und
  • wenn der Patient sich zwischen den Migräneattacken nicht erholt.

Ließ sich die Diagnose mit den Antworten zu den Fragen 2 und 3 bestätigen und hat sich aus den Antworten noch keine Notwendigkeit für das Aufsuchen eines Arztes ergeben, werden im nächsten Schritt weitere Migräne-spezifische Symptome abgeklärt. Bei folgenden Symptomen sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden:

  • einseitige Bewegungseinschränkung
  • doppeltes Sehen
  • schwerfällige und unkoordinierte Bewegungen
  • Tinnitus
  • Bewusstseinsstörungen
  • anfallartige Bewegungen
  • plötzlich auftretender Hautausschlag in Verbindung mit heftigen Kopfschmerzen
  • Kopfschmerzen, die sich auf die Rückseite des Kopfes beschränken
  • jegliche kürzlich aufgetretene Verschlimmerung oder deutliche Veränderung der Migränesymptome wie Dauer, Stärke, Anzahl der Attacken.

Naratriptan ist dann nicht indiziert. Berichten die Patienten, dass die Migräne erstmals in einem Alter über 50 aufgetreten ist, sollte die Diagnose durch einen Arzt bestätigt werden.

Interaktionen ausschließen! Nach Abklärung der Fragen zu den Symptomen wird geprüft, ob Interaktionsprobleme mit einer bestehenden Medikation auftreten können. Andere Triptane, Ergotamin und Ergotaminderivate dürfen keinesfalls zusammen mit Naratriptan für ein und dieselbe Migräneattacke verwendet werden.

Kontraindikationen prüfen! Nach der Interaktionsprüfung werden die wichtigsten Kontraindikationen geklärt. Ganz entscheidend ist die Prüfung des kardiovaskulären Risikos. Werden unter diesem Punkt im Beratungsleitfaden drei Fragen mit Ja beantwortet, so ist Naratriptan nicht indiziert. Werden ein oder zwei Fragen mit Ja beantwortet, kann Naratriptan empfohlen werden, wenn die zuvor abgeklärten Punkte nicht dagegen sprechen. Ein stark übergewichtiger Patient beispielsweise, der unter Diabetes leidet und mehr als zehn Zigaretten pro Tag raucht, ist aufgrund seines hohen kardiovaskulären Risikos nicht für eine Naratriptan-Behandlung geeignet. Einem jugendlichen Diabetiker ohne weitere Risikofaktoren und Kontraindikationen, der sicher an Migräne leidet und bei dem keine weiteren Ausschlussfaktoren zum Tragen kommen, kann Naratriptan dagegen empfohlen werden.

Hersteller schult Mit der Einführung von Formigran® hat der Hersteller Glaxo–SmithKline eine große Schulungsoffensive für Apothekenteams gestartet. Er bietet von den Landesapothekerkammern anerkannte, zertifizierte Fortbildungsveranstaltungen an, in denen unter anderem auf die Symptomatik und Pathophysiologie der Migräne, Therapieoptionen und Beratungssituationen in der Apotheke eingegangen wird. Dieses Angebot haben nach Angaben von GlaxoSmithKline schon etwa 7500 Apothekenmitarbeiter wahrgenommen. du

Die Entlassung von Naratriptan aus der Verschreibungspflicht hat zu heftigen Diskussionen in Medizinerkreisen geführt. Während Befürworter Naratriptan bei den Apothekern in guten Händen se–hen, glauben Gegner nicht, dass in der Apotheke das nötige Know how für eine sichere Abgabe von Triptanen vorhanden ist. Doch mit Hilfe einer strukturierten Beratung wird jede Apothekerin und jeder Apotheker in der Lage sein, Naratriptan richtig einzusetzen. Vor allem Migränepatienten mit Triptanerfahrung werden von der leichteren Verfügbarkeit profitieren.

Beratungsleitfaden anfordern oder downloaden!

Der Formigran®-Beratungsleitfaden und eine Anleitung zur Handhabung können über ein Service-Center (Tel. 0 72 23 – 76 26 82) angefordert werden und stehen zudem zum Download unter www.formigran.de bereit.

Naratriptan

Formigran® enthält zwei Filmtabletten mit je 2,5 mg Naratriptan und ist rezeptfrei erhältlich.

Packungen, die mehr als zwei Filmtabletten enthalten, sind verschreibungspflichtig (Naramig®)

Dosierungshinweise: Eine Filmtablette mit 2,5 mg Naratriptan sofort bei den ersten Anzeichen einer Migräne nehmen! Eine zweite Filmtablette kann frühestens vier Stunden nach Einnahme der ersten Tablette eingenommen werden. Voraussetzung ist, dass nach der Einnahme der ersten Tablette eine Besserung eingetreten ist. Pro Migräneattacke dürfen nicht mehr als zwei Filmtabletten verwendet werden.

Wirkungseintritt: Nach einer Stunde, maximale Wirkung nach vier Stunden

Das könnte Sie auch interessieren

Wirkstoffauswahl statt „One-fits-all“-Prinzip

Individuell gegen Migräne

Wirkstoffauswahl statt „One-fits-all“-Prinzip

Individuell gegen Migräne

Die Qual der Wahl in der Selbstmedikation ist größer geworden

Almo-, Nara- oder Sumatriptan?

Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne

Schmerzfrei!

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.