Arzneimittel und Therapie

Aus der Forschung: Lapatinib bei Nierenzell- und bei Mammakarzinom

Das Nierenzellkarzinom macht 85 bis 90% aller Nierentumoren aus. Als Standardtherapien des fortgeschrittenen Stadiums gelten Interleukin-2 und Interferon-α, die aber nur bei ca. 15% der Patienten zu einem Ansprechen führen. Die beiden Angiogenesehemmer Sunitinib und Sorafenib sind von der FDA bereits für eine Behandlung des Nierenzellkarzinoms zugelassen.

Während des diesjährigen Kongresses der American Society of Clinical Oncology wurden Ergebnisse einer weiteren Therapieoption bei dieser Entität vorgestellt: Lapatinib wird wie die beiden Angiogenesinhibitoren oral verabreicht und hemmt zwei Tyrosinkinasen, die als Teil des EGFR-pathways eine Rolle im Tumorwachstum spielen.

Verlängertes Gesamtüberleben Lapatinib bindet intrazellulär an die ATP-Bindungsstelle von EGFR (ErB-1) und HER2 (ErbB-2) und verhindert dadurch die Phosphorylierung und Aktivierung. In der oben genannten Studie wurde Lapatinib mit hormoneller Therapie (Megestrolacetat oder Tamoxifen) verglichen, die zur Zeit des Studienbeginns als eine Standardtherapie bei Nierenzellkarzinom nach Versagen einer Immuntherapie angesehen wurde.

Ab Dezember 2002 wurden 417 Patienten mit Nierenzellkarzinom nach Progression unter einer Immuntherapie entweder mit einer Hormontherapie oder mit 1250 mg Lapatinib täglich für zwölf Wochen behandelt. Bei der Analyse im September 2005 zeigte sich zwischen den beiden Gruppen kein Unterschied in Bezug auf die Zielparameter Zeit bis zur Progression und Gesamtüberleben. Da Lapatinib jedoch am EGFR-pathway wirkt, wurde eine Subgruppenanalyse durchgeführt, und es zeigte sich, dass die 241 Patienten, bei denen eine besonders hohe EGFR-Expression der Tumoren nachgewiesen werden konnte, unter der Lapatinib-Therapie länger progressionsfrei lebten (15,1 Wochen vs. 10,9 Wochen) und auch ein längeres Gesamtüberleben hatten (46 vs. 37,9 Wochen) als die Gruppe unter Hormontherapie. Lapatinib wurde generell gut vertragen, teilweise kam es zu Hautausschlägen und Diarrhö.

Dualer Tyrosinkinasehemmer Als Wirkstoff, der nicht nur die Tyrosinkinasen des EGFR-Wegs, sondern auch die des HER2-Wegs inhibiert, wurde auch der Einsatz von Lapatinib bei HER2-positivem Mammakarzinom geprüft. Von März 2004 bis November 2005 wurden 323 Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs, die auf vorherige Therapien mit Anthracyclinen, Taxanen und Trastuzumab nicht mehr ansprachen, entweder nur mit Capecitabin oder mit der Kombination Capecitabin plus Lapatinib behandelt. Alle diese Patientinnen waren HER2/neu positiv. Die Zeit bis zur Progression war bei den Frauen mit Lapatinib/Capecitabin fast doppelt so lang wie bei den Frauen, die nur Capecitabin erhalten hatten (36,9 vs. 19,7 Wochen). Weniger Frauen in der Lapatinib-Gruppe entwickelten Hirnmetastasen (4 vs. 11 Frauen). Die Toxizität war in den beiden Gruppen fast gleich, wenn auch bei den Frauen in der Lapatinib-Gruppe etwas häufiger eine milde bis moderate Diarrhö (58% vs. 39%) und ein Hautausschlag (30% vs. 18%) auftrat.

Apothekerin Annette Junker Quelle Ravaud, A, Gardner J, Hawkins R, et al: Renal Cell Cancer Study Group and GSK Core T: Efficacy of Lapatinib in patients with high tumor EGFR expression: results of a phase III trial in advanced renal cell carcinoma (RCC). Proc. Am. Soc. Clin. Oncol. 24, 217, abstr. 4502, (2006). Geyer, CE: Lapatinib added to Capecitabine Improves Treatment of Patients with Advanced Breast Cancer Compared with Capecitabine Alone. Presented at Scientific Special Session. ASCO 2006.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.