Arzneimittel und Therapie

Schmerzhafte Kniearthrose: Nutzen oraler Chondroprotektiva nicht eindeutig

Chondroprotektiva sollen degenerative Prozesse aufhalten und dadurch einer Arthrose vorbeugen. Für die häufig eingesetzten Substanzen D-Glucosaminhydrochlorid und Chondroitinsulfat konnte in einer randomisierten kontrollierten Studie kein über einen Placeboeffekt hinausgehender Nutzen gezeigt werden. In einer Subgruppenanalyse zeigte sich ein Benefit für die Kombination beider Chondroprotektiva bei Patienten mit ausgeprägten Schmerzen.

Rund 20 Millionen Amerikaner leiden an einer Osteoarthritis, und man schätzt, dass sich diese Zahl in den nächsten Dekaden verdoppeln wird. Zur Linderung der schmerzhaften Beschwerden werden vor allem nicht-steroidale Antirheumatika eingesetzt, deren Nutzen jedoch begrenzt ist, und deren Sicherheit (insbesondere im Hinblick auf COX-2-Inhibitoren) in jüngster Zeit in Frage gestellt wurde.

Eine weitere, vor allem in der Laienpresse propagierte Möglichkeit, ist die Einnahme so genannter Chondroprotektiva. Dazu gehören D-Glucosamin und Chondroitin, die als Nahrungs–ergänzungsmittel und als Arzneimittel vertrieben werden. In einer im Jahr 2000 publizierten Meta–analyse konnte ein Benefit dieser Substanzen gezeigt werden, allerdings traten auch Fragen zu der wissenschaftlichen Qualität der ausgewerteten Studien auf.

Aktuelle fünfarmige Studie Um Wirksamkeit und Sicherheit einer Therapie mit D-Glucosaminhydrochlorid, Chondroitinsulfat oder einer Kombination beider Wirkstoffe besser beurteilen zu können, wurde eine vom National Institute of Health gesponserte Studie – der Glucosmine/Chondroitin Arthritis Intervention Trial (GAIT) – konzipiert und durchgeführt.

Die Studie war randomisiert, multizentrisch, doppelblind und die Chondroprotektiva wurden gegen Placebo und gegen Celecoxib getestet. Die 1583 –Studienprobanden, die an einer symptomatischen Osteoarthritis des Knies litten, wurden in fünf Gruppen mit folgenden Therapieprotokollen randomisiert:

  • D-Glucosaminhydrochlorid (3 x täglich 500 mg)
  • Chondroitinsulfat (3 x täglich 400 mg)
  • D-Glucosaminhydrochlorid (3 x täglich 500 mg) und Chondroitinsulfat (3 x täglich 400 mg)
  • Placebo
  • Celecoxib (täglich 200 mg).

Die Behandlung erfolgte über 24 Wochen hinweg. Primärer Endpunkt war eine 20-prozentige Reduktion im WOMAC-Score (= Western Ontario and McMaster Universities-Arthrose-Index, ein Score zur Bewertung von Schmerzen, Steifheit und Funktionsfähigkeit der Gelenke).

Benefit nur für Subgruppe Rund 80% der Probanden jeder Gruppe hatten die Studie beendet. Alle Therapieprotokolle – auch die Behandlung mit Placebo – führten bei über 60% der Studienteilnehmer zu einer Abnahme der Knieschmerzen. Allerdings konnte nur für Celecoxib ein signifikanter Unterschied im Vergleich zum Placebo festgestellt werden (s. Tabelle). In der Subgruppe der Patienten mit mittelschweren bis schweren Schmerzen wurde für die Kombination beider Chondroprotektiva eine signifikant bessere Response als unter Placebo erzielt (79,2 versus 54,3%). Nebenwirkungen kamen in allen Therapiegruppen ungefähr gleich häufig vor; sie waren geringfügig und traten nur vereinzelt auf.

Kommentar zur Studie Ein Mitautor der Studie ist der Ansicht, anhand dieser Ergebnisse sei der Stellenwert einer Therapie mit D-Glucosamin und/oder Chondroitin bei Osteoarthritis nicht eindeutig einzuschätzen. Für die gesamte Studienpopulation konnte kein signifikanter Benefit durch die Einnahme beider Chondroprotektiva gezeigt werden, Patienten mit stärkeren Schmerzen profitierten von einer kombinierten Therapie mit D-Glucosamin und Chondroitin. Zu klären bleibt, ob diese Subgruppe auch auf eine Monotherapie mit Chondroprotektiva anspricht, worauf einige Parameter hinweisen.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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