Arzneimittel und Therapie

Lebertoxizität: Die beschriebenen Fälle differenziert betrachten

Die Europäische Arzneimittelbehörde hat weltweit 42 registrierte Verdachtsfälle über hepatotoxische Nebenwirkungen unter Cimicifuga-Extrakt gesichtet und ausgewertet. In zwei Verdachtsfällen sieht das Expertengremium der EMEA einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Anwendung eines Cimicifugahaltigen Produktes und dem Auftreten einer Lebererkrankung als möglich an. In zwei weiteren Fällen erscheint ein Zusammenhang als wahrscheinlich.

In keinem einzigen Fall sei der ursächliche Zusammenhang zwischen der Einnahme eines Traubensilberkerzen-Extrakts und einer Lebererkrankung jedoch sicher nachzuweisen.

Patientinnen und Fachkreise informieren Der Hersteller des Cimicifuga-Arzneimittels Remifemin®, Schaper & Brümmer, weist in einer Pressemitteilung auf die qualitativen Unterschiede zwischen Cimcifugahaltigen Arzneimitteln zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden und Nahrungsergänzungsmittel, die Cimicifuga-Extrakte enthalten, hin. Schaper & Brümmer geht davon aus, dass bei den vier als möglich oder wahrscheinlich bewerteten Verdachtsfällen die Patientinnen sehr hoch dosierte Cimicifuga-haltige Nahrungs–ergänzungsmittel eingenommen haben, die vor allem in den USA und auch in England vertrieben werden. So wurde berichtet, dass in einem Fall eine Tagesdosis von 500 mg Cimicifuga eingenommen wurde. Diese Dosierung liege um das 12-fache über der in Deutschland für Cimicifuga-Arzneimittel zugelassenen Dosierung.

Nahrungsergänzungsmittel sind Produkte, die nicht zwingend nach den gleichen strengen Qualitätskriterien getestet werden, wie dies für Arzneimittel verpflichtend ist.

Verunreinigungen und Verfälschungen können daher nicht ausgeschlossen werden. In der Literatur wird zudem beschrieben, dass bei der Zubereitung von Nahrungsergänzungsmitteln häufig andere Cimicifuga-Arten verwendet werden, so z. B. die asiatische und nicht die nordamerikanische Art. Die im Zusammenhang mit Nahrungsergänzungsmitteln auf Basis von Traubensilberkerze gemeldeten Lebernebenwirkungen können deshalb nicht auf zugelassene Cimicifuga-Arzneimittel übertragen werden, so Schaper & Brümmer.

Deutsche Hersteller von Cimcifuga-Arzneimitteln zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, deren Präparate ausschließlich in Apotheken erhältlich sind, fordern seit Jahren eine bessere Kontrolle des unüberschaubaren Marktes für Nahrungsergänzungsmittel.

Schaper & Brümmer hat mit seinem Cimicifugahaltigen Arzneimittel eine Vielzahl von klinischen Studien durchgeführt, in denen das positive Nutzen-Risiko-Verhältnis des Cimicifuga-Extraktes bestätigt wurde. In keiner dieser Studien seien Leberschädigungen aufgetreten und auch die Prüfung der Leberenzymwerte ergab keine Hinweise auf unerwünschte Wirkungen. Dennoch hat Schaper & Brümmer seit zwei Jahren einen Leberwarnhinweis in die Fach- und Gebrauchsinformation von Remifemin® aufgenommen. "Als eigenverantwortliche Maßnahme sahen wir es als geboten an, die Patientinnen und die Fachkreise darüber zu informieren, dass unter der Anwendung Cimicifugahaltiger Produkte Lebernebenwirkungen aufgetreten sind, dass ein ursächlicher Zu–sammenhang aber nicht nachgewiesen ist."

ck

Wie wirken Cimicifuga-Extrakte?

Der Wirkmechanismus von Cimicifuga-Extrakten ist bis heute nicht sicher geklärt. Für die erfolgreiche Behandlung klimakterischer Beschwerden werden estrogenmodulierende Eigenschaften des Extraktes verantwortlich gemacht. Je nach Zielorgan und Konzentration soll er Estrogen-agonistisch oder –antagonistisch wirken. Darüber hinaus sollen Inhaltsstoffe von Cimicifuga racemosa auch an verschiedene Rezeptoren des ZNS binden können Tierversuchen zufolge scheinen Cimicifuga-Extrakte eine dopaminerge Wirkkomponente zu besitzen.

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