Arzneimittel und Therapie

Akutbehandlung bei Myokardinfarkt: Metoprolol erhöht Gefahr für kardiogenen Sc

Unbestritten sind in den letzten Jahren Fortschritte in der Akutbehandlung des Herzinfarkts erzielt worden. Doch nach wie vor ist die Todesrate kurz nach dem Infarkt hoch. Vor diesem Hintergrund stellte sich die Frage, ob durch den frühzeitigen Einsatz von Clopidogrel zusätzlich zu Acetylsalicylsäure die Situation verbessert werden könnte. Auch besteht Unklarheit darüber, ob eine frühzeitige Behandlung mit Betablockern sinnvoll ist. Gerade bei Hochrisikopatienten steht eine Nutzen-Risiko-Bewertung aus.

Vor diesem Hintergrund wurde in China eine der bislang größten klinischen Studien, die so genannte COMMIT-Studie (Clopidogrel and Metoprolol in Myocardial Infarction Trial), durchgeführt. Sie wird auch als Second Chinese Cardiac Study (CCS-2) bezeichnet. In diese randomisierte placebokontrollierte Studie wurden 45.852 Patienten aufgenommen, beteiligt waren 1250 Kliniken.

Innerhalb von 24 Stunden nach Auftreten der ersten Anzeichen eines akuten Herzinfarkts wurde zum einen der Einfluss des Betablockers Metoprolol (15 mg Metoprolol i. v., anschließend 200 mg/d) im Vergleich zu Placebo untersucht. Zum anderen wurde der Frage nachgegangen, ob die zusätzliche Gabe von Clopidogrel (75 mg/d) zu der Standardbehandlung mit Acetylsalicylsäure (162 mg/d) die Prognose verbessern kann. Primäre Endpunkte der Studie waren die Gesamtsterblichkeit und ein kombinierter Endpunkt aus Tod, Reinfarkt und Herzstillstand.

Zunahme von kardiogenen Schockzuständen unter Metoprolol

Betablocker haben in der Herzinfarktbehandlung einen festen Platz. Sicher ist, dass eine Dauerbehandlung mit Betablockern nach einem Herzinfarkt die Prognose verbessern kann. Umstritten ist der Nutzen einer Akutbehandlung. Auch die Ergebnisse der COMMIT-Studie sind widersprüchlich: Insgesamt ließ sich durch die Betablocker-Behandlung weder die Gesamtsterblichkeit senken noch wirkte sie sich positiv auf den kombinierten Endpunkt aus. Tod, Reinfarkt, Herzstillstand oder kardiogener Schock traten in der Metoprolol-Gruppe bei 10,9% der Patienten auf, in der Placebo-Gruppe bei 10,8%.

Betrachtet man allerdings die Ergebnisse detaillierter, so reduzierte die Betablocker-Behandlung auf der einen Seite Reinfarktrate (2,5 % vs. 2%) und Kammerflimmern (3% vs. 2,5%), auf der anderen Seite erlitten die Patienten an den ersten beiden Behandlungstagen vermehrt einen kardiogenen Schock (5% vs. 3%). Danach sind Vorteile einer Akutbehandlung durch Betablocker nicht generell auszuschließen. Es gilt nun, herauszufinden, welche Patientengruppe davon profitieren könnte.

Weniger Todesfälle und Reinfarkte unter Clopidogrel

Die zusätzliche Gabe von Clopidogrel konnte innerhalb eines Behandlungszeitraums von zwei Wochen im Vergleich zu Placebo signifikant die Gesamtsterblichkeit (1726 [7,5%] vs. 1845 [8,1%]) und auch den kombinierten Endpunkt aus Tod, Reinfarkt und Herzstillstand senken (2121 [9,2%] vs. 2310 [(10,1%]). Dieses Ergebnis wurde unabhängig von Alter, Geschlecht und anderen Behandlungsregimen wie Fibrinolyse oder Metoprolol-Anwendung erzielt.

Schwerwiegende Komplikationen wie tödliche oder nicht-tödliche Blutungen traten unter der Clopidogrel-Behandlung nicht gehäuft auf. Danach können nach Ansicht der Autoren viele Patienten mit akutem Myokardinfarkt von einer zusätzlichen Clopidogrel-Therapie profitieren.

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