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Forum der Bundesärztekammer: Resistenzen nehmen weiter zu

BERLIN (ks). Vor einer zunehmenden Resistenzentwicklung bei Viren und Bakterien haben Mediziner im Rahmen eines interdisziplinären Forums der Bundesärztekammer am 13. Januar in Berlin gewarnt. Bei einem Symposium der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) wurde insbesondere auf die hierdurch entstehenden Probleme bei der Behandlung von HIV-Infektionen hingewiesen.

Unter günstigen Umständen ist es heute möglich, dass HIV-Infizierte durch eine Behandlung mit der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) genauso lange leben wie Menschen ohne Infektion. Darauf wies Dr. Dirk Schürmann von der Berliner Charité hin. Der Mediziner warnte jedoch vor allzu großer Euphorie, denn HIV-Infektionen werden häufig zu spät diagnostiziert und die Therapie ist zudem mit einer Reihe schwerwiegender Nebenwirkungen behaftet. Angesichts des 2005 zu verzeichnenden Anstiegs von Neuinfektionen in Deutschland, kritisierte Schürmann den sorglosen Umgang vieler Menschen mit dem Geschlechtsverkehr: "Es wird unterschätzt, dass eine Immunschwäche zwar partiell behandelbar, eine vollständige Abtötung der Viren aber nicht möglich ist". Stark eingeschränkt werde die Behandlungsmöglichkeiten der HIV-Infektion mittlerweile auch dadurch, dass in zunehmendem Maße resistente Viren übertragen werden. Sie machen Schürmann zufolge derzeit zehn Prozent aller Neuinfektionen in Deutschland aus.

AkdÄ kritisiert leichtfertigen Umgang mit Antibiotika

Dass Resistenzen bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten generell ein ernstes Problem sind, betonte der AkdÄ-Vorsitzende Prof. Dr. Bruno Müller-Oerlinghausen. So sei auch bei Keimen wie Pneumokokken und Staphylokokken eine zunehmende Resistenzentwicklung festzustellen. Bislang konnten diese recht gut mit Antibiotika behandelt werden. Dass dies immer schwerer ist, führt Müller-Oerlinghausen wesentlich auf den "verbreiteten irrationalen und überflüssige Einsatz von Antibiotika" zurück. Problematisch sei auch die Stagnation der industriellen Forschung auf dem Gebiet der Antibiotika, da die Hersteller eher interessiert seien an der Entwicklung von Substanzen, die - im Gegensatz zu Antibiotika - über lange Zeit bei größeren Bevölkerungsgruppen eingesetzt werden.

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