Aus Kammern und Verbänden

Klinsmann in die Apotheke! (Kommentar)

Ich vermisse ihn schon. Sein bubenhaftes Lachen. Seine unbedingte Leidenschaft. Sein gebetsmühlenartiges Beschwören von Visionen. Unseren Ex-Fußball-Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Der kein Sportlehrer ist, sondern ein Guru, der mit eigentlich bekannten Psychotricks und dem Glauben an seine Mission eine mittelmäßige Fußballmannschaft zu überdurchschnittlichen Leistungen getrieben und vor allem ein Heer von Miesmachern und Trübsinnigen aus seiner Lethargie gerissen hat. So einen wie den Klinsmann, so einen könnten wir in der Apotheke gut gebrauchen in diesen Zeiten. Leider ist keiner in Sicht, leider wird - um im Bild zu bleiben - zu oft Rumpelfußball gespielt, uninspiriert, ängstlich, einfallslos. Das ist mir bei der Vorlesung von Professorin Christa Habrich (siehe Bericht) wieder mal klar geworden. Denn sie hat die Finger in die Wunden gelegt, die seit Jahrhunderten auf der Haut der deutschen Pharmazie schwären. Mit unerschrockener Klarheit und unbequemer Deutlichkeit beschreibt Habrich Charakter und Verhalten unseres Berufes: Wir haben uns ohne Not, ohne Druck von außen ureigenste Kompetenzen abnehmen lassen und Arbeitsfelder aufgegeben. Wir ducken uns, so Habrich, ängstlich weg und werden in schwierigen Situationen entweder demütig oder fahnenflüchtig. Kurzsichtigkeit prägt die Reaktionen. Ein weit verbreitetes Unterlegensheitsgefühl gegenüber Ärzten und Politikern schwächt unsere Position. Manche Kollegen schämen sich sogar, sich zur Berufsbezeichnung "Apotheker" zu bekennen, sie firmieren lieber als "Pharmazeuten"!

Unglaublich, aber wahr. Wer sich selbst derart unsicher ist, der kann keine Siege erringen, dessen Niederlagen sind zwangsläufig.

Deswegen: Klinsmann in die Apotheke! Schluss mit den Selbstzweifeln und kleinkrämerischen Bedenken - wir sind ein freier Heilberuf, der mehr im Sinn haben sollte als pfennigfuchserisches Klagen. Wir können was. Wir müssen einfach dran glauben und andere dafür begeistern. Wie Klinsmann.

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