Arzneimittel und Therapie

Verhütungsstäbchen: Probleme bei der Explantation von Implanon®

Die Arzneimittelkommision der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) hat einen Bericht über eine misslungene Explantation des gestagenhaltigen Kontrazeptivums Implanon® zum Anlass genommen, große Zurückhaltung bei der Verordnung des implantierbaren Verhütungsstäbchens zu empfehlen.

Implanon® ist ein Etonogestrelhaltiges Stäbchen, das subkutan an der Innenseite des Oberarms implantiert wird und über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren für eine sichere Schwangerschaftsverhütung sorgen soll. Etonogestrel, der akive Metabolit von Desogestrel unterdrückt die Ausschüttung von luteinisierendem Hormon (LH) und damit den Eisprung. Darüber hinaus bildet sich ein für Samen schlecht durchgängiger Schleimpfropf am Eingang der Gebärmutter und die Gebärmutterschleimhaut wird so umgebaut, dass ein Einnisten eines eventuell befruchteten Eis sehr schwierig wäre. Das Verhütungsstäbchen soll nach Herstellerangaben jederzeit wieder entfernt werden können. Eine Schwangerschaft soll dann schon in dem darauf folgenden Zyklus wieder möglich sein.

Nun liegt ein Bericht über eine 21-jährige Patientin vor, bei der die Explantation nicht gelang. Das Stäbchen war weder durch Palpation, Ultraschall, Magnetresonanztomografie noch durch eine zweimalige operative Exploration des Oberarms aufzufinden. Die seit der Implantation bestehende Amenorrhoe wird als Indiz dafür gewertet, dass weiterhin Hormon von dem verschollenen Implantat abgegeben wird. Es handelt sich hierbei nicht um den einzigen Bericht über Schwierigkeiten bei Versuchen, das Verhütungsstäbchen zu entfernen. Auch im Netzwerk der gegenseitigen Information des arzneitelegramms und in Internet-Foren wird darüber berichtet. So soll eine Patientin, die wegen Nebenwirkungen Implanon® entfernen lassen wollte, 250 km weit zu einem von der Herstellerfirma Organon empfohlenen Spezialisten geschickt worden sein, da ihre Frauenärztin das Stäbchen nicht auffinden konnte.

Dieser soll das Stäbchen mit Hilfe von Ultraschall im Muskel des Oberarms geortet haben. Zur Entfernung war eine Operation unter Vollnarkose notwendig. Vor dem Hintergrund dieser Berichte fordert die AkdÄ den Hersteller auf, röntgenologisch darstellbare Implantate zur Verfügung zu stellen und die Fachinformationen entsprechend der Datenlage zu korrigieren. Zudem bittet die AkdÄ um Meldung aller beobachteten Nebenwirkungen von Implanon®. Sie empfiehlt große Zurückhaltung bei der Verordnung von Implanon® und eine Anwendung nur nach entsprechender Aufklärung der Patientin.

Implanon®: Hohe kontrazeptive Sicherheit

Implanon® ist seit Juni 2000 auf dem Markt und wird nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) in Deutschland von rund 150.000 Frauen angewendet. Im Vergleich dazu nehmen von den 17,2 Millionen Frauen im gebärfähigen Alter circa 6,6 Millionen ein orales Kontrazeptivum ein. Mit einem Pearl-Index von 0 bis 0,08 bietet Implanon® eine den oralen Kontrazeptiva vergleichbare hohe kontrazeptive Sicherheit und wird nicht zuletzt wegen seiner Compliance-unabhängigen Wirksamkeit geschätzt.

Die wichtigsten Nebenwirkungen

Das Verhütungsstäbchen Implanon® hat eine Länge von 4 cm und einen Durchmesser von 2 mm. Es enthält 68 mg kristallines disperses Etonogestrel (3-Ketodesogestrel). In den ersten fünf bis sechs Wochen beträgt die Freisetzungsrate ca. 60 bis 70 µg/Tag Etonogestrel. Ende des ersten Jahres sinkt die Freisetzungsrate auf ca. 35 bis 45 µg/Tag, bis zum Ende des zweiten Jahres auf 30 bis 40 µg/Tag und bis zum Ende des dritten Jahres auf 25 bis 30 µg/Tag. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen: Blutungsstörungen, Akne, Androgenisierungserscheinungen, Gewichtsveränderungen, Stimmungsschwankungen, verringerte Libido, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Brustspannen. Lässt sich das Implantat nicht entfernen, muss mit Fertilitätsstörungen gerechnet werden.

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