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Pharmagroßhandel: Celesio erwartet Gründung von Apothekenketten

BERLIN (ks). Nachdem die holländische Versandapotheke DocMorris im Saarland die Erlaubnis zum Betrieb ihrer ersten Apotheke auf deutschem Boden erhalten hat, rechnet der Vorstandsvorsitzende des Stuttgarter Pharmagroßhändlers Celesio mit erheblichen Umwälzungen in der deutschen Apothekenlandschaft. Im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Ausgabe vom 11. Juli) äußerte Fritz Oesterle die Befürchtung, dass diese Entscheidung "zu einer Klumpenbildung von Apotheken an attraktiven Standorten, zu einer Unterversorgung des ländlichen Raums und insgesamt zu einem höheren Verbrauch von Arzneimitteln" führen werde.

DocMorris hat den Damm gebrochen: Unter Bezugnahme auf EU-Recht wurde in Deutschland erstmals einer Kapitalgesellschaft eine Apothekenbetriebserlaubnis erteilt. Da es hierzulande keine Beschränkungen für Apotheken-Neugründungen gibt, könnten nun kapitalkräftige Investoren aus dem Ausland Apothekenketten in Deutschland aufziehen. In Oesterles Augen wurde mit dieser "auf Druck von höchster Stelle des Saarlandes" ergangenen Entscheidung zugunsten von DocMorris "klammheimlich einer unkontrollierten Liberalisierung der Weg bereitet". Um dem drohenden Wildwuchs zu begegnen schlägt der Celesio-Chef vor, die Zulassung von neuen Apotheken zu beschränken: Sie sollen nur dann eine Betriebserlaubnis erhalten, wenn eine zusätzliche Apotheke als notwendig erachtet wird.

Celesio nicht bereit für Abenteuer Celesio selbst plant Oesterle zufolge noch keine Investitionen für Apothekenketten in Deutschland: "Wir werden ja sehen, ob es eine politische Initiative gibt, die für Ordnung in diesem Liberalisierungsprozess sorgt, oder ob wir Wildwest-Methoden haben werden", sagte er der FAZ. Auf "Abenteuer" werde sich Celesio nicht einlassen. Eine Entscheidung über den Eintritt in den deutschen Apothekenmarkt werde erst gefällt, wenn das Umfeld "verlässlich und attraktiv" sei. Für die Apotheken wäre es Oesterle zufolge allemal besser, wenn ein Großhändler die Filialketten betreibt, als dass sich branchenfremde Anbieter – wie etwa Schlecker – in den Markt drängen.

Erfahrungen in Großbritannien Allerdings setzt Celesio auch in Zukunft nicht so sehr auf das deutsche Geschäft, das rund 18 Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht. Gewinnbringend ist für das Unternehmen vor allem der britische Markt: Hier ist Celesio mit 1527 "Lloyds-Apotheken" bereits fest im Filial-Geschäft verankert. In Großbritannien habe die schlechte Versorgung mit Ärzten zu einer Aufwertung der Apotheken geführt, erläuterte Oesterle. Sie seien erste Anlaufstelle für Patienten mit kleineren Beschwerden. Daher hätten die Lloyds-Apotheken die nötigen räumlichen Voraussetzungen, die den Patienten Vertraulichkeit gewährleisten. Man setze damit auf ein gänzlich anderes Konzept als die neue Konkurrenz-Kette Alliance Boots. In den Lloyds-Apotheken stellten Apotheker unter Beweis, dass sie "weit mehr können, als nur Packungen über die Theke zu schieben", so Oesterle.

Nachdem die holländische Versandapotheke DocMorris im Saarland die Erlaubnis zum Betrieb ihrer ersten Apotheke auf deutschem Boden erhalten hat, rechnet der Vorstandsvorsitzende des Stuttgarter Pharmagroßhändlers Celesio, Fritz Oesterle, mit erheblichen Umwälzungen in der deutschen Apothekenlandschaft.

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