Ernährung aktuell

Tee und seine Sorten (Folge 4): Kräuter- und Früchtetee – beliebt und ge

Nach Grün-, Rotbusch- und Matetee setzen wir unsere Teeserie nun mit zwei Folgen zur Produktgruppe der Kräuter- und Früchtetees fort. Sie zählen zu den beliebtesten und bewährtesten Getränken der Welt und bieten Genuss in nahezu unbegrenzter Vielfalt. Von fruchtig in allen erdenklichen Variationen bis minzig, blumig, lieblich, würzig oder feinherb bieten sie eine aromatische Fülle für jeden Geschmack und jede Gelegenheit. Kräuter- und Früchtetees sind bis auf wenige Ausnahmen koffein- und kalorienfrei und sorgen so für ungetrübtes Trinkvergnügen mit einer wohltuenden Note.

Kräuter- und Früchtetees werden zwar im Sprachgebrauch Tee genannt, sind aber eigentlich "teeähnliche Erzeugnisse". Hierunter versteht man aromatische Getränke, die aus getrockneten Pflanzenteilen, z. B. Blättern (wie Orangen- oder Pfefferminzblättern), Früchten oder Fruchtteilen (z. B. Äpfeln oder Hagebutten) oder auch Blüten (z. B. Lindenblüten oder Kamillenblüten), hergestellt und mit kochendem Wasser aufgegossen werden. Welche Pflanzenteile verwendet werden, hängt natürlich davon ab, wo sich die aromatischen Inhaltsstoffe befinden.

Man unterscheidet zwei Produktgruppen:

  • Kräuter- und Früchtetees, die als Lebensmittel im Rahmen der Ernährung genossen werden.
  • Arzneitees, die unter das Arzneimittelgesetz fallen und auf den Verpackungen eine entsprechende Kennzeichnung sowie Wirkung und Gegenanzeigen aufweisen müssen.

Ursprung in China Zu Heilzwecken werden Kräutertees schon seit mehreren Jahrtausenden getrunken. Als Ursprungsland gilt das alte China. Die ersten überlieferten Aufzeichnungen finden sich in dem Kräuterbuch des chinesischen Kaisers Sheng-Nung um ca. 3000 v. Chr. In Ägypten entstand um etwa 1550 v. Chr. das Papyrus Ebers, das bereits über 700 verschiedene Rezepturen für die Zubereitung von Kräuter- und Früchtetees enthielt. In Deutschland erlangten die Kräuter- und Früchtetees zuerst vor allem in den Klöstern des Mittelalters eine große Bedeutung.

Anbau – wild und kultiviert Die Pflanzen für Kräuter- und Früchtetees werden heute zumeist auf kleinen Flächen angebaut. Die Hauptanbaugebiete liegen vor allem in China, Südamerika, Ägypten, aber auch in Süd- und Osteuropa und seit einigen Jahren vermehrt auch in Deutschland. Die Anbaufläche für Kräuter beträgt in Deutschland etwa 8000 Hektar. Die meisten spezialisierten Anbaubetriebe befinden sich in Thüringen, Hessen sowie Bayern. Neben Kräutern mit langer Anbautradition, z. B. Melisse oder Pfefferminze, werden hier auch zunehmend "neue" Pflanzen in Kultur genommen, die bisher ausschließlich aus Wildsammlungen stammten. Die bedeutendsten Teekräuter im deutschen Anbau sind neben Pfefferminze Fenchel, Johanniskraut, Kamille und Thymian.

Einige Sorten wie Lindenblüten, Holunder, Hagebutten oder Brennnesseln werden weltweit immer noch hauptsächlich aus Wildsammlungen gewonnen. Als Naturprodukte sind Kräuter- und Früchtetees abhängig von Klima, Boden und Witterung. Die Qualität der Pflanzen kann – auch wenn sie aus demselben Anbaugebiet stammen – daher von einer Saison zur nächsten variieren. Der kultivierte, kontrollierte Anbau garantiert jedoch ein hohes Maß an gleichbleibender Qualität.

Kontrollierte Qualität Die geernteten bzw. gesammelten Pflanzen oder Pflanzenteile werden im Anbauland zunächst kontrolliert und sortiert und dann entweder in der Sonne oder in Trockenhallen schonend getrocknet. Im getrockneten Zustand werden die Kräuter und Früchte, die so genannte "Rohware", dann nach Deutschland versandt, wo sie bei den Unternehmen weiteren umfangreichen Kontrollen unterzogen werden.

Die Kontrollen des Rohtees werden auf verschiedenen Ebenen nach unterschiedlichsten Gesichtspunkten durchgeführt und genau dokumentiert. Alle teeproduzierenden Unternehmen verfügen über Qualitätssicherungs-Systeme und Mitarbeiter, die jeden Produktionsschritt genau überprüfen. Zu Beginn werden die Kräuter und Früchte in einem Labor chemischen Untersuchungen unterzogen. Dabei werden sie z. B. auf den Gehalt an wertvollen ätherischen Ölen ebenso untersucht, wie auf mögliche Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Erst wenn die Rohtees den Laborcheck bestanden haben, werden sie weiterverarbeitet.

Nach der Reinigung, u. a. durch Sieben, um eventuell vorhandene Steine und Äste zu entfernen, erfolgt die Verkostung (Degustation). Die "Tea Taster" unterziehen die Rohtees verschiedenen sensorischen Tests. Sie riechen, schauen, fühlen und schmecken, um die Qualität eingehend zu prüfen.

Nachdem jede einzelne Kräuter- und Früchte-Lieferung sowohl im trockenen Zustand als auch als gebrühter Aufguss alle Tests bestanden hat, wird sie nun entweder einzeln zu so genannten Monotees verpackt oder sie wird mit anderen Sorten Kräutern oder Früchten zu einer Kräuter- oder Früchteteemischung kombiniert. Diese Mischungen, die in Deutschland in ihrer Aromenvielfalt sehr beliebt sind, werden wiederum von den Tea Tastern genau geprüft, um nicht nur eine hohe geschmackliche Qualität, sondern auch einen gleichmäßigen Geschmack zu garantieren. Jede Ernte kann Unterschiede aufweisen, die aber im Endprodukt nicht wahrnehmbar sein sollten, damit der Verbraucher zu jeder Zeit seinen geschätzten Tee in bester Qualität und gleichbleibendem Geschmack erhält.

Grobschnitt, Feinschnitt oder Instant Kräuter- und Früchtetees sind in verschiedenen Angebotsformen erhältlich: Als lose Ware (auch Grobschnitt genannt), als Aufgussbeutel bzw. Feinschnitt und als Instantprodukt. Der Grobschnitt wird von Fachleuten auch als "Concis" bezeichnet. Die Schnittgrößen variieren zwischen 4 und 15 mm. Die Korngröße des Feinschnitts, der vorwiegend für Teebeutel verwendet wird, beträgt etwa ein Zehntel davon. Mit dem Grobschnitt als lose Ware, dem Feinschnitt als Teebeutel und dem Instantprodukt steht dem Teeliebhaber auch hinsichtlich der Zubereitung ein umfangreiches Angebot zur Verfügung. Je nach Bedarf oder Neigung kann er die lose Ware wählen, die sich für die Zubereitung einer Kanne Tee anbietet, den Teebeutel, der ideal für eine Tasse portioniert ist oder – für den ganz schnellen Genuss – das Instantprodukt. Eines ist allen Varianten gemeinsam: das unverwechselbare Geschmackserlebnis. {au}Dr. Eva-Maria Schröder, Tutzing

Die Serie im Überblick

Bisher sind von unserer Serie "Tee und seine Sorten" erschienen:

  • Grüntee (DAZ Nr. 17/2006, S. 59f)
  • Rotbuschtee (DAZ Nr. 20/2006, S. 82f)
  • Matetee (DAZ Nr. 23/2006, S. 61f)

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