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Dem alten Neuen eine Chance (Kommentar)

Nun also Ulrich Krötsch: Nach acht Jahren der Ära Johannes Metzger soll der Apotheker aus dem Münchner Umland die Bayerische Landesapothekerkammer durch raue See steuern. Das wird nicht einfach, soviel kann man angesichts der herrschenden Umstände feststellen – der Wind bläst aus allen Richtungen, der Seegang nimmt bedrohliche Höhen an, nicht immer ist Land und damit ein sicherer Hafen in Sicht.

"Ich bin Segler!" sagt Ulrich Krötsch, ihm dürfte stürmisches Wetter also nicht unbekannt sein. Vielleicht ist das ein Grund, warum der Ex-Pharmazierat die seit Jahrzehnten spannendste Präsidentenwahl in Bayern so gelassen über sich ergehen ließ. Nur bei der kurzen Vorstellung seiner Grundsätze war ihm die leichte Nervosität anzumerken, die angesichts der 42 Mann starken Opposition in der Delegiertenversammlung nicht verwunderlich ist.

Doch Krötsch kommt aus der Mehrheitsfraktion und hat dort starke Bataillone, auch im Bayerischen Apothekerverband. Dessen Vorsitzender Reichert hatte ihn mit den Worten vorgeschlagen: "Krötsch ist hervorragend für das Amt des Präsidenten geeignet!" Da weiß man, woher der Wind weht. Da hatten Gegenkandidat Hieble und dessen Verbündeter Gaull keine Chance auf Machtbeteiligung.

Krötsch ist ein Mann des bayerischen Apo-Establishments, seit Jahren auf den Sesseln zuhause, die Macht bedeuten. Als Vize von Metzger muss er sich die Kritik an dessen manchmal autokratischem Führungsstil auch zu Herzen nehmen, als einer aus dem inneren Zirkel der ABDA steht er auch dort im Fokus der Kritiker. Da braucht er Nehmerqualitäten – die hat Ulrich Krötsch schon bewiesen. Jetzt sagt er: "Ich werde meinen eigenen Stil finden, ich werde einiges anders machen." Das wird nötig sein. Alter Wein in neuen Schläuchen – das bringt nichts mehr!

Erste Zeichen lassen hoffen: Er will die Opposition in Bayern einbinden. Er setzt entschieden auf Selbstreinigungsprozesse im Apothekerberuf, er fordert noch mehr Ehrlichkeit im Auftreten nach außen. Er scheint flexibler als sein Vorgänger zu sein und ihm sind auch unkonventionelle Entscheidungen durchaus zuzutrauen: "Warum sollen wir nicht zum Gesundheitsmanager der Bevölkerung werden", fragt er. Wenn man ihn denn lässt. Krötsch ist für manche in Bayern nämlich nur ein Übergangspräsident.

Nun liegt es an ihm, mit Hilfe des neuen Vorstandes das Gegenteil zu beweisen. Die bayerischen Apotheker brauchen frischen Wind und neue Ideen, zum Beispiel in der Außendarstellung gegenüber der Öffentlichkeit und im Verhältnis zur Politik. Das Verwalten des kleiner werdenden Pharmakuchens sollte Krötsch nicht genug sein – er sollte den Schlagzeugkurs, den er jetzt macht, auch dazu nutzen, auf die Pauke zu hauen und den Takt anzugeben. Wir wünschen ihm dazu alle Kraft und viel Glück!

Lutz Bäucker

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