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Krötsch neuer Kammerpräsident: Machtwechsel in Bayern

MÜNCHEN (hev). Auf der konstituierenden Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer am 21. Juni 2006 in München wurde Dr. Ulrich Krötsch zum Nachfolger von Kammerpräsident Johannes Metzger gewählt. Dieser stand nach zwei Amtsperioden, in denen er auch vier Jahre das Amt des Präsidenten der Bundesapothekerkammer inne hatte, für eine Neuwahl nicht mehr zur Verfügung. Johannes Metzger dankte den Delegierten für die Mitarbeit und das Vertrauen. Auch wenn er es nicht immer jedem habe Recht machen können, überlasse er dem kommenden Vorstand ein gut bestelltes Feld und ein geordnetes Haus.

Johannes Metzger stand nach eigenen Angaben, sowohl aus privaten aber auch prinzipiellen Gründen für eine weitere Amtsperiode nicht mehr zur Verfügung. In seiner Begrüßungsrede stellte er allerdings klar, dass er weiterhin in Kontakt zur Gesundheitspolitik stehe. So konnte er berichten, dass ihm die Bayerische Staatsministerin für Soziales, Christa Stevens, signalisierte, es seien nach aktuellem Stand der politischen Diskussion bei den Strukturen der Apotheken keine Veränderungen geplant. Dennoch werde es, so Metzger, immer schwieriger gegenüber der Politik, das "doppelte Privileg" – nur Apotheker dürfen Arzneimittel im Rahmen einer Preisverordnung abgeben – zu verteidigen. Der Gegner sei der Zeitgeist und den Apothekern bleibe hier nur die Macht der Argumente.

Blick nach vorn Zum Nachfolger Metzgers wurde der bisherige Vizepräsident Dr. Ulrich Krötsch gewählt, der sich mit 57 Stimmen gegen seinen Herausforderer Thomas Hieble (37 Stimmen) durchsetzen konnte. In seinem Plädoyer nannte Krötsch drei Ziele seiner zukünftigen Arbeit:

  • Ausbau der pharmazeutischen Qualität durch Förderung der Fort- und Weiterbildung sowie des QMS,
  • Nutzung der in der Vergangenheit aufgebauten und bestehenden politischen Kontakte für die Interessen der Apotheker und
  • weiterhin verstärkter Einsatz für den Erhalt des freien Heilberufes.

Kritik aus der Opposition Gegenkandidat Thomas Hieble hatte in seiner Bewerbungsrede bemängelt, dass die bestehenden politischen Kontakte nur unzureichend genutzt würden und die Bilanz der ABDA-Politik jämmerlich sei. Für das von der Bayerischen Landesapothekerkammer zur Verfügung gestellte Geld müsse hier mehr Leistung gezeigt werden. Auch forderte Hieble eine Entrümpelung bzw. Überarbeitung der Apotheken–betriebsordnung sowie einen Bürokratieabbau im Apothekenalltag, damit der Apotheker endlich wieder seinem tatsächlichen Beruf nachgehen könnte. Des Weiteren forderte er – wie vor kurzem von der Hamburger Kammerversammlung beschlossen – für die Apotheken in Bayern einen umsatzunabhängigen Kammerbeitrag.

Weitere Wahlergebnisse Bei der Wahl zum 1. Vizepräsidenten gab es ebenfalls zwei Kandidaten. Während Jutta Rewitzer von der Wahlliste des Bayerischen Apothekerverbandes auf ihre langjährigen Erfahrungen und bestehenden Kontakte verweisen konnte, bot sich Matthias Gaull als Bindeglied zwischen Apothekern und Politik an. Aufgrund seiner bestehenden Verbindungen in die Politik könne er als Vizepräsident und Kooperationspartner von Krötsch erreichen, die Apotheker in den entscheidenden Gremien zu deren Vorteil zu vertreten. Auch mahnte Gaull an, dass die Apotheker eigene Lösungen für das Gesundheitswesen selbst entwickeln und der Politik anbieten müssten. Jutta Rewitzer setzte sich gegen den erstmals zum Delegierten gewählten Gaull mit 53 zu 38 Stimmen durch. Zum zweiten Vizepräsidenten wurde Pharmazierat Thomas Benkert mit 55 Stimmen gewählt. 38 Stimmen entfielen auf den Gegenkandidaten Hieble. In allen weiteren sechs Wahlgängen zum Vorstand wurden stets die Kandidaten aus der Liste des Bayerischen Apothekerverbandes gewählt. Bei der Besetzung des Haushalts-, Beitrags- und Einspruchsausschusses geschah dies in gleicher Weise. Nur in den Fortbildungsausschuss und den neu installierten Ausschuss für Gesundheitspolitik wurden je ein Delegierter gewählt, der nicht auf der Liste des Bayerischen Apothekerverbands stand.

Der von dem stellvertretenden Geschäftsführer Dr. Volker Schmidt vorgestellte Haushalt für die Kammer 2006 wurde mit wenigen Gegenstimmen genehmigt und beschlossen.

Längere Diskussionen löste der Antrag des Vorsitzenden des Bayerischen Apothekerverbandes Gerhard Reichert aus. Dieser schlug vor, einen Ausschuss zu bilden, der untersuchen sollte, ob durch einen eventuellen "Datendiebstahl" der Adressliste der Kammermitglieder ein Schaden für diese entstanden sei.

Auf Vorschlag des neu gewählten Präsidenten und unter lang anhaltendem Beifall der großen Mehrheit des Plenums wurde die Ernennung von Johannes Metzger zum Ehrenpräsidenten bestätigt.

In seinem Schlusswort versprach Präsident Krötsch, er werde Vertreter aller bayerischen Apotheker sein.

Die Wahl im Überblick

Ergebnis der konstituierenden Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer

Präsident: Dr. Ulrich Krötsch, selbständiger Apotheker

1. Vizepräsidentin: Jutta Rewitzer, angestellte Apothekerin

2. Vizepräsident: Thomas Benkert, selbständiger Apotheker

1. Beisitzerin: Elke Wanie, angestellte Apothekerin

2. Beisitzerin: Sonja Stipanitz, selbständige Apothekerin

3. Beisitzer: Ludwig Müller, angestellter Apotheker

4. Beisitzerin: Margit Schlenk, selbständige Apothekerin

5. Beisitzerin: Cynthia Milz, angestellte Apothekerin

6. Beisitzer: Ulrich Koczian, selbständiger Apotheker

In die Bayerische Delegiertenversammlung wurden für die Periode 2006/2010 100 Vertreter gewählt (40 Apothekerinnen und 60 Apotheker).

Von diesen sind 63 Apothekenleiter, 29 in öffentlichen Apotheken angestellt, 2 sind in der Industrie tätig, 4 in der Verwaltung und 2 sind zurzeit nicht berufstätig. Die durchschnittliche Wahlbeteiligung betrug 46%.

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