Pharmaspektrum

Bayer und Schering: Neue Spannung um Übernahme

LEVERKUSEN (tmb). Mit Spannung wird das Ende der Angebotsfrist zur Übernahme der Schering AG durch den Bayer-Konzern am 14. Juni (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) erwartet. Denn gemäß verschiedenen Medienberichten stockte die Merck KGaA seit der vorigen Woche ebenfalls ihre Anteile an Schering auf. Über die Motive der Darmstädter wird heftig spekuliert.

Merck hatte zunächst Schering für 77 Euro pro Aktie übernehmen wollen und das Angebot zurückgezogen, nachdem Bayer 86 Euro pro Aktie geboten hatte. Während Merck Anfang Juni noch einen Anteil von etwa 5 Prozent an Schering hielt, soll der Anteil gemäß einer Meldung der US-amerikanischen Börsenaufsicht am Freitagabend 18,6 Prozent betragen haben. Das Handelsblatt verwies bereits am vergangenen Freitag auf Börsenexperten, die in den Käufen von Merck einen Versuch sehen, den Minderheitenanteil an der künftigen Bayer Schering AG zu erhöhen. Um die Minderheiten beim späteren Abschluss eines Beherrschungsvertrages abzufinden, könnte Bayer gezwungen sein, deutlich mehr als 86 Euro pro Aktie zu zahlen, möglicherweise sogar über 100 Euro pro Aktie. Außerdem wurde vermutet, Merck könne mit seinen Aktienkäufen Hedgefonds ermutigen, ebenfalls Minderheitenanteile an Schering zu halten. Am Montag wurde dagegen in verschiedenen Medien spekuliert, Merck strebe eine Sperrminorität an. Allerdings würde ein Scheitern der Übernahme auch Merck belasten, weil die gerade erworbenen Schering-Aktien dann deutlich an Wert verlören. Manche Analysten vermuten bei Merck wiederum eine strategische Positionierung zur Übernahme einzelner Geschäftsbereiche oder Patente.

In einer Presseerklärung vom Freitag bezeichnete Bayer die Vorgehensweise von Merck als "nicht nachvollziehbar". Denn Merck zahle nun einen Preis, den es noch vor einigen Wochen als nicht gerechtfertigt bezeichnet hatte. So wirke das Verhalten von Merck "wie der Versuch einer Blockade-Politik, um die Übernahme der Aktien durch Bayer zu erschweren".

Eine solche Vorgehensweise sei von strategischen Investoren bisher nicht bekannt. Außerdem habe Merck seine Absichten dem Markt bisher nicht mitgeteilt und lasse so die Investoren über seine Strategie im Unklaren. Bayer-Vorstand Werner Wenning bekräfigte, weiter fest zur Übernahme entschlossen zu sein. Die Kombination der Pharmageschäfte von Bayer und Schering schaffe nachhaltig Werte.

Vor diesem Hintergrund hat Bayer Schering-Aktien über die Börse erworben. Bis Freitag-abend soll Bayer einen Anteil von 61,52 Prozent an Schering erreicht haben, einschließlich des über elfprozentigen Anteils von der Allianz AG. Bedingung für die Übernahme ist ein Anteil von 75 Prozent. Solange nicht bekannt ist, wer die übrigen Aktien hält und wem diese angeboten werden, bleibt der Ausgang des Übernahmeangebots äußerst spannend.

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