Arzneimittel und Therapie

Beratung von Diabetikern: Erheblich verbesserte Blutzucker-Selbstkontrolle

Wie kaum eine andere Patientengruppe sind Diabetiker am Erfolg ihrer Therapie direkt beteiligt. Qualifizierte Apothekerinnen und Apotheker können einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Versorgungsqualität leisten, wie die aktuell veröffentlichte EDGAr-Studie (Evaluation der Durchführung von Glucose-Selbstkontrollen von Menschen mit Typ-2-Diabetes in Apotheken) zeigte.

Etwa drei Millionen Menschen gehen in Deutschland täglich in eine Apotheke, 360.000 davon sind Diabetiker. Sie müssen häufig ausgeklügelte Therapiemaßnahmen in ihrem Alltag möglichst exakt umsetzen. Basis der Behandlung sind regelmäßige Blutzuckermessungen. Die EDGAr-Studie (Evaluation der Durchführung von Glucose-Selbstkontrollen von Menschen mit Typ-2-Diabetes in Apotheken), die kürzlich auf der Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Leipzig präsentiert wurde, belegt, dass die Anleitung in der Apotheke die Qualität der Blutzuckermessungen deutlich verbessert.

Üben, bis der Wert stimmt

Ziel von EDGAr war es, die Messkompetenz der Patienten bei der Blutzucker-Selbstmessung und den Erfolg einer einmaligen Intervention in der Apotheke zu untersuchen. Insgesamt nahmen 462 zufällig ausgewählte Typ-2-Diabetiker teil, die in 32 Apotheken mit nachgewiesener Diabeteskompetenz, etwa mit einer Zertifizierung nach DDG/BAK (siehe Kasten), beraten wurden. Beim ersten Termin in der Apotheke führte der Patient mit seinem eigenen Blutzuckermessgerät eine Glucoseselbstmessung durch. Die einzelnen Schritte wurden in der Apotheke dokumentiert und die Fehler anhand einer Checkliste überprüft. Bei Bedarf wurde der Patient entsprechend eingewiesen und die Messung so lange geübt, bis sie richtig durchgeführt wurde. Wie erfolgreich die Patientenschulung war, wurde bei einem zweiten Termin etwa sechs Wochen später geprüft.

Halbierung der Fehlerquote

Das Ergebnis zeigt, dass bereits eine einmalige Aufklärung in der Apotheke die Blutzucker-Selbstkontrolle bei Diabetikern deutlich verbessert. Und dass dies dringend notwendig ist: Bei der ersten Blutzucker-Selbstmessung in der Apotheke machten immerhin 83% der Diabetiker mindestens einen Fehler. Beim zweiten Termin, also sechs Wochen nach Einweisung und Übung in der Apotheke, waren es nur noch 41%. Die durchschnittliche Fehlerzahl pro Teilnehmer ging von 3,1 auf 0,8 zurück. Bedienungsfehler und geräteunabhängige Fehler waren insgesamt etwa gleich häufig und wurden durch die Aufklärung vergleichbar gut beeinflusst. Fehler, die potenziell zu einem falschen Messergebnis führen, nahmen durch die Einweisung von 61% auf 24% ab. Dazu gehörte vor allem das Waschen, Trocknen und Desinfizieren der Hände (48% versus 8%) und das Herauspressen des Blutes (47% versus 17%).

"Notwendig und effektiv"

Fazit von Prof. Dr. Martin Schulz vom Zentrum für Arzneimittelinformation und Pharmazeutische Praxis (ZAPP) der ABDA: "Beratungen zur Durchführung von Blutzucker-Selbstkontrollen in Apotheken sind notwendig und effektiv." Interessierte Apotheker können Arbeitsmaterialen (Standardarbeitsanweisungen, Checklisten zur Qualitätssicherung der Patientenberatung in der Apotheke) bei der ABDA www.abda.de anfordern.

Wie kaum eine andere Patientengruppe sind Diabetiker am Erfolg ihrer Therapie direkt beteiligt. Qualifizierte Apothekerinnen und Apotheker können einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Versorgungsqualität leisten, wie eine Studie zeigte: Schon eine einmalige Erklärung in der Apotheke kann die Fehlerquote senken.

Zertifizierte Fortbildung

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft und die Bundesapothekerkammer haben für das "Coaching im Alltag" von Diabetikern durch Apothekerinnen und Apotheker eine zertifizierte Fortbildung entwickelt. Bislang haben über 5500 Apotheker in Deutschland dieses Angebot wahrgenommen und sich so in besonderer Weise für die Betreuung von Diabetes-Patienten qualifiziert.

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