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DPhG: Zeitnahe Aktualisierung von Fachinfos gefordert

Die Entwicklung von Arzneistoffen, die hochselektiv in physiologische und pathophysiologische Prozesse des Organismus eingreifen, hat in den vergangenen Dekaden die naturwissenschaftlich begründete Medizin und deren Erfolge entscheidend geprägt. Ungeachtet dieses pharmakotherapeutischen Fortschritts treten jedoch gegenwärtig bei ca. 5% der medikamentös behandelten Patienten unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) auf.

Von stationär aufgenommenen Patienten erleiden ca. 6% eine UAW. Auf internistischen Stationen sind sogar bei über 20% der Patienten UAW beobachtet worden. In einer vielfach zitierten Metaanalyse wurde geschätzt, dass 1994 in den USA 106.000 Patienten an den Folgen einer UAW starben (Lazarou et al: Incidence of adverse drug reactions in hospitalized patients: a meta-analysis of prospective studies. JAMA 1998, 279, 1200-1205). Dies entsprach in der Todesursachenstatistik der vierten bis sechsten Stelle der Häufigkeitsstatistik.

Auch in der Bundesrepublik Deutschland ist nach verschiedenen Studien und Hochrechnungen mit einer großen Zahl von Todesfällen, die durch Arzneimittel verursacht werden, zu rechnen. Dabei wird meist außer Acht gelassen, dass viele – wenn nicht überhaupt ein Großteil dieser Fälle – auf Arzneimittelinteraktionen beruhen, die durch gleichzeitige Behandlung mit zwei oder mehr Arzneistoffen auftreten können.

Fachinformationen (summary of product characteristics, SPC) können für Therapeuten eine wichtige Informationsquelle sein, besonders im Hinblick auf Arzneimittelinteraktionen bzw. deren Vermeidung. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen (Bergk et al.: Information deficits in the summary of product characteristics preclude an optimal management of drug interactions: a comparison with evidence from literature, Eur J Clin Pharmacol, 2005, 61: 327-335) legen allerdings nahe, dass in Deutschland verfügbare Fachinformationen nicht oder nur unzureichend auf mögliche Interaktionen hinweisen bzw. Handlungsanleitungen zu deren Vermeidung liefern. Als Begründung für diesen Missstand geben die Autoren an, dass zwar viele Standardinformationsquellen zu Interaktionen (DRUGDEX, Hansten/Horn's Drug Interactions Analysis and Management, Stockley's Drug Interactions) einem permanenten Aktualisierungsprozess auf der Grundlage von neuen klinisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen über Interaktionen unterliegen, Fachinformationen von diesem Prozess jedoch weitgehend ausgeschlossen sind.

Vor diesem Hintergrund und im Sinne der Patientensicherheit fordert die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft deshalb gesetzliche Regularien, die sicherstellen, dass klinisch-wissenschaftliche Erkenntnisse zur Vermeidung von Arznei–stoffinteraktionen zeitnah Eingang in Fachinformationen finden können. Eine solche Vorgehensweise würde zweifelsfrei einen signifikanten Beitrag zu einer optimierten Pharmakotherapie in Deutschland leisten.

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