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OTC-Arzneimittel aus Sicht der Verbraucher: Überflüssiger Ballast?

BONN (diz). Seit dem Ausschluss der OTC-Arzneimittel aus der GKV-Erstattung hat sich die Sichtweise der Bevölkerung gegenüber diesen Präparaten verändert. Wie die Analyse des Kölner Marktforschungsinstituts Psychonomics im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH) ergab, sehen die GKV-Versicherten den Ausschluss als Indiz dafür, dass OTC-Arzneimittel nicht besonders wirksam und auch nicht notwendig sind.

Die Studie ergab, dass der im Rahmen des GMG vorgenommene Erstattungsausschluss von OTC-Präparaten die Sichtweise der Bevölkerung gegenüber OTC-Präparaten stark beeinflusst und zu einer negativen Stigmatisierung der OTC-Kategorie beigetragen hat. Dieses dadurch entstandene negative Image geht sogar so weit, dass die Versicherten argwöhnten, es handele sich bei den ausgeschlossenen OTC-Präparaten um "überflüssigen Ballast", also Arzneimittel, die nicht besonders wirksam und auch nicht notwendig sind. Das Rezept aus der Hand des Arztes sehen die Versicherten als amtliche Beglaubigung für den Nutzen und die Werthaftigkeit eines Arzneimittels. Offensichtlich konnte der Verlust des Arztes als "Gewährinstanz" bislang nicht durch andere Instanzen wie zum Beispiel den Apotheker kompensiert werden. Als Konsequenz, so schlussfolgert die Analyse, wird daher häufig auf die Anwendung rezeptfreier Arzneimittel verzichtet und stattdessen eher zu traditionellen Hausmitteln gegriffen.

Nach Ansicht des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH) sind diese Marktforschungsergebnisse als ernstzunehmend und glaubhaft zu bewerten, da die Marktentwicklung der Selbstmedikation seit dem GMG kaum anders als mit einer negativen Grundeinstellung der Bevölkerung zu den OTC-Präparaten erklärt werden könne.

Verordnungsrückgänge nicht kompensiert

Der Erstattungsausschluss rezeptfreier Arzneimittel durch das GMG führte in den vergangenen beiden Jahren zu einem Rückgang der auf Kassenrezept verordneten OTC-Präparate um rund 65%. Die Selbstmedikation ist dagegen nur in geringem Umfang gewachsen, die Verordnungsrückgänge konnten nicht kompensiert werden. Die Patienten verzichteten demnach in einem Umfang von mehr als 100 Mio. Packungen im Jahr auf die Therapie mit rezeptfreien Arzneimitteln. Dies veranlasste den BAH dazu, ein Marktforschungsinstitut (Icon Added Value) mit einer weiteren Studie zu beauftragen, um den Gründen hierfür nachzugehen.

Die im Januar 2006 durchgeführte repräsentative Befragung ergab, dass Markensympathie und Markenvertrauen bei rezeptfreien Arzneimitteln vergleichsweise gering ausgeprägt sind. Männer beurteilten dabei die Präparate insgesamt kritischer, die kritische Sichtweise gegenüber OTC-Präparaten verstärkte sich auch mit zunehmendem Lebensalter. Nur 50 bis 60% der Befragten schreiben den rezeptfreien Arzneimitteln positive Produkteigenschaften zu wie "wirksam, bewährt, zuverlässig und sicher". Die Eigenschaft "unbedenklich" messen sogar nur 30 Prozent der Befragten den OTC-Produkten bei.

Auch den Nutzen rezeptfreier Arzneimittel bewerteten die Befragten insgesamt als sehr gering. Nur etwas mehr als 40% der Patienten glauben, dass OTC-Produkte auch das Vertrauen ihres Arztes haben. Und: Nur jeweils 30 bis 40% vertreten die Auffassung, dass OTC-Produkte ihr Geld wert sind, dass sie genauso wirksam wie verschreibungspflichtige Arzneimittel oder dass sie für die eigene Gesundheit unverzichtbar sind.

Auf der anderen Seite glauben nur etwas mehr als 20% der Befragten, dass rezeptfreie Arzneimittel tendenziell weniger Nebenwirkungen als verschreibungspflichtige Medikamente haben. Auch bezüglich des Produktnutzens sind Männer deutlich kritischer als Frauen. Analysiert man die Befragung nach Altersgruppen, zeigt sich allerdings auch, dass ältere Patienten doch weniger gern auf ihre Selbstmedikationsprodukte verzichten möchten, obwohl sie die Produkteigenschaften der OTC-Präparate negativer bewerten.

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