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EU-Gesundheitsminister: Europa braucht eine starke Pharmawirtschaft

ATHEN (diz). Die EU-Ratsvorsitzende der Gesundheitsminister und österreichische Bundesgesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat setzt sich für eine starke Pharmawirtschaft in Europa ein. Dazu gehören die Stärkung der Pharmaforschung (Innovationen), neue Wege in der Preisbildung, die Förderung von OTC zur Kostenentlastung der Solidarsysteme und die Stärkung der Selbstverantwortung der Versicherten. Dieses Statement gab sie auf der 42. Jahrestagung des Europäischen Verbands der Arzneimittelhersteller (AESGP) in Athen ab, an der vom 7. bis 9. Juni rund 400 Vertreter der europäischen Arzneimittelhersteller teilnahmen.

Arzneimittel sieht die Ministerin als wesentliche Säule der medizinischen Therapie, auch als wichtige Alternative zu chirurgischen Eingriffen. Als Beispiel nannte sie den Einsatz von Protonenpumpenhemmern, die in vielen Fällen einen operativen Eingriff ersparten. Die Arzneimittelindustrie und der Arzneimittelhandel sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der EU, auch arbeitspolitisch. Dies zeige auch der zum Teil hohe Anteil der Arzneimittelkosten an den Gesundheitskosten, der beispielsweise in Polen bei 30%, in der Slowakei bei 40% und in Deutschland oder Österreich bei etwa 15 bis 17% liege. Als große Herausforderung für die EU nannte Rauch-Kallat die Stärkung der Pharmaforschung und des Beschäftigungsstandorts Europa. Bei der Preisbildung für Arzneimittel kündigte sie neue Wege an, Kosten in den Erstattungssystemen müssten kontrolliert werden.

Eines ihrer Anliegen ist ein geschlechterspezifischer Ansatz beim Einsatz von Arzneimitteln (gender based medicine). Da der Organismus und die Krankheiten von Männern und Frauen unterschiedlich seien, müsse auch die Anwendung der Arzneimittel stärker geschlechterspezifisch erfolgen (beispielsweise Entwicklung von Arzneimitteln für Männer und Frauen, Berücksichtigung der geschlechterspezifischen Dosierung von Arzneimitteln im Beipackzettel).

Aktion "Arzneimittel-Sicherheitsgurt"

Den Einsatz von OTC-Arzneimitteln sieht die EU-Gesundheitsministerin durchaus als Wettbewerbsinstrument zur Kostenentlastung im Gesundheitssystem an. Der Kostendruck auf das Solidarsystem könne durch eine stärkere Selbstverantwortung der Versicherten gemildert werden. Die Sicherheit der Anwendung von Arzneimitteln zu erhöhen – auch dafür will sich Rauch-Kallat in der EU stark machen. So setzt sie in hohem Maß auf die Beratung in der Apotheke. Als Gesundheitsministerin von Österreich konnte sie von zahlreichen positiv verlaufenen Aktionen zusammen mit der österreichischen Apothekerkammer berichten.

Vor den Gefahren durch den Internethandel mit Arzneimitteln, auch mit OTC-Präparaten, warnte sie deutlich. Die Gefahr, dass über diesen Kanal gefälschte Arzneimittel vertrieben werden, sei hoch. Als vorbildlich stellte sie das zusammen mit der österreichischen Apothekerkammer eingeführte Modell "Arzneimittel-Sicherheitsgurt" heraus, bei dem der Patient auf freiwilliger Basis mit Hilfe einer Gesundheitskarte in der Apotheke einen Überblick über seine Medikation erhält, Interaktionschecks durchgeführt und Dosierungen überprüft werden.

Die Herstellung der Balance zwischen den Wettbewerbsinteressen der Industrie und der Finanzierung des Solidarsystems gehört zu ihren zentralen Handlungsprinzipien. Sie sehe mit Sorge, dass die Pharmabranche immer weniger europäisch werde. Der Zugang zu innovativen Arzneimitteln dürfe nicht verzögert werden. Wenn jedoch die Arzneimittelkosten zu hoch würden, müsse man nach einer europäischen Lösung suchen. Unterstützung erhofft sie sich in diesen Fragen vom Europäischen Pharma Forum, das die Gesundheitsminister der EU und Vertreter des Europäischen Parlaments sowie der wichtigsten Verbände im Arzneimittelbereich zusammenbringt. Die erste Sitzung ist für den 29. September 2006 geplant.

Die EU-Ratsvorsitzende der Gesundheitsminister Maria Rauch-Kallat setzt sich für eine starke Pharmawirtschaft in Europa ein. Das sagte sie auf der 42. Jahrestagung des Europäischen Verbands der Arzneimittelhersteller in Athen, an der rund 400 Vertreter der europäischen Arzneimittelhersteller teilnahmen.

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