Aus Kammern und Verbänden

AK Hamburg: Initiativen und Pläne

Bei der Kammerversammlung der Apothekerkammer Hamburg am 29. Mai standen neben bundespolitischen Themen die Öffentlichkeitsarbeit, die Verbesserung der Qualität, die Ausbildung und die neue Beitragsordnung im Blickfeld.

Zu den Verhandlungen der Regierungskoalition über die Gesundheitsreform meinte Kammerpräsident Rainer Töbing, die Politiker wollten die völlig konträren Konzepte der Regierungsparteien dabei so unter einen Hut bringen, dass jeder der Partner in der nächsten Legislaturperiode sein Konzept durchsetzen könne. Dabei habe sich die Strategie fast unmerklich geändert, und die groß angekündigte Finanzierungsreform sei nun erst der zweite Schritt. Ulla Schmidt erkläre immer wieder, die ärztlichen Honorare müssten höher sein als die Arzneimittelausgaben. Doch verschließe sich ihm diese Logik, vielmehr müssten die Ausgaben im ambulanten Bereich steigen, wenn immer mehr Behandlungen aus dem stationären Bereich hierhin verlagert werden.

Keine akute Gefahr von Apothekenketten

Zu den Forderungen von Krankenkassen nach Einzelverträgen mit den Leistungsanbietern erklärte Töbing, damit würden sich die Krankenkassen aus dem Sozialrecht verabschieden und wären ganz normale Beteiligte am Wirtschaftsleben mit allen handels- und kartellrechtlichen Konsequenzen.

Immerhin hätten die maßgeblichen Gesundheitspolitiker erkannt, dass ein Apothekenkettensystem die wohnortnahe Versorgung in der Fläche gefährden würde. Kein verantwortungsbewusster Gesundheitspolitiker wolle sich nachsagen lassen, hierzu den Anstoß gegeben zu haben. Allerdings würden Außenstehende die bestehenden Apothekenkooperationen als Ketten wahrnehmen. Die Mitglieder von Kooperationen sollten daher auf das Erscheinungsbild und den Marktauftritt der Apotheke achten.

Qualitätszirkel geplant

Zur Qualitätssicherung berichtete Töbing, dass 12 Prozent der Hamburger Apotheken von der Kammer und schätzungsweise 25 Prozent von anderen Stellen zertifiziert seien. Zur weiteren Qualitätsverbesserung werde demnächst auch Hamburg nach dem Vorbild anderer Kammern einen oder mehrere Qualitätszirkel ins Leben rufen, in denen Handlungshilfen zur Beratung und Betreuung erarbeitet werden sollen. Die Kammer werde Mitglieder mit besonderer Fortbildung in der Diabetikerversorgung zum Engagement in der Qualitäts–zirkelarbeit aufrufen.

Mehr Öffentlichkeitsarbeit

Demnächst starte auch das Medientraining für die Kollegen, die die "Gesundheitstipps der Hamburger Apotheker" im Sender Hamburg1-Fernsehen präsentieren werden. Nach einer Pilotphase mit sechs Sendungen werde geprüft, ob dies zu einer Dauereinrichtung werde.

Zudem appellierte Töbing zur Teilnahme am Tag der Apotheke am 22. Juni. Angesichts der Kritik am Motiv und Titel der Kampagne verwies er auf die "beeindruckende Referenzliste" der neu beauftragten Agentur. Die ABDA werde sie an den Ergebnissen messen.

Praxisorientierte Pläne der BAK

Töbing berichtete auch über Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer (BAK), die Anfang Mai in der Hansestadt getagt und Aspekte der Qualitätssicherung sowie den Umgang mit der Gefahrstoffverordnung beraten hatte.

Nach Meinung der BAK-Mitgliederversammlung müssten sich die vielfältigen Bemühun–gen der Apotheker um Struktur- und Prozessqualität nachweisbar in der Ergebnisqualität niederschlagen. Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit würden Belege in Form von Zahlen und Fakten erwarten. Messinstrumente ergäben sich aus dem Pseudo Customer-Konzept und den ZL-Ringversuchen.

Es sei über weitere Anreize beraten worden, mit denen die Bereit–schaft zur Teilnahme an Qualitätssicherungsmaßnahmen in den nächsten zwei Jahren messbar gesteigert werden soll. Möglich seien die Festlegung von Pflichten mit anschließender Überprüfung, finanzielle Anreize oder spezielle Informations- und Fortbildungsangebote.

Außerdem sei bei der BAK-Mitgliederversammlung ein Konzept zur Umsetzung der neuen Gefahr–stoffverordnung beschlossen worden. Die BAK entwickle ein EDV-gestütztes System, das voraussichtlich im Herbst verfügbar sein werde. Darin würden insbesondere Rezepturstandards beschrieben, die sich jeweils aus der Kombination der Zubereitungsart und der Gefährlichkeit des zu verarbeitenden Stoffes ergeben. Die Gefährdungsbeurteilung und die Einordnung in die richtige Schutzstufe erfolge dann automatisiert, daraufhin seien die erforderlichen Schutzmaßnahmen ab–zuleiten.

Töbing kritisierte die neue Gefahrstoffverordnung als "bürokratisches Machwerk". Besonders problematisch sei die Gleichbehandlung aller Tätigkeiten, unabhängig davon, ob die Gefahrstoffe von Laien im Kilogramm- oder Tonnenmaßstab oder von qualifiziertem Personal in Milligrammmengen eingesetzt werden. Hier vermisse er die Verhältnismäßigkeit der Mittel.

PKA-Ausbildung geht zurück

Paul Ulmer, Vorsitzender des Ausbildungsausschusses, berichtete über die Ausbildung in Hamburger Apotheken und beklagte den deutlichen Rückgang der PKA-Ausbildungsverhältnisse seit 2002, während die Zahl der übrigen Ausbildungsplätze etwa gleich geblieben sei.

In etwa 250 der 451 Hamburger Apotheken werden derzeit 115 PKA-Auszubildende, 78 PTA-Praktikanten und 75 Pharmaziepraktikanten ausgebildet, sodass die im Pakt für Ausbildung vorgesehene 30%-Marke noch über–schritten wird. Doch sollten die Apotheker gerade die betriebsnahe PKA-Ausbildung häufiger anbieten, um den qualifizierten Nachwuchs zu sichern und das Recht auf Ausbildung für die Apotheken langfristig zu erhalten. Bei entsprechender Ausbildung könnten die PKA im kaufmännischen Bereich wesentlich mehr leisten, als dies vielfach angenommen werde. Zudem seien reichlich Bewerber vorhanden, und es gebe fast keine arbeitslosen PKA oder PTA. Um geeignete Bewerber zu finden, sollten die Stellen möglichst frühzeitig ausgeschrieben werden.

Neu: einheitlicher Kammerbeitrag

Aufgrund des neuen Hamburger Kammergesetzes für die Heilberufe verabschiedete die Kammer–versammlung zahlreiche Satzungsänderungen. Dabei wurde die Beitragsordnung neu gestaltet. Nach langer Diskussion im zuständigen Ausschuss wurde neben einem Grundbeitrag für alle Mitglieder ein einheitlicher Betriebsstättenbeitrag für alle Apotheken beschlossen. Angesichts des neuen Preisbildungssystems sei die frühere Orientierung am Umsatz ungerechter als ein Einheitsbeitrag. Eine Orientierung am Gewinn sei dagegen nicht praktikabel.

Da Kai-Peter Siemsen nach seinem Wechsel in die Gruppe der Apothekeninhaber als Vertreter der Pächter aus dem Kammervorstand ausgeschieden ist, wurde eine Nachwahl fällig. Am 30. Mai wurde die Wahl von Christine Bezold-Hornek in den Vorstand bekannt gegeben. tmb

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