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Großbritannien: Apotheker setzen verstärkt auf Lifestyle-Produkte

LONDON (jr). Der Spruch "Vorbeugen ist besser als Heilen" erlebt im Vereinigten Königreich derzeit eine Renaissance. Und während das Gesundheitsministerium zur verstärkten Gesundheitsvorsorge aufruft, stehen die Apotheker ihren Landsleuten mit gutem Rat, Vitaminen, Mineralien und Nahrungsergänzungsmitteln zur Seite.

Im Kampf gegen Volkskrankheiten nimmt das britische Gesundheitsministerium die Apotheker des Vereinigten Königreichs nur zu gern in die Pflicht. Die Fakten, mit denen sich die Regierung in London konfrontiert sieht, machen deren Anstrengungen nachvollziehbar.

Die Anzahl der unter Fettleibigkeit leidenden Briten hat sich in den letzten 20 Jahren verdreifacht, jede Stunde sterben 13 Menschen an den Folgen des Nikotinkonsums, in einigen Landesteilen entspricht die Sterberate dem nationalen Durchschnitt von 1950. Die Apotheker sehen indessen ihre Chance gekommen, neben der ohnehin verstärkten Aufklärung zur gesunden Lebensweise einen Markt zu intensivieren, der nicht zuletzt auch dem Apothekenwesen selbst zugute kommen kann – Lifestyle-Produkte.

Steigende Verkaufszahlen

Ob Vitamin- und Mineralienpräparate, Nahrungsergänzungsmittel oder Gesundheitstee, die Nachfrage steigt jährlich, wie die jüngsten Verkaufszahlen belegen. Nach Abschluss des Rechnungsjahres im Februar 2006 belief sich der Wert des Marktes für Lifestyle-Produkte auf immerhin 165 Millionen Pfund, was einem Wachstum von 6,9 Prozent zum Vorjahr entspricht. Während Fischölprodukte mit einem Marktvolumen von über 35 Millionen Pfund an erster Stelle der Beliebtheitsskala standen, folgten auf dem zweiten Platz Multivitamin- und Mineralienpräparate für Erwachsene mit einem Gesamtumsatz in Höhe von 28,5 Millionen Pfund, gefolgt von Nahrungsergänzungsmitteln für 16 Millionen Pfund. Letztere Produktgruppe wies dabei ein Umsatzwachstum von 34,8 Prozent auf.

Beratung groß geschrieben

Im Gegensatz zu vielen Supermärkten, Tankstellen oder dem Internet setzen die Apotheker vor allem auf eine umfassende Beratung, um einen verantwortungsbewussten Umgang mit den Lifestyle-Produkten zu erzielen. Die Apothekenkette Boots startete beispielsweise den Boots-Gesundheits-Club. In acht Themenbereichen wie Gewichtsreduzierung, gesundes Herz, Aufgabe des Rauchens, Vitamine und Nahrungsergänzungsstoffe, Kinder- oder Frauengesundheit nehmen sich Apotheker Fragen der Club-Mitglieder an und beraten zu Produkten und Dienstleistungen. Neben Magazinen zum gewählten Themenbereich erhalten Mitglieder Informationen per Mail und können kostenfreie Vorsorgeprogramme in Anspruch nehmen, darunter einen Augentest. Gehören dem Boots-Gesundheits-Club derzeit bereits 65.000 Mitglieder an, sollen es bis zum Jahr 2007 immerhin 2 Millionen sein. Die Kette Lloydspharmacy mit mehr als 1500 Apotheken bietet ihren Kunden einen Leitfaden zum Thema Ernährung und Lifestyle, der neben der Zusammenstellung einer gesunden Kost vor allem auch den verantwortungsbewussten Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminpräparaten zum Ziel hat. Numark, ein Zusammenschluss von über 1700 unabhängigen Apotheken, wartet im Internet mit einem umfassenden Nahrungsmittellexikon auf, welches nicht nur herkömmliche Informationen wie zu Nährwerten von Lebensmitteln bereitstellt, sondern selbst mit Hinweisen zur Lagerung und Zubereitung aufwartet oder vor möglichen Risiken warnt. Erklärtes Ziel ist es, die Bevölkerung über eine gesündere Lebensweise Effekte wahrnehmen zu lassen, die dazu anhalten, aus eigenem Antrieb der Gesundheit und somit dem Wohlbefinden dienen zu wollen. Wie erfolgreich vor allem unabhängige Apotheken in dem Marktsegment agieren, belegen die jüngsten Statistiken. Im Bereich Lifestyle-Produkte konnten sie nach Abschluss des Rechnungsjahres auf einen Umsatz von 41,1 Millionen Pfund verweisen, während Apothekenketten 24,9 Millionen Pfund zu verbuchen hatten. Zwar nimmt sich der Lifestyle-Produktemarkt im Vergleich zu dem mit 2 Milliarden Pfund Umsatz zu Buche schlagenden OTC-Markt noch immer als relativ klein aus, hat nach Ansicht von Marktbeobachtern jedoch ein immenses Wachstumspotenzial.

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